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Das Birdland ist ein Jazzclub an der Gärtnerstraße. Neben berühmten Musikern kann man hier jeden Donnerstag auch selber mal auf die große Bühne. Foto: Rainer Wiemers
Das Birdland ist ein Musikclub an der Gärtnerstraße. Neben berühmten Musikern kann man hier jeden Donnerstag auch selber mal auf die große Bühne. Foto: Rainer Wiemers
Gärtner Road

Birdland – New York? Nein, Eimsbüttel!

„Jazz ist nicht tot, er riecht nur ein bisschen streng.” Sagte Frank Zappa vor etwa 50 Jahren. Der Mann war definitiv nie am Donnerstagabend im Birdland.

Von Christian Litz

Der Jazzclub an der Gärtnerstraße ist voll an diesem Donnerstagabend, jeder Platz besetzt. Es spielt die Hausband, Männer um die 50 oder darüber, doch das Publikum ist jung. Der da könnte über 30 sein. Vielleicht. Die zwei, knapp. Die Crew dahinten, Teenager. Jugend in der Gärtnerstraße 122, Lautstärke, Beifall, Spaß, Hedonismus.

Nein, kein Nostalgie-Trip möglich im Birdland voller junger Leute am Donnerstagabend. Schlagzeugsolo, Kreischen. Jubelschreie.

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Wie kommt das? Wolff Reichert, einer der drei Betreiber des Birdland, nennt viele Gründe: „Gleich um die Ecke, an der Unnastraße, ist ein Studentenwohnheim. Von da kommen viele Stammgäste.” Der Eintritt am Donnerstagabend ist frei, was junge Menschen schätzen. Drittens: Früher gab es im Birdland nur Jazz – Swing, Bebop, Latin, Modern. Inzwischen auch Hip-Hop, Reggae, Soul. Sogar mal einen Slam. Und so wurde das Publikum jünger.

Früher, die alten Jazzer kamen später, ging es um 21:30 Uhr los. Die Jugend heute steht früher auf: Die Band im Birdland beginnt deshalb um 20:30 Uhr, und da ist der Laden schon voll. Um 2 Uhr manchmal immer noch. Es ging auch schon länger, sagt Wolff Reichert. Beschwerden gibt es keine: Guter Schallschutz und „meistens spielen wir rein akustisch”.

Jeder kann auf die Bühne

Zudem riecht Jazz gerade wieder mal sehr frisch. Wolff Reichert beschreibt das Konzept des Donnerstags: Die Hausband eröffnet den Abend, spielt eine Stunde. „Das ist die Rampe für die Sessions.” Pause. Dann kann jeder auf die Bühne. Wobei das Niveau hoch ist. Jetzt ein Gitarrensolo, sehr gefühlig, nicht hektisch, nicht hart, lebenslustig. Beifall, Schreie.

Donnerstagabend kann jeder, der ein bisschen was von Musik versteht auf die Bühne im Birdland und selber spielen. Foto: Rainer Wiemers
Donnerstagabend kann jeder, der ein bisschen was von Musik versteht auf die Bühne im Birdland und selber spielen. Foto: Rainer Wiemers

Die Band spielt, Ralph Reichert, der Bruder von Wolff, ist am Tenorsaxofon. Als sein Solo kommt, kreischt jemand. Ständig kommen neue Leute, andere gehen. Es wirbelt im Birdland, das sei gut so und gehöre dazu, sagt Wolff Reichert.

Der Proberaum im Keller

Wo der Marmorboden und die Marmor-Bühne im Club herkommen? Das war so, und damit wird diese Geschichte doch ein bisschen nostalgisch: Dieter Reichert, Vater der Brüder Wolff und Ralph, hatte im Hinterhof sein Marmorwerk – und eine Leidenschaft für Jazz. Nach getaner Arbeit ging er abends in die Kantine seiner Firma und übte Tenorsaxofon. Manchmal kam seine Band Sidewinder zum Üben. Jahrelang.

Als Dieter und seine Frau Heidi das Gebäude an der Gärtnerstraße vor dem Werk im Innenhof selbst zum Wohnhaus umplanten und umbauten, war natürlich ein großer Proberaum im Keller drin. Mit Marmor.

Das sprach sich rum in Hamburg, gute Akustik. Wenn du was Gutes hören willst, geh abends nach Eimsbüttel in die Gärtnerstraße 122, geh in den Durchgang und die steile Treppe runter. Klopfe laut an die Tür! Ach ja, wenn du ein Bier aus dem Kasten nimmst, schmeiß Geld in die Schale. Benimm dich auch sonst und zeig, dass du was über Jazz weißt. Ehrlich, da drin ist es wie in einem New Yorker Jazzclub. Du wirst ne gute Zeit haben. Gesagt, getan, und so kam das Ordnungsamt. Das gehe so nicht, das sei Gewerbe.

Das Birdland zog die Großen an

1985 wurde das Birdland eröffnet, offiziell, als Jazzclub. Mit Grandezza: Heidi Reichert, eigentlich Anwältin in einer Patentkanzlei, startete durch. Wolff Reichert, damals Teenager, erinnert sich: „Sie arbeitete halbtags, kam heim und malte Musikerporträts.” Viele. Sie hängen alle im Birdland. Alle großen Namen des Jazz. Vorlagen für Heidi Reichert waren Plattencover.

Viele Gemälde sind von den Jazzern signiert. Das Birdland zog die Großen an, und wenn einer der Stars kam, dessen Ölporträt noch nicht im Club hing, malte Heidi Reichert schneller und hatte das Bild fertig, bevor der Gig startete. Bereit zur Unterschrift.

Heidi Reichert malt die großen Jazz-Legenden auf Leinwand. Viele ihrer Bilder hängen im Birdland. Foto: Rainer Wiemers
Heidi Reichert malt die großen Jazz-Legenden auf Leinwand. Viele ihrer Bilder hängen im Birdland. Foto: Rainer Wiemers

Die Familie Reichert gründete die Jazz Federation Hamburg mit. Mitglieder durften anfangs kostenlos rein, dafür half der Verein dem Club. Viel Arbeit hätten seine Eltern investiert. Unheimlich viel Eigeninitiative gezeigt. Die Federation existiert noch. Das Birdland auch. Sie haben nichts mehr miteinander zu tun.

„I must be a bird, I feel so free at the birdland.”

Wolff Reichert erinnert sich an Familienurlaube: „Wir fuhren ein paar Mal nach Nizza zum Jazz Festival. Da sahen wir Art Blakey, James Moody oder die Marsalis-Brüder und andere, und nach und nach tauchten die dann alle bei uns auf.” Im Birdland, auf der Bühne.

Die Stars kamen, spielten im Keller des Wohnhauses: Die Liste ist beeindruckend, Diana Krall ist darauf, Chet Baker, Tommy Flanagan. Es hängen etwa 50 Bilder an der Holztäfelung der Wände und zwischendrin scribbeln Leute Botschaften wie: „I must be a bird, I feel so free at the birdland.”

Die Stars spielten hier, wenn sie nicht die ganz großen Hallen voll kriegen konnten. Aber welcher Jazzer konnte das schon in den 1980er- und 1990er-Jahren? Die Jam Session am Donnerstag etablierte sich. Aber Jazz müffelte vielleicht doch ein bisschen: 2013 schlossen die Reicherts ihren Club.

Doch dann kam schnell die Jugend: Ihre Söhne Wolff, Schlagzeuger, und Ralph, Tenorsaxofonist, übernahmen und eröffneten das Birdland im Herbst 2014 wieder. Ralph spielt inzwischen nur noch.

Was machen, das funktioniert

Ein Mit-Betreiber ist Julius Horn, der auch die Strandbar Freundlich + Kompetent im Mundsburg Center hat und Erfahrung als Konzert- und Festivalveranstalter. Nicolle Reichert, Wolffs Frau, ist die dritte Macherin. Sie ist für das Marketing zuständig. Im anderen Beruf ist sie Brandmanagerin. Wolff Reichert Diplom-Musiklehrer Jazz. Ihre drei Kinder sind gerne bei Soundchecks am Nachmittag dabei und haben nebenan Unterricht bei Abenteuer Musik genommen. Es liegt an den Genen der Familie.

Ein Abend im Birdland. Foto: Rainer Wiemers
Ein Abend im Birdland. Foto: Rainer Wiemers

Die drei Betreiber sind Pächter von Heidi und Dieter Reichert. Das Birdland ist für die drei jeweils ein Standbein. Aber eines, das kein Minus macht.

Donnerstagnacht. Freier Eintritt. Spaß und Mut. Wer will, kann auf die Bühne. Spielen können muss man aber schon. Heute sind ein paar dabei, die es besonders können. Die Stimmung ist gut und laut. Einige fangen an zu tanzen. Was eine Kunst ist zwischen den Tischen, die eng aneinander stehen, da muss man geschmeidig sein.

Die am Nebentisch sprechen französisch und haben sich einen Weinkühler organisiert. Die am Tisch vorne sprechen englisch. Ein Gitarrensolo, gespielt wie vom Professor der Schönen Künste. Beifall, lang und laut. Bass-Solo. Kreischen. Jazz riecht ziemlich frisch im Birdland am Ring 2.

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