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Nichts grünt mehr grün

Ein Garten in Eimsbüttel, das ist purer Luxus, nicht nur für Kinder und Tiere. Für einige Eimsbütteler Mieter war dies jahrelang Realität vor der Tür. Bis auf einmal alles weg war. Ganz ohne Vorwarnung.

Von Nora Helbling
Grüne Oase mitten in Eimsbüttel. Foto: Karl Heinz Letz/Dagmar Welz
Grüne Oase mitten in Eimsbüttel. Foto: Dagmar Welz

„Meine Oase in der Wüste“, nannte Dagmar Welz ihren Garten, „das Einzige, weshalb ich hier überhaupt wohne.“ Hortensien, Bambusse und Jasmin hätten dort geblüht. Vögel und Insekten hatten einen kleinen Lebensraum. Sogar ein Falke sei gesichtet worden. Tausende von Euros habe sie in den 30 Jahren, in denen sie dort wohnt, in die kleine Grünfläche gesteckt. Die Grünpflanzen dienten sogar als Lärmschutz.

Umbau im Innenhof

Jetzt allerdings sieht alles anders aus: Die Pflanzen wurden gerodet, der Boden aufgerissen, alles soll verkiest werden. „Kein Vogel piept hier mehr, kein Insekt lässt sich mehr blicken und es ist hellhöriger als je zuvor.“ Nicht nur dieser eine Garten, sondern alle, die sich in dem Innenhof der Hausgemeinschaft Clasing-, Schwencke-, Selliusstraße und Hellkamp befinden, sollen umgebaut werden. Im Nachbargarten wurde bereits gekiest. „Wieder einmal geht ein Stück Natur den Bach runter“ klagt die Mieterin Dagmar Welz.

Ein Handwerker bei der Rodung. Foto: Karl Heinz Letz/ Dagmar Welz
Ein Handwerker bei der Rodung. Foto: Karl Heinz Letz

Die Geschichte fängt mit scheinbar harmlosen Bauarbeiten an. Die Treuhandgesellschaft Mentor, die den Gebäudekomplex verwaltet, benachrichtigt zunächst die Bewohner zwar über eine Einrüstung der Gebäude, um die Außenwände zu dämmen. Detaillierte Informationen erhalten die Mieter aber nicht. Die Bewohner hoffen zunächst, dass die Maßnahmen zeitnah abgeschlossen werden und die Gärten bald von den Spuren der Bauarbeiten befreit werden können.

Eine unbefriedigende Informationspolitik

Doch dann sickert über die Handwerker und den Bauleiter durch, dass die Innenhofgärten eingekiest werden sollen. Kurz darauf findet Dagmar Welz ihren schönen Garten komplett zerstört vor, ohne Ankündigung. Vierzig Mieter organisieren sich, wenden sich an den Verein „Mieter helfen Mieter“ und schreiben mehrmals an die Firma Mentor. Sie bekommen keine Antwort. Auch weiterhin wird es an klaren Aussagen und Antworten fehlen: Die Firma Mentor betreibt gegenüber den Mietern eine unbefriedigende Informationspolitik. Nur über den Hausmeister und kleine handschriftliche Zettel kommen immer wieder widersprüchliche Informationen bei den Mietern an: Mal heißt es, jeder könne seinen Garten behalten, ein anderes Mal, dass nun doch alle Gärten verkiest würden.

Eine eindeutige Sprache spricht aber die Anwesenheit der Handwerker, die in den Gärten mit der Rodung beginnen. In der letzten Woche riefen die Mieter in der Not die Polizei, um die Zerstörung aufzuhalten. Das brachte nur eine kurze Unterbrechung

Die Firma nimmt Stellung

Der Innenhof ist nun Baustelle. Foto: Till Heinsohn
Der Innenhof ist nun Baustelle. Foto: Till Heinsohn

Auf eine schriftliche Anfrage der Eimsbütteler Nachrichten nimmt die Firma Mentor telefonisch Stellung: Es seien zwei bis drei schöne Gärten im Hinterhof gewesen, der Rest sei Müll gewesen. „Es war verkommen und wir mussten aktiv werden“, denn es seien sogar Ratten gesichtet worden, heißt es aus der Verwaltung. Auf die Frage, warum die Rodung nicht angekündigt wurde, warum auch sonst kein Gespräch mit den Mietern stattfand, hatte die Sprecherin keine Antwort.

Zu der Geschichte  gehört natürlich auch der Fakt, dass die Gärten nicht mitvermietet wurden. Die Mieter besitzen somit keinen rechtlichen Anspruch auf die Nutzung der Flächen. Fakt ist aber auch, dass die Gärten nur über private Terrassentüren betreten werden können. Es gibt keine öffentlichen Zugänge. Wenn die Mieter die Gärten nicht nutzen, tut es keiner.

Warum gibt es keinen Dialog?

Von der Verwaltung kommen widersprüchliche Aussagen. Foto: Ada von der Decken
Von der Verwaltung kommen widersprüchliche Aussagen. Foto: Ada von der Decken

Seit Jahren kümmern sich einige Mieter um diese Grünflächen, die ihnen eigentlich nicht gehören, um ein bisschen mehr Lebensqualität in der Stadt zu bekommen. Andere haben die Flächen nicht genutzt. Natürlich sei es etwas rustikal in dem Hinterhof gewesen, erzählt uns Tanja Gwiasda, eine Mieterin im Erdgeschoss. Es standen alte Öfen von Vormietern herum, die nicht entsorgt wurden. Vieles, so Gwiasda, sei aber kurzerhand integriert worden: „Bei mir im Garten waren alte Dachpfannen, die ich nicht entsorgen wollte, da sie ja nicht mein Eigentum sind. Da hab ich sie gesammelt, gestapelt und dekoriert. Jetzt ranken sich Pflanzen drum herum.“

Was Tanja Gwiasda am meisten ärgert, ist der fehlende Dialog: „Wenn die Hausverwaltung etwas am Innenhof ändern will, sollen Sie mit uns kommunizieren. Und nicht alles einfach zerstören, ohne Vorwarnung.“ Die Mieter gehen nun auch rechtlich gegen die Rodung vor.

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