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Projekts VHIVA Kids. Foto: Allan Mas von Pexels
AJS begleitet und unterstützt Familien, die vom HI-Virus betroffen sind. Symbolfoto: Allan Mas von Pexels
Verein

HIV-Beratung und Corona: weniger Spenden, mehr Unterstützungsbedarf

Die Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Hamburg e.V. unterstützt knapp 100 Familien mit HIV-positiven Mitgliedern. Corona stellt den Verein und seine Schützlinge vor Herausforderungen.

Von Anne Reis

Seit 27 Jahren berät die Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Hamburg e.V. (AJS) mit Sitz im Eimsbütteler Hellkamp Familien, in denen mindestens ein Mitglied das HI-Virus in sich trägt. Kinder werden altersgerecht über ihre Krankheit aufgeklärt und auf ihrem Weg begleitet.

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HIV-positive Erwachsene können sich mit jeglichen Fragen und Anliegen an die Beraterinnen des Projekts VHIVA Kids wenden. „Wenn wir selbst nicht weiterhelfen können, wissen wir so gut wie immer, wer es kann“, beschreibt die Sozialpädagogin Sibyl Peemöller ihre Arbeit.

12 positive Kinder in 100 Familien

Momentan betreuen die vier Beraterinnen knapp 100 Familien mit etwa 200 Kindern, von denen 12 HIV-positiv sind. Ihre Mütter hätten entweder nichts von ihrer HIV-Infektion gewusst oder in ihren Heimatländern keine Behandlung erhalten, erklärt Peemöller.

Stigmatisierung noch immer stark

„HIV-positive Kinder merken körperlich normalerweise nichts von ihrer Krankheit, aber das Leben mit einem solchen Geheimnis kann sehr belastend sein“, so Peemöller. Gleichzeitig sei die Stigmatisierung noch immer so stark, dass man niemandem raten könne, außerhalb seines engsten Kreises über eine HIV-Infektion zu sprechen. So stelle sich die Frage, was man Kindern antworten solle, die wissen wollen, warum sie täglich Medikamente nehmen müssen, obwohl sie sich gesund fühlen.

Kindgerechte Aufklärung

„Bei kleineren Kindern kann man sagen ‚Dein Blut ist krank'“, sagt die Beraterin. „Aber spätestens zu Beginn der Pubertät müssen die Kinder um ihre chronische Krankheit wissen und verstehen, welche Folgen diese für ihr Leben hat – und welche nicht.“

Bei VHIVA Kids trifft sich regelmäßig eine Gruppe von fünf infizierten Mädchen im Alter von neun und zehn Jahren. Für Sibyl Peemöller ein idealer Rahmen, um Kinder behutsam aufzuklären und ihnen zu zeigen, dass sie mit der Krankheit nicht allein sind.

Stress und Ängste durch Corona

Die Corona-Pandemie habe sowohl die Infizierten als auch die Beratungsstelle stark beeinflusst, berichtet die Beraterin: „Einige Infizierte waren im ersten Lockdown so ängstlich, dass sie überhaupt nicht mehr nach draußen gegangen sind.“ Inzwischen weiß man, dass eine gut behandelte HIV-Infektion das Risiko, schwer an Corona zu erkranken, nicht erhöht. Doch im März und April habe die Situation bei Familien, die in kleinen Wohnungen große Ängste aushalten mussten, für „Stress pur“ gesorgt.

Spendeneinnahmen gehen zurück

Bei manchen hätten sich auch Probleme mit den Behörden verschärft, weil diese im Lockdown nicht zu erreichen waren oder Anträge langsamer bearbeitet haben. Da viele der betroffenen Familien Migrationshintergrund haben, müssen sie sich auch um aufenthaltsrechtliche Fragen kümmern und durch das deutsche Sozialsystem navigieren. Eine Herausforderung für die VHIVA Kids Beraterinnen, die oft die erste Anlaufstelle sind und den Anspruch haben, belastete Familien ganzheitlich zu unterstützen.

Corona stellt für die AJS und ihr HIV-Projekt auch eine materielle Herausforderung dar. Geschäftsführerin Britta Strüwe: „Große Stiftungen wie die Michael Stich Stiftung und die Deutsche Aids-Stiftung, die uns regelmäßig fördern, konnten 2020 ihre Fundraising-Events nicht abhalten. Da gehen die Spendeneinnahmen natürlich zurück.“

Gemeinschaft erfahren: HIV-infizierte Kinder machen Stockbrotteig bei einer Freizeit des Projekts VHIVA Kids. Foto: AJS

In der Zusammenarbeit mit der Deutschen Aids-Stiftung merke VHIVA Kids das schon ganz konkret: „Wenn unsere Familien kaputte Möbel ersetzen mussten, wurde früher auch ein neues Sofa oder ein Bett gefördert. Jetzt wird das abgelehnt. Nur essentielle Geräte wie Waschmaschine, Herd und Kühlschrank gehen durch.“

Keine Ansteckungsgefahr im Alltag

HIV-Infektionen sind heute sehr selten und gut beherrschbar: Ende 2019 gab es 7.500 HIV-Infizierte in Hamburg, 88.000 in ganz Deutschland. Der Ausbruch von Aids wird durch die modernen Medikamente zuverlässig verhindert. HIV-Positive haben eine normale Lebenserwartung. Die allermeisten haben keine nachweisbare Viruslast und können niemanden anstecken. Selbst das Dogma, dass HIV-infizierte Mütter nicht stillen sollen, ist laut Peemöller inzwischen am Wackeln.

Und selbst, wenn ein HIV-Infizierter (noch) ansteckend ist: Die Übertragung von HI-Viren ist nur möglich bei ungeschütztem Sex, bei der Benutzung kontaminierter Spritzen sowie in der Gebärmutter, bei der Geburt oder beim Stillen. Der alltägliche Umgang mit HIV-Positiven ist also völlig risikolos.

Kaum Fortschritte im Umgang

„Wenn der Umgang der Gesellschaft mit HIV und Aids auch nur ansatzweise solche Fortschritt gemacht hätte wie die medizinische Behandlung, bräuchten sich HIV-Positive nicht mehr vor Diskriminierung und Stigmatisierung fürchten,“ sagt Peemöller. Betroffene könnten mit Schulkameraden oder Arbeitskollegen über ihre chronische Krankheit reden, wie über jede andere auch. Dies sei aber leider überhaupt nicht der Fall – und die Arbeit von VHIVA Kids unter anderem deshalb nach wie vor so wichtig.

Wer das Projekt unterstützen möchte, findet auf der Spendenseite der AJS alle notwendigen Informationen.

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