
„Kischmisch“: Unternehmen kontert AFD-Anfeindungen
Die AfD Eimsbüttel hat einen afghanischen Lebensmittelhändler auf Facebook rassistisch angegriffen. Der reagierte mit einem ironischen Seitenhieb.
Von Julia Haas„Liebe AfD Hamburg-Eimsbüttel, wir müssen reden“, schreibt das afghanische Lebensmittel-Unternehmen Kischmisch auf seinem Social-Media-Kanälen. „Wir verbitten [uns], unseren Namen und unsere Mutter für eure politischen Zwecke zu instrumentalisieren.“
Der Online-Händler aus Königswinter in Nordrhein-Westfalen, der persische und afghanische Lebensmittel vertreibt, reagiert damit auf einen Facebook-Post der Eimsbütteler Bezirksfraktion. Darin hatte die AfD ein Werbebild von Kischmisch geteilt und dazu geschrieben: „Wir wollen, dass Hamburg Hamburg bleibt und nicht Kabul wird.“
Es ist nicht das erste Mal, dass die AfD-Bezirksfraktion auf Facebook rassistische Anfeindungen verbreitet.
Schlagabtausch auf Facebook
Am 21. Mai teil die AfD Eimsbüttel einen Facebook-Beitrag von Kischmisch, in dem es Trockenfrüchte und Nüsse aus Afghanistan bewirbt. Auf dem Beitragsbild ist eine Frau mit Kopftuch zu sehen, daneben eine afghanische Flagge in Herzform. Mit dem Schriftzug „Entdecke Afganistan“ verweist das Unternehmen auf seinen Online-Shop.

Die AfD schreibt dazu: „Interessant, welche Werbung uns facebook ausspielt. Wenn wir ‚Afghanistan entdecken‘ wollen, müssen wir nur nach Billstedt gehen.“ Wenige Minuten später antworteten die Ladeninhaber darauf: „Freut uns, dass ihr so viel Anteilnahme zeigt. Deutschland bleibt bunt und wird immer bunt bleiben.“ Dahinter ein Herz-Emoji und die Bitte, den Kommentar nicht zu löschen. Den Eimsbütteler Nachrichten sagt Kischmisch-Inhaber Nasratullah Kushkaki, andere Kommentare seien von der AfD gelöscht worden. Vermutlich deswegen: „Wir haben viele Likes und Zuspruch bekommen.“
AfD Eimsbüttel: Rassistische Angriffe auf Facebook
Noch am selben Abend reagiert die AfD-Fraktion mit der Frage „Ungefähr so bunt?“. Ein Link folgt, der zu einem Bild-Artikel weiterleitet. Darin geht es um eine „Messerattacke“ in Winterhude. Der Tatverdächtige soll aus Somalia stammen.
Fremdenfeindliche Vergleiche, diskriminierende Schlussfolgerungen: Immer wieder teilt die AfD-Fraktion ihre rassistische Ansichten auf Facebook. Erst im vergangenen September wurde die Lenzsiedlung zum Opfer der Anfeindungen.
„Kischmisch“ kontert mit ironischem Seitenhieb
Warum nun ein Lebensmittelhändler aus der Nähe von Bonn ins Visier der Fraktion rückte? Vermutlich durch einen Zufall. „Wir haben viele Follower aus Hamburg“, sagt Inhaber Kushkaki. Auf Facebook und Instagram schreibt das Unternehmen an die AfD adressiert: „Ihr habt safe nach Premium-Nüssen gesucht und seid auf uns gestoßen.“
Die Stellungnahme beendet der Lebensmittelhändler mit einem Rabattcode – auch für die AfD. Afghanische Nüsse sollen sich schließlich alle leisten können.