Tanzen mit Führungswechsel
Equality-Dancing ist vielleicht (noch) nicht jedem ein Begriff. Ein Grund mehr, an diesem Wochenende beim ETV in der Bundesstraße vorbeizuschauen. Dort finden die Deutschen Meisterschaften im Equality-Dancing statt.
Von Dagny LackAm Freitagmittag ist das Equality-Turnier in der Großen Halle des ETV schon in vollem Gange. Über einen, eigens für diesen Anlass ausgelegten, Parkettboden bewegen sich abwechselnd Damen- und Herrenpaare in glamourösen Tanzoutfits. Am Rand stehen insgesamt neun Wertungsrichter, die nach jeder Performance die Leistung der Tänzer benoten. Es ist ohne Frage ein Wettbewerb, immerhin geht es um die Qualifizierung für die Europa-Meisterschaften, und doch ist die Atmosphäre alles andere als angespannt.
Im Gegenteil: Man erkennt es in den erfüllten Gesichter der Tänzer und den begeisterten Mienen der Zuschauer – das Wichtigste ist hier nicht der Sieg, sondern die Freude am Tanzen. „Das liebe ich am Equality-Dancing. Es ist einfach viel familiärer und ungezwungener. Das ist es doch, worum es beim Tanzen gehen sollte: Spaß daran zu haben, sich gemeinsam zur Musik zu bewegen“, sagt Teilnehmerin Michaela Zimmer. Sie tanzt seit 30 Jahren und hat mit ihrer Partnerin heute schon den dritten Platz in der Gruppe B belegt.
Das erste Mal im ETV
Gut drei Jahre ist es her, dass der Vorstand des Club Céronne im ETV beschloss, sich um die Ausrichtung der Deutschen Meisterschaften im Equality-Tanzsport zu bewerben. 2013 folgte die Zusage und so kann sich der Verein dieses Jahr über ein besonderes Highlight zu seinem 125-jährigen Jubiläum freuen: Von Freitag bis Samstag wird die Große Halle des Sportzentrums zum Tanzsaal, denn dort werden dann die zehnten internationalen Deutschen Meisterschaften im Equality-Dancing ausgetragen. Höhepunkt des Events ist der Gala-Ball am Samstagabend, zu dem Tanzbegeisterte herzlich eingeladen sind.
Das Besondere am Equality-Dancing
Equality-Dancing ist eine noch recht junge Sparte des Tanzens, bei der gleichgeschlechtliche Paare sich miteinander, oder wie in diesem Fall, auch gegeneinander, zu Standard- oder lateinamerikanischen Rhythmen auf dem Parkett bewegen. Charakteristisch für den Equality-Tanzsport sind raffinierte Choreographien, welche vor allem durch die häufigen Führungswechsel zustande kommen. Eine besondere Facette, die gemischten Paaren durch die klassische Rollenverteilung beim Führungsstil vorenthalten bleibt.
Anders als zum Beispiel in Köln oder Berlin, gibt es in Hamburg keinen offiziellen Equality-Verband. Allerdings gibt es einige Tanzvereine, in denen auch Equality-Paare trainieren und Turniere ausgerichtet werden. Natürlich wäre es ein Vorteil, einen eigenen Equality-Verein in Hamburg zu haben. Andererseits hätte das zur Folge, dass die Equality-Paare dann wieder abgeschieden von den anderen Tänzern wären. „Ich finde es sehr schön, dass die klassischen Vereine diese Lücke füllen. So werden Equality-Tänzer in das klassische Tanzen integriert“, sagt Michaela Zimmer.