Synagoge am Bornplatz: Bürgermeister unterstützt Wiederaufbau
Bürgermeister Peter Tschentscher hat sich für einen Wiederaufbau der Synagoge am Bornplatz ausgesprochen. Ein möglicher Neubau findet parteiübergreifend Zustimmung.
Von Alana TongersHamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher hat sich für einen Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge im Grindelviertel ausgesprochen. „Das wäre ein starkes Zeichen für das jüdische Leben in Hamburg“, eklärte er im Interview mit dem Nachrichtenmagazin Spiegel. Ein nächster Schritt sei eine Machbarkeitsstudie zur Gestaltung und Nutzung der Synagoge. Dafür würden auch finanzielle Mittel in Aussicht gestellt. „Wir sprechen derzeit darüber, wie die weitere Förderung der jüdischen Gemeinde gestaltet wird, dabei geht es auch um den Neubau einer Synagoge“, so Tschentscher.
Damit reagiert der Bürgermeister auf einen Vorschlag der Grünen, der seit einigen Wochen parteiübergreifend Zustimmung findet. Als Reaktion auf den Anschlag von Halle hatte sich Anjes Tjark, Vorsitzender der Grünen-Bürgerschaftsfraktion, erstmals für einen möglichen Wiederaufbau der Synagoge ausgesprochen. „Das wäre ein Zeichen, das viel stärker ist, als nur der Kampf gegen den Antisemitismus“, plädierte Tjark in seiner Rede am 23. Oktober in der Bürgerschaft.
Der Vorschlag erfuhr umgehend Zustimmung vom Hamburger Landesrabbiner Shlomo Bistritzky. Innerhalb der jüdischen Gemeinde gibt es schon länger Stimmen, die sich für den Aufbau des Gotteshauses einsetzen. Positive Rückmeldungen gab es von Mitgliedern aller Bürgerschaftsfraktionen.
Förderung der jüdischen Identität in Eimsbüttel
Bezirksfraktionen der CDU und der Grünen Eimsbüttel hatten bereits vor zwei Wochen ihre Unterstützung zugesichert. „Der Wiederaufbau der Synagoge am Bornplatz wäre ein sichtbares Zeichen, dass die Politik und die Gesellschaft hinter den Juden in Hamburg stehen“, so Johannes Weiler, parlamentarischer Geschäftsführender der CDU-Fraktion Eimsbüttel, in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Gerade in Zeiten des erstarkenden Antisemitismus sei das wichtig. Beide Parteien unterstrichen die Vereinbarung zur Förderung der jüdischen Identität in Eimsbüttel im gemeinsamen Koalitionsvertrag.
Zerstörung der Synagoge 1939
Die 1906 auf dem heutigen Joseph-Carlebach-Platz eröffnete Synagoge war die bis dahin größte in Norddeutschland. In der Pogromnacht 1938 wurde sie von den Nationalsozialisten schwer beschädigt. 1939 folgte der Abriss der Synagoge, für den die jüdische Gemeinde die Kosten übernehmen musste.
Kurz darauf wurde der bis heute erhaltenen Hochbunker auf dem Areal errichtet. Das Gebäude teilt den ehemaligen Bornplatz in den Allende-Platz und den Joseph-Carlebach-Platz, benannt nach dem 1941 von den Nationalsozialisten ermordeten Hauptrabbiner Hamburgs. Seit 1988 erinnert ein Bodenmosaik auf dem Joseph-Carlebach-Platz an den Grundriss der Bornplatzsynagoge.