„Als die Nazis uns aufriefen Bücher mitzubringen“
Erich Kästner, Kurt Tucholsky, Thomas Mann. Als schädlich und unerwünscht haben die Nazis ihre Bücher eingestuft, verboten und 1933 verbrannt. Eimsbüttel erinnert sich.
Von Tanja Schreiner„Ich erinnere mich noch an den Tag, an dem die Nazis in der Schule dazu aufriefen, Bücher zur Verbrennung mitzubringen“, erzählt Uwe Storjohann. Vor genau 81 Jahren, am 15. Mai 1933, fand am Kaiser-Friedrich-Ufer in Eimsbüttel die erste Bücherverbrennung in Hamburg statt. Vier weitere Scheiterhaufen voller Bücher wurden in den folgenden Monaten in Hamburg angezündet. Gegen das Vergessen organisiert der Arbeitskreis „Bücherverbrennung – nie wieder!“ genau an dem Ort, an dem 1933 die Bücher brannten, jedes Jahr die Marathonlesung. Dieses Jahr ist die Lesung Teil des Monats des Gedenkens an die Opfer des NS-Regimes.
Wieder und wieder an die Verbrechen erinnern
Esther Bejarano, Überlebende der Konzentrationslager Auschwitz und Ravensbrück, eröffnet die Lesung. „Wir müssen wieder und wieder an die Verbrechen der Nazis erinnern“, sagte die 89-Jährige. Denn vor allem nach der Bücherverbrennung sind Menschen verbrannt, erschossen oder durch Zwangsarbeit umgebracht worden. So auch Esther Bejaranos Eltern und ihre Schwester. Noch heute sind viele Menschen antisemitisch, sagt sie. Deshalb geht sie häufig in Schulen und erzählt ihre Geschichte. „Ich möchte den Kindern vermitteln, dass sie nicht glauben sollen, was die Nazis sagen.“
Schüler interessieren sich mehr
Lächelnd hört die Zeitzeugin jetzt den Drittklässlern der Schule an der Isebek zu, die Gedichte aus ehemals verbotenen Büchern vortragen. Jedes der 22 Kinder hat ein Gedicht ausgewählt, alle wollten unbedingt mitmachen, berichtet ihre Lehrerin Renate Wegner. Andere Kinder singen oder spielen ein Stück auf ihrem Musikinstrument. Esther Bejarano freut sich über das Interesse der Schüler. „Heute stellen die Schüler viel mehr Fragen als vor 20 Jahren“, erzählt sie mit glänzenden Augen. „Das finde ich sehr wichtig.“
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