
A7-Deckel in Stellingen: Bald wird’s grün
Die Lärmschutztunnel in Stellingen sind lange fertig, jetzt geht es mit der Gestaltung des Deckelparks los. Warum Anwohnerinnen und Anwohner mit gemischten Gefühlen auf das neue Bauwerk vor ihrer Haustür blicken.
Von Christiane TauerDiese Ruhe. So langsam haben sich die Anwohner in Stellingen daran gewöhnt. Seit Anfang 2021 sind zwei Lärmschutztunnel im Betrieb. Dank des A7-Deckels dringt kein einziges Motorengeräusch, Hupen oder Bremsen-Quietschen mehr nach draußen.
Die DEGES als ausführende Projektmanagementgesellschaft wird das Baufeld auf dem Autobahndeckel am 1. Dezember offiziell übergeben. Dann kann die Gestaltung der Flächen auf dem Tunnel beginnen. Grün sollen sie werden.
A7-Deckel: 2025 soll alles fertig sein
„Aktuell wird angestrebt, dass die Park- und Kleingartenanlage im Sommer 2025 fertiggestellt wird“, sagt Cornelia Rosenberg von der Pressestelle des Bezirksamts Eimsbüttel. Die Ausführungsplanung erstelle das Büro „Planorama Landschaftsarchitektur“. Ein konkretes Fertigstellungsdatum stehe noch nicht fest.
Für die Anwohnerinnen und Anwohner heißt das: Mehr als zwei weitere Jahre stehen Bagger, Lkw und Bauarbeiter vor ihren Grundstücken. Andreas Seiler blickt dem gelassen entgegen. Er lebt seit Ende 2015 mit seiner Familie am Imbekstieg und kennt das Wohnen hier nur mit Baustellen.
Oben Kaffee, unten die Blechlawinen
Der Garten seines Reihenhauses grenzt wie der aller anderen Häuser auf der Westseite der Straße direkt an den neuen A7-Deckel – früher an die Autobahn. Kaum vorstellbar, dass die Bewohner hier auf der Terrasse Kaffee getrunken haben, während wenige Meter weiter unten die Blechlawinen rollten.
„Ehrlich gesagt fand ich das gar nicht so schlimm“, sagt Andreas Seiler und grinst. Er wäre auch in das Haus gezogen, wenn der Deckel nicht gekommen wäre. Aus seiner Sicht hat er nicht nur Vorteile gebracht.
Die Nachbarschaft hört jetzt mit
Angefangen bei der Größe seines Gartens. Die hinteren zehn Meter seien durch den Deckel-Bau verloren gegangen, erzählt er. Bei vielen Nachbarn mussten außerdem große Bäume gefällt werden.
Dann ist da die Stille. „Wir hören jetzt sogar, wenn 20 Häuser weiter einer lacht.“ Auch die Güterbahn, die weiter nördlich verläuft, ist nun mit ihrem Rumpeln deutlich zu vernehmen. Partys feiert er nicht mehr so häufig wie früher, als alle Geräusche im Lärm der Autobahn untergingen. Jetzt hört die Nachbarschaft mit.
Nicht jeder kennt die Vor-Deckel-Zeiten
Stefanie Daykin, die mit ihren drei Söhnen direkt neben Andreas Seiler wohnt, findet den Deckel gut. Sie kennt nicht die Vor-Deckel-Zeiten, denn sie ist erst vor zwei Jahren an den Imbekstieg gezogen.
Ob sie das auch ohne Autobahndeckel getan hätte? „Ich hätte es mir auf jeden Fall angeschaut“, sagt sie. Als Alleinerziehende könne sie es sich nicht leisten, wählerisch zu sein.
Dass jetzt mehr als zwei Jahre mit Bauarbeiten am Deckelpark vor ihr liegen: geschenkt. Sie hofft allerdings, dass die Büsche und Hecken am Rande der Parkanlage hoch genug ausfallen, damit die Spaziergängerinnen nicht dauernd in ihr Wohnzimmer schauen.
Weitläufiger Park
Die Entwürfe der Weidinger Landschaftsarchitekten, nach denen der Stellinger Autobahndeckel gestaltet wird und die aufgrund technischer Anforderungen leicht angepasst werden mussten, sehen einen weitläufig angelegten Park vor.
Mittendurch soll von der Kieler Straße bis zum Kollauwanderweg eine asphaltierte Promenade verlaufen. Fußgänger, Rollstuhlfahrerinnen und Radfahrer sollen sie gleichermaßen nutzen.
A7-Deckel: Park mit Promenade
An einigen Stellen wie etwa am Kollauwanderweg, an der Schule Wegenkamp und auf dem südlichen Deckelabschnitt im Bereich der Kleingartenanlage soll sich die Promenade verbreitern.
Ein größerer Platz mit Stufen soll nördlich des Wördemanns Wegs entstehen. Daneben eine Wiese mit Bäumen, Sträuchern und einer Freifläche zum Fußballspielen oder Drachen-Steigen-Lassen.
A7-Deckel in Schnelsen bereits fertig
Im südlichen Teil, unterhalb des Wördemanns Wegs, wird ein Kleingartenpark errichtet. Dieser soll über den Theodor-Schäfer-Damm zu erreichen sein. Um die Privatsphäre der Kleingärtner etwas zu schützen, wird eine Hecke das Areal umgeben.
Wer sich einen Eindruck von der zukünftigen Gestaltung des Stellinger A7-Deckels machen will, kann einige Kilometer weiter Richtung Norden nach Schnelsen fahren. Dort ist der Deckelpark seit September offiziell eröffnet, und er hat für eine erhebliche Aufwertung des Stadtteils gesorgt.

Sandra De Caro-Scorrano, die ebenfalls im Imbekstieg wohnt, erlebt schon jetzt, was diese Aufwertung auch bedeutet: Die Häuser rund um den A7-Deckel werden bei Kaufinteressenten beliebter.
Schon mehrfach hat sie Zettel in ihrem Briefkasten gefunden. Ob sie nicht verkaufen wolle, fragen wildfremde Menschen darin.
Häuserwert hat sich verdreifacht
„Das kommt für uns überhaupt nicht in Frage“, sagt sie. Interessehalber hätten sie aber einmal einen Gutachter kommenlassen, um den Wert ihres Reihenhauses schätzen zu lassen. Es war das Dreifache ihres Kaufpreises von vor zehn Jahren.