Ein Leben für den Bauch
„Du Dickerchen”, sagt der Mensch. „Na und?”, denkt das Hängebauchschwein. Moppel und Frechdachs leben im Garten des Seniorenzentrums St. Markus. Dass ihr Bauch nur wenige Zentimeter vom Boden trennt, stört sie nicht. Gedanken zweier Hängebauchschweine.
Von Julia HaasSeit 1990 leben zwei Schweine im Seniorenzentrum St. Markus. Bewohner hatten die Tiere damals spontan von einer Reise nach Lüneburg mitgebracht. Der Zuwachs kam an. „Die Schweine gehören seitdem einfach dazu”, sagt Heimleiterin Inken Graveley.
Nachdem die ersten tierischen Bewohner nahezu zeitgleich verstarben, zogen zwei neue Schweine ein. Moppel und Frechdachs leben nun in der dritten Generation in der Gärtnerstraße – wenn auch ohne verwandtschaftliches Verhältnis zu ihren Vorgängern.
Gedanken zweier Hängebauchschweine
Rund 70 Kilo bringt ein männliches Hängebauchschwein auf die Waage – und das bei einer Schulterhöhe von gerade mal 50 Zentimetern. Ihr Anblick erfreut sowohl die Senioren als auch die Schüler der Grundschule Hoheluft.
Heike Müller und ihre Kollegen vom Seniorenheim kümmern sich um die Schweine. Wenn Moppel und Frechdachs nicht aufstehen wollen, hilft Müller mit einem Besen nach – mögen die Schweine aber nicht. Fühlt sich für die nämlich an, wie von einem anderen Schwein gebissen zu werden. Und warum überhaupt aufstehen?
„Endlich, warum hat das heute so lange gedauert? Und dann nur zwei Eimer Kartoffeln für uns beide? Ich hasse es, wenn mir nach dem Essen der Magen knurrt. In den letzten Monaten haben wir viel zu viel abgenommen: Das Laufen fällt wieder leichter, wir passen besser durch die Tür. So kann es nicht weitergehen.”
„Draußen steht wieder Herr Zanger und schaut auf unsere Hütte. Ich verstehe Menschen nicht. Es ist kalt. Warum bleiben nicht alle Menschen in ihren riesigen Hütten liegen. Immer müssen sie überall rumlaufen. Ist es in ihren Ställen nicht warm, brauchen sie mehr Stroh, bessere Wärmelampen?”