WOHNEN – Teil I
EDITORIAL: Eimsbüttel — zwischen Ausbruch und Aufbruch
Die Erde dreht sich mit knapp 1.700 Stundenkilometern. Corona hat sie zum Stillstand gebracht. Seither fliegt uns alles um die Ohren. Die Krise hat uns zur Vollbremsung gezwungen, in sämtlichen Lebensbereichen. Auch unsere Redaktion musste die Magazinproduktion verschieben. Der Bedarf an einer schnellen und aktuellen Berichterstattung in der Krisenzeit war größer. Zudem haben wir viele Kapazitäten in die Entwicklung unserer Hilfsplattform „Eimsbüttel retten!” gesteckt, um lokale Läden in dieser Zeit zu unterstützen und Menschen Orientierung zu geben. Deshalb halten Sie die Frühjahrsausgabe einige Wochen später in den Händen.
Vieles, was wir in den letzten Monaten gesehen haben, kannten wir bisher nur aus Katastrophenfilmen und Dystopien à la Orwell oder Huxley. George Orwells bekanntester Roman 1984 spielt 36 Jahre nach Erscheinen seines Buches. 1984 war auch das Jahr, in dem unser Gastautor Wolfgang Rudschies nach Eimsbüttel zog. Heute, 36 Jahre später, wirft er einen Blick zurück. Auch damals befand sich Eimsbüttel im Wandel. „Es roch nach Umbruch. Nach Aufbruch. Nach einer potentiell glorreichen Zukunft”, erinnert er sich. Vater und Tochter erzählen nun mit 30 Jahren Zeitunterschied vom Leben in Eimsbüttel. Auf eine ähnliche Zeitreise durch das Viertel hat sich der Fotograf Hans Ole-Kuschmann begeben und den Wandel in bunten Fotografien festgehalten.
Auch die Brüder Diko und Thamir Yazdeen haben eine lange Reise aus dem Irak hinter sich. Unsere Autorin Alana Tongers erzählt deren Geschichte vom Ankommen. Ums Aufbrechen geht es dagegen in unserer Titelstory: Zwei Eimsbütteler lebten zwei Jahre ohne festen Wohnsitz und geben heute anderen ein Stück Freiheit, die wir nach den Entbehrungen gebrauchen können.
Denn selten haben wir so viel Zeit zu Hause verbracht, wie in den letzten Monaten. Drinnen wir, draußen Corona. In Zeiten von Social Distancing bedeutet gute Nachbarschaft auch soziale Nähe. Die Fotoreportage des Fotografen Marcus Gundelach erzählt von Oasen der Gemeinschaft: Eimsbüttels Wohnprojekte und Baugemeinschaften zeigen, wie gemeinschaftliches Wohnen in der Großstadt funktioniert.
Viel Spaß beim Entdecken der neuen Ausgabe,
Vanessa Leitschuh