
Newcomer-Band: Crash in „Monako“
Es klingt nach einem lauen Sommertag, verträumt und vielleicht ein wenig melancholisch. Der Gitarrist Jakob Hersch fasst es dennoch als lebensbejahend zusammen. Und das obwohl genau diese Songs der Band „Monako“ in einem schimmeligen Proberaum entstehen.
Von Alicia WischhusenDer ein oder andere könnte sie auf dem Reeperbahn Festival 2018 gesehen haben. Die Rede ist von “Monako” – dem Musikprojekt von Jakob Hersch und Sadek Massarweh. Die Zukunft der Band scheint vielversprechend. Das “Diffus Magazin” erwähnte sie in ihrem Artikel “Die 5 spannendsten Newcomer auf dem Reeperbahn Festival 2018”.
Ein bisschen Indie, ein bisschen Pop. Mal RnB, mal Folk – alles irgendwie zeitlos. Klar definieren lässt sich die musikalische Richtung von Monako jedenfalls nicht. “Mal lassen wir die Songs auf einem entspannten Hip-Hop Fundament ruhen, mal sind sie ekstatisch und Loop basiert, wie der Desertblues von Tinariwen oder die Psychedeliker der Krautrock Ära. Das liegt ganz an unseren Hörgewohnheiten”, beschreibt Hersch ihre Musik.
Montreal im Geiste näher
Greifbarer macht es eine von der Band erstellte Spotify-Playlist, mit dem Titel “This is where Monako steals”, die die Lieblingsmusik der Jungs enthält.
Spielraum für Interpretationen lässt auch der Name der Band. “Einmal haben wir uns Zusammenschnitte der größten Crashs vom Grand Prix in Monaco angesehen”, erzählt der 26-jährige Jakob Hersch.
Als sie dazu ihre eigene Musik abspielten, hätten sie das dann so passend gefunden, dass sie zunächst ein Musikvideo daraus machen wollten. Aber es kam anders. “Wir fanden, dass das Wort ‘Monako’ einfach super klang und schön aussah, als es aufgeschrieben dastand”, erklärt Sänger Sadek Massarweh. “Wir wollten einen Namen, der nicht zu viel andeutet”.
Sadek Massarweh kam mit 20 Jahren aus seiner Heimat Montreal nach Hamburg, eigentlich nur, um zu studieren, aber die Stadt gefiel ihm so gut, dass er blieb.
Auch seine Eltern hätten eine Zeit lang in Hamburg gelebt und sich hier kennengelernt, berichtet der gebürtige Kanadier. “Ich wollte echt gerne diesen Ort erleben, von dem sie mir so oft erzählt haben.”

Hersch hingegen, gebürtiger Eimsbütteler, kennt den Stadtteil von klein auf. Seine Eltern seien 1988 aus der damaligen DDR gekommen und hätten durch staatliche Hilfe eine Wohnung im siebten Stock der Grindelhochhäuser vermittelt bekommen, erzählt er. Musikalisch habe er mit Eimsbüttel jedoch nichts anfangen können. Zu Beginn seiner musikalischen Karriere habe er mehr auf Rock, Punk und Indie, als auf Oldschool Hip-Hop und Deutschrap gestanden. “Da war ich wahrscheinlich Montreal im Geiste näher als Eimsbüttel”, sagt er.
Ein eigenes Reich
Massarwehs und Herschs Wege kreuzten sich in einer beliebten Eimsbütteler Studentenbar, der Pony Bar, in der sie beide jobbten und sich zunehmend Schichten teilten. Bis spät in die Nacht hätten sie hier ihre Lieblingsmusik aufgelegt und schnell gemerkt, dass sie nicht nur auf musikalischer Ebene wunderbar harmonierten. Seither tüfteln und feilen die beiden in ihrem eigenen Proberaum an neuen Songs, die sie Schritt für Schritt releasen wollen. Ihnen zur Seite steht dabei Naomie de Lorimier, die aber momentan in Montreal wohnt.
Den Proberaum beschreibt Jakob Hersch als “schimmelige Höhle”. “Kaum zu glauben, dass dabei noch so viele lebensbejahende Songs entstehen”, sagt der Gitarrist. Entweder man habe einen gut bezahlbaren Proberaum in Hamburg oder man habe einen schönen Proberaum in Hamburg, erklärt Hersch. “Ich glaube, die Tatsache, dass es unser eigener Raum ist und wir ihn nicht mit fünf anderen Bands teilen müssen, macht sehr viel aus. Es erlaubt uns Spontaneität”, fügt Massarweh hinzu.
Gerade haben die beiden ihre erste gemeinsame Single herausgebracht. “HHXMTL” – ein Song benannt nach den Flughafencodes ihrer Heimatstädte. Die Umsetzung des dazugehörigen Musikvideos wird dem Monako-Stil gerecht. Das Setting im Retro-Look, dazu Sadek Massarweh, der mit kanadischer Gelassenheit gefühlvoll ins Mikrofon singt und von Jakob Herschs verträumtem Gitarrenspiel begleitet wird.
Es ist der erste veröffentlichte Teil der EP „Monako“, die am 14. Dezember komplett herauskam. Ein Album sei vorerst aber noch nicht geplant. “Gerade lieben wir es rastlos zu sein, unablässig Musik zu schreiben und Stück für Stück zu veröffentlichen. So bleibt jede Freiheit zum Experimentieren”, erklärt Jakob Hersch.