Jüdischer Salon: „Ohne Berührungsängste zusammenkommen“
Mit der jüdischen Kultur in Berührung treten: Das will der „Jüdische Salon am Grindel“ seinen Besuchern ermöglichen. Die Bundesregierung hat den Verein dafür mit einem Preis ausgezeichnet.
Von Julia HaasWährend in der Heilwigstraße Ruhe einkehrt, füllt sich der Lesesaal des Warburg-Hauses mit Leben. Der Jüdische Salon am Grindel hat an diesem Abend zu einer Lesung eingeladen. Der Hamburger Schauspieler Stephan Schad liest aus den Werken des serbisch-jüdischen Schriftstellers Danilo Kiš. In seinen Büchern verarbeitet er unter anderem das massenhafte Verschwinden von Menschen in nationalsozialistischen und stalinistischen Lagern.
„Nicht viele kennen den Autor, ich finde ihn aber sehr interessant“, sagt Barbara Guggenheim vom Jüdischen Salon. Sie ist die Gastgeberin des Abends und hofft, dass ihre Begeisterung auf die Besucher abfärbt. Der Lesesaal im Warburg-Haus füllt sich, nur wenige Plätze bleiben leer.
„Jüdischer Salon“ mit Ehrenamtspreis ausgezeichnet
Der Jüdische Salon am Grindel versteht sich als Ort des Austauschs. Im Fokus steht die jüdische Kultur und Tradition. Zwei bis drei Veranstaltungen initiiert der Verein pro Monat: Lesungen, Vorträge, Workshops und Gespräche.
Aktuell besteht der Verein aus acht Ehrenamtlichen. Mitte November hat die Bundesregierung ihren Einsatz mit dem „Ehrenamtspreis für jüdisches Leben in Deutschland“ gewürdigt. „Hier werden Menschen angesprochen, die bislang vielleicht kaum Berührung mit jüdischem Leben hatten“, heißt es in einer Pressemitteilung des Bundesinnenministeriums.
Mehr über jüdische Kultur erfahren
Barbara Guggenheim freut sich, dass die langjährige Arbeit der Mitglieder in Berlin Beachtung findet. „Das ist ein ermutigendes Zeichen“, sagt sie. Das Preisgeld von 5.000 Euro will der Jüdische Salon unter anderem in seine Homepage investieren.
Barbara Guggenheim hat den Verein 2008 mitgegründet. Sie schätzt, dass der Salon Interessierten die Möglichkeit bietet, mehr über die jüdische Kultur zu erfahren. „Die Besucher können ohne Berührungsängste zu uns kommen – egal, was sie bisher über das Judentum wissen.“
Jüdisches Viertel in Hamburg
Seine Wurzeln hat der Jüdische Salon im Grindelviertel. Dort ist ein Großteil der jüdischen Vergangenheit und Gegenwart in Hamburg verankert – zum Beispiel wegen der Talmud-Tora-Schule und der Bornplatzsynagoge, die wieder aufgebaut werden soll. „Wir wollen daran anknüpfen“, sagt Guggenheim.
Seit seiner Gründung war der Jüdische Salon eben dort im Café Leonar angesiedelt. Im Sommer hat der Verein seinen festen Standort aufgegeben, weil der Café-Inhaber die Räumlichkeiten anderweitig nutzen wollte. Die Veranstaltungen finden nun an wechselnden Orten statt – darunter das Warburg-Haus in Eppendorf.
„Echtes Highlight“
Die Lesung und das Gespräch über den verstorbenen Autor Danilo Kiš hat der Salon in Kooperation mit dem Literaturzentrum durchgeführt. Guggenheim schätzt solche Verknüpfungen: „Wir freuen uns, wenn sich das Publikum dadurch erweitert.“
Ihre Hoffnung, dass das eigene Interesse im Publikum Anklang findet, ist am Ende aufgegangen. „Es war ein echtes Highlight“, resümiert Guggenheim.