„Theater der Menschlichkeit wahren“: Hamburger Kammerspiele stellen neues Programm vor
Mit ihrem neuen Spielprogramm setzen die Hamburger Kammerspiele ein Zeichen gegen Rechts und bringen junge Schauspieler auf die Bühne. Was geplant ist.
Von Julia HaasKurz nach den Europawahlen wollen die Hamburger Kammerspiele mit ihrem neuen Spielprogramm ein Zeichen setzen – gegen den Rechtsruck und gegen Antisemitismus. „Wir wollen das ‚Theater der Menschlichkeit‘ sehen und bewahren“, sagte Axel Schneider, Intendant der Kammerspiele im Grindel, bei der Präsentation der neuen Spielzeit. Damit erinnerte er an die jüdische Gründerin des Theaters. Ida Ehre eröffnete die Kammerspiele 1945 als „Theater der Menschlichkeit“.
Wie lässt sich ein Rechtsruck verhindern?
Das Theaterstück „20. Juli“ von Bernhard Schlink wird die neue Spielzeit einläuten. Der Titel spielt auf das gescheiterte Stauffenberg-Attentat auf Hitler an.
In seinem Werk beschäftigte sich Schlink mit der Frage, wie junge Menschen heute einen doktrinären Staat verhindern wollen würden. Im Fokus des Stücks stehen Abiturienten am Tag ihrer Schulentlassung und ihre Überlegungen, wie sie einen Rechtsruck abwenden können.
Uraufführung kurz vor Landtagswahlen
Die Hamburger Kammerspiele arbeiten für die Aufführung mit der Hamburger „Schule für Schauspiel“ zusammen. „Das Stück braucht ein junges Ensemble“, sagte Schneider.
Die Uraufführung ist für den 23. August geplant – eine Woche vor den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen. „Das Thema des Stücks ist sehr aktuell“, betonte er. Der Zeitpunkt für die Erstinszenierung sei bewusst gewählt worden.
Kammerspiele beteiligen sich an Jüdischem Kulturfest
Ein weiteres Zeichen gegen Antisemitismus wollen die Kammerspiele im September setzen: Sie wirken am Jüdischen Kulturfest im Grindel mit. „Für uns ist das ein absolutes Muss“, sagte Sewan Latchinian, künstlerischer Leiter der Kammerspiele.
Beim Fest, das der Grindel e.V. und die jüdische Gemeinde mit finanzieller Unterstützung der Eimsbütteler Bezirksversammlung organisieren, wollen die Kammerspiele eine Outdoor-Bühne bespielen.
Zusammenarbeit mit jungen Theaterschaffenden
Ein weiteres Ziel der kommenden Spielzeit sei es, junge Menschen zu erreichen. Dafür haben die Hamburger Kammerspiele verschiedene Kooperationen initiiert. Anfang Juli laden sie gemeinsam mit dem Altonaer Theater zum ersten Hamburger Schauspielschultreffen ein. Es soll jungen Studierenden die Möglichkeit geben, in einem professionellen Rahmen aufzutreten.
Auch mit der Ida-Ehre-Schule ist künftig eine enge Zusammenarbeit geplant. Am 10. Juli tritt der Kinderchor der Ida-Ehre-Schule „Singin‘ Ida & Friends“ in den Kammerspielen auf.
Auslastung noch nicht auf Vor-Corona-Niveau
Mithilfe der neuen Angebote hoffen die Hamburger Kammerspiele, ein junges Publikum anzusprechen und neue Gäste zu gewinnen. Denn auch wenn sich das Theater inzwischen vom Besucherrückgang während der Pandemie erholt hat, ist die Auslastung noch nicht wieder auf das Vor-Corona-Niveau zurückgekehrt.
Neue Besucher in die Kammerspiele zu locken, das erhofft sich Dramaturgin Edith Löbbert auch mit dem Musical „Die letzten fünf Jahre“. Bei dem Stück, das am 1. September Premiere feiert, sollen langjährige Musical-Fans und Neulinge auf ihre Kosten kommen, so Löbbert.
Die Inszenierung handelt von der Liebesgeschichte einer Schauspielerin und eines Schriftstellers. Die beiden erzählen ihre Beziehungsgeschichte aus unterschiedlichen Richtungen.
Der Klassiker Macbeth als Kammer-Variante
Jede Spielzeit braucht einen Klassiker. Dieses Mal ist es Macbeth, freute sich Regisseur Sewan Latchinian. Die Variante für Kammertheater zeigt die Tragödie von Shakespeare jedoch nicht in ihren kriegerischen Ausschweifungen, sondern fokussiert sich auf das königliche Ehepaar – gespielt von Jacqueline Macaulay und Hans-Werner Meyer. Die beiden Schauspieler sind auch im echten Leben ein Paar.
Premiere ist am 13. Oktober 2024.
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