
Mehr als Nachhilfe: Eimsbütteler Schülerpate über sein Ehrenamt
Nach der Schule weiter büffeln? Nicht alle Familien können sich Nachhilfe für ihre Kinder leisten. Ein Hamburger Verein hilft mit Patenschaften aus.
Von Julia HaasMal sind es Gedichte, mal Grammatikregeln, heute ist es ein Referat über Las Vegas. Einmal pro Woche besucht Stefan Martens seinen Schützling, um gemeinsam Hausaufgaben zu machen oder für eine Klassenarbeit zu lernen – und zwischendurch einfach zu quatschen.
Nachhilfe hat Martens bereits früher gegeben, dieses Mal ist es anders. Er begleitet einen Neuntklässler, dessen Familie 2015 aus Afghanistan geflohen ist. Er unterstützt ihn dabei, im Unterricht dranzubleiben. Auf einer Sprache mitzuhalten, die er erst vor wenigen Jahren gelernt hat. Martens engagiert sich bei den Schülerpaten Hamburg. Ein Verein, der Ehrenamtliche und Schüler mit Migrationshintergrund zusammenbringt.
Eimsbütteler engagiert sich für mehr Bildungsgerechtigkeit
Ob während der Schulzeit oder im Laufe seines Studiums, immer wieder hat Martens Nachhilfeunterricht angeboten. Inzwischen ist ihm klar: Nachhilfe zu bekommen, ist aufgrund der damit verbundenen Kosten oft ein Privileg. Wer es sich nicht leisten kann, muss selbst dranbleiben – oder wird abgehängt, wenn im klassischen Schulunterricht keine Zeit für individuelle Unterstützung bleibt.
Der gemeinnützige und spendenfinanzierte Verein Schülerpaten Hamburg setzt an dieser Stelle an. Ehrenamtliche unterstützen Kinder und Jugendliche kostenlos bei schulischen Aufgaben, auf ihrem Weg ins Berufsleben oder bei alltäglichen Fragen.
Für Martens geht es dabei auch um Bildungsgerechtigkeit. Wer Menschen auf ihrem Bildungsweg unterstützt, macht sie unabhängig und sorgt dafür, dass sich ihnen Perspektiven eröffnen.
Verein unterstützt mit Schulungen und Schulmaterial
Er selbst ist seit eineinhalb Jahren dabei. Nachdem er sich damals gemeldet hatte, wurde ihm ein Schüler in der Nachbarschaft vermittelt. Inzwischen treffen sich die beiden einmal pro Woche für eineinhalb Stunden, um Deutsch und Englisch zu pauken. Wenn sein Schüler darüber hinaus eine Frage hat oder kurzfristig Hilfe braucht, ist Martens für ihn da. „Jeder entscheidet selbst, wie viel Zeit er geben möchte“, sagt er. Manche Patenschaften würden ausschließlich online stattfinden, andere treffen sich regelmäßig zum Eisessen. Martens schätzt es, mit seinem Schüler in den Lernpausen ins Gespräch zu kommen – über Sport, Religion oder welche Perspektiven sich nach der Schule eröffnen können.
Auch wenn jeder sein eigenes Ding machen kann, der Verein stärkt den Paten den Rücken. Die Ehrenamtlichen können sich via WhatsApp oder bei persönlichen Treffen austauschen, Schulungen besuchen oder bekommen bei Bedarf Schulmaterial zur Verfügung gestellt.
Es fehlt an Schülerpaten
Für Martens war es vor allem in der Anfangszeit eine Herausforderung, Deutsch als Fremdsprache zu unterrichten. Dank einer Fortbildung, die ihm der Verein ermöglicht hat, weiß er nun besser damit umzugehen.
Er ist sich sicher: Für jedes Problem findet sich eine Lösung. Wichtig sei, etwas zu tun. Während der Bedarf an Patenschaften vonseiten der Schüler groß ist, fehlt es an Ehrenamtlichen. Etwa 50 Schülerinnen und Schüler in Hamburg warten aktuell darauf, vermittelt zu werden. Darunter auch zwei in Altona und in der Sternschanze.
Ehrenämter in Eimsbüttel? Mehr dazu liest du hier:
lokal. unabhängig. unbestechlich.
Eimsbüttel+

Mit Eimsbüttel+ hast du Zugriff auf alle Plus-Inhalte der Eimsbütteler Nachrichten. Zudem erhältst du exklusive Angebote, Deals und Rabatte von unseren Partnern.