Streetfotografie: Tipps, um Eimsbüttel in Szene zu setzen
Sie fluten Instagram, jedes weitere übertrumpft das bisherige: Streetfotografien. Auf der Suche nach dem perfekten Eimsbüttel-Bild. Eine Anleitung.
Von Julia Haas„Es kommt auf den richtigen Moment an”, sagt unser Fotograf Rainer Wiemers. Seit rund fünf Jahren widmet er sich der Straßenfotografie – in der HafenCity, auf St. Pauli, im Schanzenviertel oder in Eimsbüttel. Er ist sich sicher: „Jeder kann Streetfotograf sein.” Oder es zumindest ausprobieren.
Egal, ob mit einer Kamera oder dem Smartphone. Es ist wichtig, die eigene Umgebung aufmerksam wahrzunehmen – die Schönheit im Alltäglichen zu erkennen. Das perfekte Bild braucht keine exotische Kulisse. Das urbane Treiben vor der Haustür reicht aus.
Rainer weiß, worauf es beim Fotografieren ankommt und was ein Instagram-taugliches Bild auszeichnet. Hier teilt er seine Tipps.
Tipp 1: Die Welt als Bühne
Wer fotografiert, erzählt Geschichten. Auf der Straße werden die besten gespielt. Streetfotografen wissen das für sich zu nutzen. Sie machen ihre Umgebung zur Bühne. Und warten, bis der Hauptdarsteller sie betritt.
Welche Orte eignen sich als Bühne? Halte nach interessanten Formen Ausschau. Das können Kurven, Bögen, Diagonalen oder Pfeile sein – zum Beispiel in einem Werbeplakat, in einem ungewöhnlichen Schaufenster oder an einer Straßenkreuzung. Diese Hintergründe bilden das Bühnenbild.
Jetzt heißt es abwarten. „Wer dann die Bühne betritt, hängt vom Zufall ab”, schreibt der Fotograf Rolf Nobel.
Was zeichnet einen Protagonisten aus? Er trägt auffällige Kleidung, verhält sich ungewöhnlich oder hebt sich durch einen Kontrast von seinem Hintergrund ab. Der Reiz liegt im Unvorhersehbaren.
Tipp 2: Der entscheidende Moment
Streetfotografen bereiten sich akribisch auf den Moment vor, wenn der Protagonist die Bühne betritt. Im entscheidenden Moment heißt es dann nur noch: Abdrücken!
Wie richte ich das Bild vorab ein? Experimentiere und finde die ideale Bildkomposition. Wenn sich beispielsweise hohe Gebäude im Hintergrund befinden, eignet sich eine Aufnahme im Hochformat. Waagerechte Linien im Hintergrund sprechen dafür, die Kamera im Querformat auszurichten.
Zuletzt: Finde ungewöhnliche Perspektiven. Statt immer auf Augenhöhe zu fotografieren, kannst du in die Hocke gehen oder einen erhöhten Standort aufsuchen.
Das 1×1 des Bildaufbaus
Zentralperspektive: Starke Fluchtlinien (z.B. Straßen oder Flüsse) ziehen ins Bild hinein. Die Linien treffen sich in der Mitte. Dadurch entsteht Tiefe.
Goldene Spirale: Das Motiv befindet sich in einer Ecke, der Rest verteilt sich spiralförmig darum. Dieser Aufbau sorgt für Dynamik.
Drittel-Regel: Positioniere wichtige Objekte oder Personen auf den Drittel-Linien des Bildes. Die Linien lassen sich standardmäßig in fast allen Foto-Apps oder Kameras einblenden.
Tipp 3: Die Schönheit im Alltäglichen entdecken
„Einfach ausgedrückt, geht es in der Straßenfotografie darum, die Schönheit des Alltäglichen einzufangen – normale Menschen bei normalen Tätigkeiten. Es geht darum, ein Stück Leben festzuhalten, ungeschönt und ehrlich.“ (Eric Kim, Fotograf)
Eric Kim empfiehlt als Übung, ein Objekt als Reflexion seines Schattens zu betrachten. Statt dem Objekt wird der Schatten zum Hauptmotiv. Der Perspektivwechsel hilft dabei, die eigene Sichtweise zu hinterfragen.
Tipp: Statt im Eiltempo durchs Viertel zu gehen, einen Gang zurückschalten und vertraute Pfade gemächlich ablaufen.
Tipp 4: Farben bewusst einsetzen
Lieber in Schwarz-Weiß oder Farbe fotografieren? Es kommt auf das einzelne Foto und sein Potenzial an. Eine schwarz-weiße Farbgebung macht Sinn, wenn Schatten das Bild auszeichnen oder wenn das Foto Teil einer Reportage ist. Farben sollten dann zum Einsatz kommen, wenn sie eine Symbolkraft haben. Zum Beispiel erzeugt das warme Licht im Laden eine freundliche, positive Stimmung und das Blau der Mütze lenkt den Blick auf eine typische Person im Straßenbild von Eimsbüttel: Man trägt Rucksack und hat Kopfhörer auf.
Rainer Wiemers
Der Eimsbütteler Fotograf Rainer Wiemers geht seit 40 Jahren seiner Leidenschaft fürs Fotografieren nach. Zunächst analog, seit zehn Jahren digital. Früher hat es ihn mit seiner Kamera vor allem an exotische Orte gezogen, heute schätzt er es, die kleinen, unscheinbaren Momente einzufangen und große Geschichten daraus zu machen.
Seit einigen Jahren ist er regelmäßig für das Eimsbütteler Nachrichten Magazin unterwegs. Viele seiner Fotos teilt er außerdem auf Instagram.
Was wie Hollywood aussieht, ist Eimsbüttel. Alina Behfar und Peter Kalnbach betrachten Eimsbüttel durch die Linse ihrer Kameras.
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