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Ein Zivilfahnder berichtet über seinen unsichtbaren Ermittlungen in Eimsbüttel. Symbolfoto: Tim Eckhardt
Ein Zivilfahnder berichtet über seine unsichtbaren Ermittlungen in Eimsbüttel. Symbolfoto: Tim Eckhardt
Polizei

Unsichtbar in Eimsbüttel: Ein Zivilfahnder erzählt

Ein verdeckter Ermittler der Polizei packt aus. Oder: Er versucht es, ohne dabei seine Tarnung zu verlieren. Über Ermittlungserfolge und versteckte Tricks.

Von Christian Litz

Der verdeckte Ermittler hat einen Namen, ein Gesicht, eine Adresse, eine Freundin, ein Hobby, ein Privatleben. Aber nichts davon wird in diesem Artikel auftauchen. Das will der Zivilfahnder so. Alles andere würde seine Arbeit erschweren.

Er sitzt im Polizeirevier in der Troplowitzstraße mit einem Dreitagebart, raspelkurzen Haaren, einer schicken Brille und einer Tasse Kaffee an einem großen Tisch und erzählt von seiner Arbeit in Eimsbüttel. Wobei er sich ständig selbst unterbricht und sagt: „Da kann ich jetzt nicht mehr sagen, das wäre zu taktisch.“

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Zivilfahndung: Feuer gefangen

Er wird in dieser Geschichte vier Erfolgsgeschichten liefern, Einsätze, bei denen der verdeckte Ermittler Täter in Eimsbüttel festnahm. Er wird den Beruf beschreiben und dabei viel über sich verraten. Indirekt. Vor allem: Es geht ihm um den Kick, das Adrenalin, das in Strömen fließt bei der Arbeit, den Jagdinstinkt. Das sind Worte, die er drei- oder viermal verwendet.

Er war Handwerker, hat nach der Bundeswehr bei der Polizei gelernt und festgestellt, dass ihn die Zivilfahndung richtig anmacht, dass ihm das gefällt. Es gebe Kollegen, die mögen das nicht so. Er aber habe Feuer gefangen.

„Das Glück, neben der Tat zu stehen“

Seit 25 Jahren ist er Polizist und brennt, wenn er erzählt von dem „Glück, unmittelbar neben der Tat zu stehen“. Da gehe das Adrenalin hoch, „das Gefühl will man nie mehr missen“. Zivilfahndung, das sei eine Leidenschaft und ein Erfahrungsberuf. Man müsse die Gegend kennen, die Schleichwege, man müsse sich unauffällig verhalten können. „Es ist eine Kunst, nicht aufzufallen.“ Man müsse wie ein Passant aussehen. Wieviele Zivilfahnder gibt es in Eimsbüttel? „Kann ich nicht sagen, das wäre nicht hilfreich.“

Aus dem, was der Zivilfahnder sagt, ist aber zu entnehmen, es gibt einige von ihnen im Bezirk. Allerdings, er lächelt, sie helfen sich gegenseitig aus. Das heißt, wenn Kollegen von einem anderen Revier Hilfe brauchen, seien sie dabei und umgekehrt. Teamwork sei wichtig. „Die Zusammenarbeit ist perfekt hier, die Stimmung, jeder hilft jedem.“ Er klingt wie ein Fußballspieler, der erklärt, warum die Mannschaft so erfolgreich ist.

Foto mit Deal-Geld: „Motiviert“

Was den Job auch interessant mache: „Wir müssen uns ständig weiterentwickeln. Ständige Veränderung, das macht es richtig interessant.“ Denn: „Die Gegenseite entwickelt sich auch immer weiter, die werden cleverer.“ Und die verdeckten Ermittler würden nachziehen.

Er spricht auch viel von Instinkt und von Bauchlage, von Glück und von Nase.

Die Fälle: Von der großen Festnahme nach dem Drogendeal im Stellinger Weg hängt ein Beleg an der Wand, ein Foto von mehr als 20.000 Euro Deal-Geld. „Das motiviert.“

Beim Zivilfahnder springt der Jagdtrieb an

Es war kurz vor 2 Uhr nachts – „Schichtdienst gehört dazu“. Kurz vor Feierabend, sie waren schon auf dem Weg zur Wache. Und zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Sie sahen zwei Männer in einem Mercedes, ein dritter steigt hinten ein, kurz darauf wieder aus. Der Jagdtrieb der verdeckten Ermittler sprang an.

Am Ende wurden zwei Dealer gestellt, Drogen und Geld konfisziert, ein Konsument erwischt. Es war ein Kick und aus allem, was er sagt, ist zu entnehmen, sie waren mindestens zu zweit, vielleicht zu dritt und sie bekamen schnell von den Kollegen Hilfe, durchsuchten in der Nacht zwei Wohnungen und ein Auto. „Manchmal hat man ’ne gute Bauchlage, manchmal ein bisschen Glück.“

Man müsse einfach sehen, wenn was nicht ins übliche Lagebild passt. Erfahrung gehöre dazu. Instinkt.

Der schaut sich immer wieder um

Der zweite Fall: Der Typ ging zu Fuß durch die Osterstraße, kurz darauf kam er auf einem Fahrrad und, Instinkt, irgendwas war nicht in Ordnung. Sie bleiben dran und tatsächlich, der junge Mann fährt verdächtig Rad. Er schaut sich immer wieder um, hat wohl Angst, beobachtet zu werden.

Zu Recht. Aber er bemerkt die Zivilfahnder nicht, hält an vielen Rädern, rüttelt an deren Schlössern und irgendwann hält er an, stellt sein vorher gestohlenes Rad ab, knackt das Schloss eines besseren und fährt mit dem weiter. „Der Kollege ist schnell hin und da lag das geknackte Schloss.“

„Wir also los.“ Sie stellen den jungen Mann in der Müggenkampstraße, er hat noch Werkzeug in der Tasche, um damit Schlösser zu knacken. „Adrenalin, wir waren direkt dabei.“ Er habe die Knackgeräusche gehört.

Obs-Einsätze fürs LKA

Der Zivilfahnder erzählt, sie ermitteln verdeckt, auch bei Fußballspielen und Demonstrationen in der ganzen Stadt, da sind sie Beobachter und melden den uniformierten Kollegen, wenn sich etwas zusammenbraut. Das nennt er „Aufklärung“ auf „Anforderung“.

Und: Sie machen „Obs-Einsätze“ für das Landeskriminalamt. Das bedeutet: Sie beobachten Verdächtige, observieren sie tagelang.

Am liebsten erzählt der Zivilfahnder von der „Oberflächenfahndung“.

Sehen ohne gesehen zu werden

Aber zuerst noch der Einsatz in der Goernestraße nahe der Alster, der dritte Fall: Da hat eine Frau bei der Polizei angerufen, es sei wer im Treppenhaus. Die Zivilfahnder waren gerade im Revier und fuhren mit den uniformierten Kollegen los.

Die hielten sich weit im Hintergrund und die Zivilfahnder gingen hin. Ein Haus mit einem Innenhof, in den man durch einen Torbogen geht. Da stehen drei Männer. „Die Kunst ist: Wir sehen sie, sie uns aber nicht.“ Als ein vierter Mann mit einem Koffer dazukommt, hätten „sie Maßnahmen eingeleitet“. Die uniformierten Polizisten wurden hinzugerufen. Sie nahmen die Einbrecher fest, samt Beute.

Die Puzzleteile zusammensetzen

Jetzt die „Oberflächenfahndung“: Einfach rumlaufen, schauen, nicht auffallen. Erkennen, wenn was ungewöhnlich ist, Kleinigkeiten wahrnehmen. Eigeninitiative sei gefragt. Man müsse Jagdinstinkt haben. „Wir bewegen uns alleine.“ Tagsüber und nachts: Schichtdienst eben, wobei sie sehr flexibel seien. Denn: „Wir machen natürlich für uns Auswertungen, es sind viele kleine Puzzleteile, die wir zusammensetzen. Wir müssen immer wissen, was los ist.“

Sie lesen die Meldungen der uniformierten Kollegen, die Statistiken. Wenn immer wieder in derselben Straße Autos beschädigt werden. Oder immer zur selben Tageszeit. „Zeitfenster“ seien oft erkennbar oder bestimmte Wochentage. Dann würden sie zusammen nachdenken und eine Taktik finden. „Wir arbeiten uns vor.“

So wie im vierten Fall. In der Hagenbeck-Gegend haben ständig Müllcontainer gebrannt. Immer in derselben Gegend, aber ohne zeitliches Muster. Mal drei Tage Pause, mal einer, mal fünf. Mal drei Container, mal einer. Es habe „medialen Druck“ gegeben und „wir haben viel überlegt, wie wir vorgehen können“.

Die Zivilfahnder lauern

Ein Klassiker bei Bränden sei: „Die Freiwillige Feuerwehr. Ist verrückt, aber es gibt viele bei der Freiwilligen Feuerwehr, die Feuer legen, um sie zu löschen, um sich wichtig fühlen zu können.“ War es in dem Fall aber nicht. Sie machten also Sonderschichten, lauerten, beobachteten. „Da haben wir viele Tage dran gearbeitet.“ Bis sie den Täter auf frischer Tag ertappten. „Woahhh“, sagt er wieder, „Adrenalin“.

Der Zivilfahnder redet recht viel, sagt aber recht wenig. Man kann dem Gespräch nur entnehmen: Er spricht nur von Zivilfahndern, nie von Fahnderinnen. Er nennt keine Zahl.

Der Schichtdienst sorge dafür, dass man keinen Mannschaftssport betreiben könne. Und verheiratete Kollegen hätten es etwas schwerer.

Foto? „Nein, geht nicht, auf keinen Fall, auch nicht von hinten.“ Was dann? Der Rat des Zivilfahnders: „Fotografieren Sie doch einfach ihre Schuhe.“

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