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Die neue Synagoge soll äußerlich an das Gebäude von 1906 erinnern.
Die neue Synagoge soll äußerlich an das Gebäude von 1906 erinnern. Foto: Freie und Hansestadt Hamburg
Jüdisches Leben

Wiederaufbau Bornplatzsynagoge: Senat stellt Machbarkeitsstudie vor

Die von den Nazis zerstörte Bornplatzsynagoge im Grindelviertel soll wieder aufgebaut werden. Das steht seit 2020 fest. Nun hat der Senat zusammen mit der Jüdischen Gemeinde die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie vorgestellt.

Von Valentin Hillinger

„Der tägliche Abschnitt der Tora beginnt heute mit den Worten ‚Wenn du ein neues Haus baust’“, twitterte der Landesrabbiner Shlomo Bistritzky am Dienstagmorgen. Der Satz könnte passender nicht sein: Zusammen mit der Jüdischen Gemeinde stellte der Senat am Dienstag die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie vor.

Diese hat untersucht, ob und wie die ehemalige Synagoge am heutigen Joseph-Carlebach-Platz im Grindelviertel wieder aufgebaut werden kann. Das Ergebnis: „Ein solcher Neubau ist möglich“, verkündete Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher.

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Grundentwurf für Synagoge vorgelegt

Das Architekturbüro Wandel Lorch Götze Wach hat im vergangenen Jahr einen Masterplan entwickelt, der die Leitlinien für den Neubau vorgibt. Ein Architekturwettbewerb soll nun über die genaue Ausgestaltung entscheiden.

Philipp Stricharz, der als Erster Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Hamburg in den Prozess eingebunden war, sprach von einer „Sensation“.

Jüdische Gemeinde über Studie erfreut

Auch Rabbiner Bistritzky schreibt der Studie eine wichtige Bedeutung zu: „Ein sehr wichtiger Tag für die Jüdische Gemeinde und die Hamburgerinnen und Hamburger“, kommentierte er die Pläne.

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Geschichte der Bornplatzsynagoge

Die 1906 eröffnete Bornplatzsynagoge war eine der größten Synagogen Norddeutschlands. In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 verwüsteten Nationalsozialisten die Synagoge. Das Gebäude wurde in Brand gesteckt, kultische Gegenstände wurden geplündert. 1939 zwang die NS-Regierung die Jüdische Gemeinde, das Grundstück gegen einen geringen Preis an die Stadt zu verkaufen und die Synagoge auf eigene Kosten abzureißen.

Im Vorfeld der Machbarkeitsstudie hat es eine breit geführte öffentliche Diskussion gegeben – auch innerhalb der jüdischen Community –, ob und wie die Synagoge wieder aufgebaut werden soll. Für Stricharz, der die orthodox ausgerichtete Jüdische Gemeinde vertritt, gibt es innerhalb der Gemeinde keine Zweifel an den Neubau-Plänen.

Breite gesellschaftliche Unterstützung

Die Initiative Nein zu Antisemitismus – Ja zur Bornplatzsynagoge, die von Unternehmer Daniel Sheffer gegründet wurde und breite gesellschaftliche Unterstützung erfuhr, sprach sich für einen möglichst originalgetreuen Wiederaufbau aus. Aus der Initiative ging schließlich die Stiftung Bornplatzsynagoge hervor, die heute den Wiederaufbau begleitet.

In der Stiftung sitzen auch Vertreter von Bund und Land, der Jüdischen Gemeinde und des Zentralrats der Juden.

Historiker äußerte Bedenken

Andere Stimmen traten für einen modernen Neubau oder den Erhalt der Gedenkstätte ein. Bedenken, dass ein einfacher Wiederaufbau der ursprünglichen Synagoge die Verbrechen der Nationalsozialisten unsichtbar machen könnte, „als wäre nie etwas passiert“, äußerte etwa der jüdische Historiker Moshe Zimmermann

Architekt Lorch bezog dazu Stellung: „‚Nichts ist geschehen‘ wäre die falsche Botschaft.“ Die neue Synagoge soll an das alte Bauwerk erinnern und gleichzeitig auch auf die Zerstörung hinweisen. Laut dem Entwurf soll die Synagoge das Kernstück bilden, ist aber nur ein Teil des Konzepts.

Auch zweite Synagoge geplant

Geplant sind unter anderem eine zweite, kleinere Synagoge für die Liberale Jüdische Gemeinde, Gemeinderäume, eine Bibliothek und Lernräume. Für Stricharz sendet der Neubau ein klares Signal, „dass wir Juden an den Bornplatz zurückkehren“.

Die Synagoge soll von mehreren jüdischen Einrichtungen umgeben sein.
Die Synagoge soll von mehreren jüdischen Einrichtungen umgeben sein. Foto: Freie und Hansestadt Hamburg

Vor dem Baustart gibt es noch ein Hindernis zu beseitigen. Auf dem Platz der Synagoge steht im Moment ein Hochbunker, der noch aus der Nazi-Zeit stammt. Im Moment nutzt die Universität Hamburg das Gebäude. 

Dieser sei mit der neuen Synagoge unvereinbar, erklärt Lorch. Die Politik müsse ihn deshalb von der Denkmalliste streichen und abreißen.

Was passiert mit Mahnmal?

Eine weitere Herausforderung bildet das Mahnmal, das seit 1988 in Form eines Bodenmosaiks an die Zerstörung durch die Nationalsozialisten erinnert. Der Erhalt des Denkmals von Margrit Kahl war Teil der Auseinandersetzungen um den Wiederaufbau der Synagoge.

Welche Rolle es in Zukunft spielen könnte, ist noch unklar, erklärte Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing. Über die konkreten Pläne für die Wiedererrichtung der Bornplatzsynagoge soll eine Jury in einem Architekturwettbewerb entscheiden.

Breite Unterstützung aus Politik

Die ersten Reaktionen aus der Politik sind durchweg positiv. „Die wiederaufgebaute Bornplatzsynagoge kann eine Bereicherung für das Quartier sein und jüdische Kultur in Hamburg an ihrem angestammten, zentralen Platz sichtbar machen“, erklärt etwa Gabor Gottlieb von der Eimsbütteler SPD-Fraktion. Er fordert in einer Pressemitteilung, nun die Bewohner im Grindelviertel in die weitere konkrete Planung miteinzubeziehen.

Die Bürgerschaftsfraktionen der Linken, FDP und AfD bekundeten ebenfalls Unterstützung für das Projekt. Auch Katharina Fegebank, Zweite Bürgermeisterin, zeigte sich von den Plänen begeistert: „Ich freue mich sehr, dass dieses Projekt seit Jahren auch durch starken gesellschaftlichen Rückhalt getragen wird.“

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