Faire Bälle im Verein – gar nicht einfach
Faire Bälle kaufen: Für Sportvereine ist das gar nicht so leicht. Im ETV Sportzentrum ist eine Nachhaltigkeitskampagne gestartet.
Von Christian LitzKick-Off beim ETV im Sportzentrum Hoheluft am Lokstedter Steindamm: Der Hamburger Verein Mobile Bildung hat seine Kampagne Mein Sport wird Fair vorgestellt. Sie soll Sportvereine dazu bewegen, nur noch faire Bälle fürs Training und den Spielbetrieb zu kaufen.
70 Prozent aller Bälle, die in Deutschland verkauft werden, würden in Pakistan produziert, meist unter schlechten Arbeitsbedingungen. Der Rest meist in China und Indonesien.
„Faire Bälle müssen nicht unbedingt teurer sein“, sagt Michael Louwers, Referent Fairer Handel und Nachhaltigkeit im Sport bei Mein Sport wird Fair. Es gehe darum, „Nachfrage und Druck auf die Hersteller zu schaffen“. Wenn mehr faire Bälle gekauft würden, müssten die Hersteller mehr davon anbieten.
Kampagne in Sportvereinen
Wichtig sei vor allem der Arbeitsschutz, also die Bedingungen, unter denen die Bälle hergestellt werden. Es gibt Belege, dass Bälle in Pakistan und Indien von Kindern genäht werden.
Im ETV-Sportzentrum Hoheluft stellte Michael Louvers die geplanten Maßnahmen der Kampagne vor. Dazu gehören Trainingsbesuche mit fair produzierten Bällen bei Vereinen, um den Spielern zu zeigen, dass faire Bälle so gut sind wie andere.
Hinzu kommen Workshops mit Vereinsmitgliedern, um für faire Bälle zu werben und Termine, bei denen Leute aus mehreren Vereinen zusammenkommen, um sich über die Arbeitsbedingungen bei der Produktion von Bällen zu informieren.
ETV-Vorstand: Vereine sensibilisiert
Mit „Film- und Bildungsmaterialien, Ausstellungen, Leitfäden und Workshops nehmen wir die Sportvereine mit auf die Reise durch die Arbeits- und Produktionsprozesse der Sportartikelbranche“, so Michael Louwers in einer Mitteilung. Es gehe beim Thema Nachhaltigkeit auch um Arbeitsbedingungen, nicht nur um ökologisches Material.
Der Vorsitzende des ETV, Frank Fechner, sagte bei der Präsentation: „Die Vereine sind sensibilisiert. Wir rüsten seit 20 Jahren unsere Sportanlagen um. Hier haben wir LED-Flutlicht, Solar auf dem Dach. Wir sitzen in einem nachhaltigen Gebäude.“
Fifa verhindert indirekt faire Bälle
Es gebe aber ein Problem bei Bällen: Faire Bälle seien nur an einem Siegel namens Fair Trade zu erkennen. Wenn Vereine aber Bälle kaufen, die das Fifa-Siegel Matchball approved haben, dürfen diese, so will es die Fifa, kein weiteres Siegel tragen.
Das Matchball approved Siegel wird aber beim Spielbetrieb in einigen Ligen gefordert. Wenn Vereine Bälle kaufen mit dem nötigen Fifa-Siegel, wüssten sie nicht, ob sie fair sind oder nicht, so Frank Fechner. Sein Vorschlag: Mein Sport wird Fair solle Lobbyarbeit bei den großen Sportverbänden machen. Und: Versuchen, die Großhändler ins faire Boot zu holen.
Interesse für fairen Handel wecken
Michael Louwers sagte, es gehe „langfristig darum, das Interesse für fairen Handel und Nachhaltigkeit allgemein zu erhöhen“, indem man „durch den Sportbereich andere erreiche“.
„Mein Sport wird Fair“ soll die Schulbehörde dazu bringen, faire Bälle für den Sportunterricht zu kaufen. Das wird sie sowieso. Doch der Senat finanziert die Kampagne: