Feuerwerk zu Silvester: Alles wie immer?
Das Feuerwerk ist zurück. Hamburg darf wieder böllern. Ist damit alles beim Alten? Hoffentlich nicht, findet unsere Autorin.
Von Julia HaasDas Böllerverbot ist vom Tisch – zumindest für dieses Silvester. Private Feuerwerke sind in Hamburg wieder erlaubt – außer an der Binnenalster. Eine langfristige Lösung ist nicht gefunden und die Feuerwerks-Diskussion längst nicht beendet. Stattdessen klingt alles nach: Machen wir weiter wie immer – mit kleinen Ausnahmen.
Schade! Wäre es nicht angebracht, das Problem zukunftsweisend anzugehen? Und das ewige Für und Wider nicht immer wieder aufs Neue auf die Zeit kurz vor Silvester zu verlegen?
Darum geht es
Zwei Jahre waren private Feuerwerke in Hamburg Corona-bedingt verboten. Zum Jahreswechsel dürfen erstmals wieder alle böllern. Nur eben nicht an der Binnenalster.
Während die Herzen von Pyro-Fans höher schlagen, fragen sich die anderen: War die letzten beiden Silvester nicht alles besser? Weniger Lärm, weniger Feinstaub, weniger Verletzte.
Böllerverbot: Das hat es gebracht
Tatsächlich haben die Corona-Jahre gezeigt: Das Feuerwerk an Silvester macht in vielerlei Hinsichten den Unterschied – zum Beispiel bei der Polizei, Feuerwehr, Stadtreinigung oder in der Notaufnahme.
Beim letzten Jahreswechsel musste die Hamburger Feuerwehr 580 Mal ausrücken. Davon war in 441 Fällen der Rettungsdienst involviert. Zum Vergleich: Im Vor-Corona-Jahr (2019/20) gab es 1.244 Einsätze – 744 Mal kam der Rettungsdienst. Die Polizei wurde ebenfalls häufiger gerufen.
Dieses Jahr könnten die Einsatzzahlen auf das Vor-Corona-Niveau zurückkehren. Und das, obwohl der Zeitpunkt dafür kaum schlechter sein könnte. Viele Krankenhäuser in Hamburg sind bereits jetzt an ihren Grenzen. Ein hoher Krankenstand – auch beim Personal – versetzt die Krankenversorgung in einen Ausnahmezustand.
Dass wieder geböllert werden darf, bekommt auch die Hamburger Stadtreinigung zu spüren: In Jahren ohne Böllerverbot befreiten Mitarbeiter die Straßen am Neujahrsmorgen von rund 10 Tonnen Silvestermüll.
Hohe Feinstaubwerte zum Neujahrstag
Was zudem gegen die bunte Knallerei spricht, ist die daraus entstehende Belastung für Natur, Mensch und Tiere. In Jahren mit privaten Feuerwerken führte das Abbrennen von Feuerwerkskörpern zu rund 2.050 Tonnen Feinstaub – rund 75 Prozent davon allein in der Silvesternacht. Das geht aus einem Bericht des Umweltbundesamtes hervor. Weitere Auswertungen des Amtes haben ergeben, „dass am ersten Tag des neuen Jahres die Luftbelastung mit gesundheitsgefährdendem Feinstaub vielerorts so hoch ist wie sonst an keinem anderen Tag im ganzen Jahr“.
Die in der Silvesternacht durch Feuerwerke freigesetzte Feinstaubmenge entspricht zwar nur knapp einem Prozent der insgesamt in Deutschland freigesetzten Menge. Das mag die Zahlen im Gesamtkontext relativieren, jedoch nicht die extrem hohe Belastung am Neujahrstag.
Große Belastung für Tiere
Wer kleine Kinder hat oder ein Haustier besitzt, weiß: Der Lärm von Raketen und Böllern sorgt für Unruhe und Panik. In der Neujahrsnacht finden viele Babys nicht in den Schlaf. Hunde und Katzen würden sich derweil am liebsten vergraben und suchen Zuflucht in Duschen, im Schrank oder Keller.
Übrigens: Die Knallerei beeinflusst nicht nur die Vierbeiner zu Hause, sondern versetzt auch wildlebende Tiere in Panik.
Naja, ist bei Gewittern doch auch so, heißt oft das flapsige Gegenargument. Oder: Sollte man Donner also auch verbieten? Darauf ein klares: Ja, sollte man – geht nur leider nicht.
Feuerwerk geht auch anders
All das spricht gegen das klassische Feuerwerk, wie es seit Jahrzehnten in Deutschland zelebriert wird. Ein Böllerverbot muss es aber nicht zwingend bedeuten – vielmehr ein Umdenken, was den Knallerspaß an Silvester angeht.
Die deutsche Pyro-Industrie scheint das anzuerkennen. Eine Pressemitteilung betitelt der Interessenverband der Pyroindustrie (VPI) mit „Feuerwerksbranche setzt auf Nachhaltigkeit“. Dazu zählen Feuerwerkskörper, die auf bunte Spektakel am Himmel ohne Lärm setzen. Oder Böller, die ohne Plastik auskommen. „Ziel ist es, Kunststoff vollständig in unseren Produkten zu ersetzen – alle Produkte sollen biologisch abbaubar werden“, sagt der Vorsitzende von VPI.
Auch wenn das bei Weitem nicht alle Umweltprobleme löst, die Feuerwerke nach sich ziehen, markiert es eine wichtige und (hoffentlich) zukunftsweisende Trendwende in der Pyro-Industrie.
Diskussion nicht wieder auf nächstes Jahr verschieben
Fest steht: Für viele gehört das Feuerwerk an Silvester einfach dazu. Wenn das zu strahlenden Kinderaugen führt, fällt ein knallhartes Nein zu Feuerwerken schwer.
Doch es gibt Alternativen: Die Hamburger Bürgerschaft hat zum Beispiel von der Stadt organisierte Lichtshows ins Spiel gebracht. Auch über 3D-Projektionen an zentralen Gebäuden wird diskutiert.
Es gibt Wege, das Feuerwerk neu zu denken. Es ist wichtig, sie jetzt zu gehen und die Entscheidung darüber nicht immer wieder auf nächstes Jahr kurz vor Silvester zu vertagen.
Ein schönes Silvester, passen Sie auf sich und Ihre Umwelt auf!