Privat gepflanztes Stadtgrün soll weichen
Stefan Ideler hat in der Rellinger Straße Stadtgrün für alle gepflanzt. Nun fordert das Bezirksamt das Entfernen der Pflanzen.
Von Catharina RudschiesAls Stefan Ideler vor rund eineinhalb Jahren im Stephanusgarten aktiv wurde, hat ihn die Arbeit im Urban-Gardening-Projekt dazu bewogen, auch direkt vor seiner Tür für mehr Grün in der Stadt zu sorgen. Seither zieren kleine Bäumchen und Pflanzen den Streifen zwischen Fahrbahn und Gehweg in der Rellinger Straße. Doch Anfang September forderte das Bezirksamt ihn auf, seine eigenen Bepflanzungen zu entfernen. „Andernfalls werden diese durch das Bezirksamt Eimsbüttel entfernt“, heißt es in der Mitteilung, die das Bezirksamt an den Ast eines der Bäumchen hing.
Stefan Ideler versteht nicht, warum er die Pflanzen entfernen muss. „Ich wollte den Streifen beleben, etwas für das Auge schaffen und für mehr Luft zum Atmen sorgen“, erzählt der Eimsbütteler. Seit 30 Jahren wohnt er in einer Wohnung in der Rellinger Straße. „Seither wird der Streifen von der Stadt nicht gepflegt.“
Positiver Nebeneffekt: Mehr Platz zum Gehen
Ein bisschen ist die Bepflanzung für Stefan Ideler auch ein Protest gegen Autofahrer. „Die Autos engen uns auf den Fußwegen immer mehr ein“, beklagt er. Sie würden immer häufiger auf den Fußweg ragen, sodass weniger Platz zum Gehen bliebe. „Seit ich hier etwas mache, parken die Autos nicht mehr so weit auf den Gehweg rauf“, erzählt er. Einen „positiven Nebeneffekt“ nennt er das.
Das Bezirksamt sieht die Bepflanzung jedoch kritisch. Laut Bezirksamtssprecher Kay Becker handele es sich bei dem bepflanzten Streifen nicht um eine Grünfläche, sondern eine Verkehrsfläche. Dort seien Bepflanzungen nicht zulässig.
„Die Blumenkübel stellen mögliche Stolperfallen für Fußgänger dar und können Autos, die dort vorne an der Straße schräg parken und über den Kantstein hinausragen, beschädigen“, so Becker. Laut Bezirksamt habe es über die „Stolperfallen“ bereits Beschwerden von Anwohnern aus der Nachbarschaft gegeben. Stefan Ideler hält diese Aussage für erlogen. „Die Anwohner wissen alle, dass das meine Pflanzen sind und niemand hat sich je bei mir beschwert“, erzählt er. Ganz im Gegenteil, meint er: „Die freuen sich alle über die Bepflanzung.“ Einige Nachbarn hätten auch schon Pfirsiche gepflückt, die im letzten Sommer an dem Baum wuchsen.
„Ich tue etwas für die Öffentlichkeit“
Nach der Ermahnung des Bezirksamts ist Stefan Ideler mit dem Fachamt Management des Öffentlichen Raums in Kontakt getreten, um eine Lösung zu finden. „Der Bezirk kümmert sich nur um Paragrafen statt um das Miteinander“, sagt Ideler. „Die Stadt ist doch ein öffentlicher Raum. Ich gehöre zur Öffentlichkeit und tue etwas für die Öffentlichkeit.“ Aber der Brief sage erst einmal nur: „Da muss alles weg“, erzählt er. Er wünsche sich, dass mit ihm vernünftig geredet wird und seine Bäume bleiben können.
Obwohl jeder Bürger grundsätzlich das Recht hat, eine Sondernutzung für den öffentlichen Raum zu beantragen, hätte es in diesem Fall keine Aussicht auf Erfolg, erklärt Kay Becker vom Bezirksamt. Denn auf Verkehrsflächen könnte aus Gründen der Verkehrsgefährdung keine Bepflanzung vorgenommen werden. Deshalb hätte das Bezirksamt eine Grünpatenschaft für eine geeignete Grünfläche an einem Baum, rund 15 Meter entfernt, vorgeschlagen. „Wir würden uns freuen, wenn er bereit ist, hier eine Grünpatenschaft zu übernehmen“, so Becker.
„Von einer Patenschaft für eine andere Grünfläche wurde mir nichts gesagt“, sagt Ideler den Eimsbütteler Nachrichten. Ihm wurde im Oktober mitgeteilt, die Pflanzenkübel seien versicherungstechnisch ein Problem. Sollte ein Auto dagegen fahren, sei die Stadt verantwortlich. Das sehe Stefan Ideler ein: „Ich werde die Pflanzenkübel und Pflanzsteine nun entfernen. Aber den Baum werde ich auf keinen Fall wegnehmen. Das finde ich absurd und dafür gibt es auch keine Argumente.“ Ein Gespräch mit einem Angestellten des Fachamts Management des öffentlichen Raums stehe aber noch aus. „Den werde ich die nächsten Tage kontaktieren, dann schauen wir weiter.“