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Dokumentarfilmwoche

„Wolken und Baumspitzen“

Für eine Doku ins Kino? Warum nicht! Ob preisgekrönt oder experimentell – im Rahmen der 12. Hamburger Dokumentarfilmwoche laufen ab Mittwoch über vierzig Dokumentationen in den Programmkinos. Björn Last hat es mit seinem Werk „Fahrt ans Ende der Nacht“ auf den Spielplan geschafft. Vor seiner Haustür im Norden Eimsbüttels filmt er am liebsten einfach in den Himmel.

Von Lisa McMinn

„Da hab ich letztens mal ’ne Doku drüber gesehen“ – diesen Satz sollte man sich möglichst verkneifen, wenn man auf der Hamburger Dokumentarfilmwoche zu Gast ist. Hier geht es um mehr: um Beobachtungen, Kritik und Experimentierfreude. Themen im Wettbewerb sind in diesem Jahr unter anderem Flucht und Vertreibung. Daneben lässt das Festival aber auch Platz für neue Künstler und kreatives Ausprobieren.

Bei Björn Last steht die Kunst des Filmens selbst im Fokus. Der junge Filmemacher aus Eimsbüttel präsentiert in diesem Jahr zum ersten Mal seine Arbeit auf der Dokfilmwoche. Am Freitagabend ist „Fahrt ans Ende der Nacht“ im b-movie zu sehen. Die Doku in Spielfilmlänge läuft abseits des Wettbewerbs in der Kategorie „Unformatiert“ und ist als Teil von Lasts Abschlussarbeit an der Hamburger Hochschule für bildene Künste entstanden. Wir haben Björn Last getroffen, um herauszufinden, wie viel Eimsbüttel in seiner Arbeit steckt und warum sein Film einen Kinobesuch wert ist.

Eimsbütteler Nachrichten: Worum geht es in „Fahrt ans Ende der Nacht“?

Björn Last: Es ist ein Essayfilm, der sich über das Bild und Abstraktion Gedanken macht und versucht, das in eine fluffige, kritzelartige Tagebuchform zu bringen. Und es ist eher ein studentischer als ein akademischer Film. Es ist nicht eine dieser seriösen Produktionen, wo es direkt um den Libanon oder sowas geht.

Eimsbütteler Nachrichten: Ist der Film biografisch?

Björn Last: Ja, klar. Wenn man 80 Prozent der Bilder aus einer Kamera bezieht, die man selber hält, wird es  immer auch um einen selber gehen.

Eimsbütteler Nachrichten: Du bist „Filmemacher“. Das klingt nach einer Ein-Mann-Produktion – welche Arbeit steckt hinter dieser Bezeichnung?

Björn Last: Man muss einfach nur einen Film machen, dann ist man schon Filmemacher! Ich möchte das Wort nicht romantisieren. In dem Film, der jetzt auf der Dokumentarfilmwoche läuft, ist es in der Tat so, dass ich sowohl gerne die Hand an der Kamera haben wollte, als auch am Schnittpult, als auch am Bleistift, der sein der den Text schreibt. Aber es gibt auch Filme, für die ich die Kamera abgegeben habe. Jetzt mache ich gerade einen Film, bei dem ich mir die Regie mit jemandem teile. Es geht nicht um eine spezifische Arbeitsrolle. Aber in der Regel mache ich gerne alles.

Eimsbütteler Nachrichten: Gab es einen auslösenden Moment für dich, in dem dir klar wurde, dass du Filme machen willst?

Björn Last: Da müsste ich wahrscheinlich bei Hitchcocks „Psycho“ anfangen. Als ich den gesehen habe, hab ich gedacht: Krass, das ist interessant. Da habe ich die Schulaufgaben liegen lassen und lieber zum Bleistift gegriffen, um mir zu notieren, was der da gemacht hat mit der Kamera. Und dann hat mir mein Vater auch noch schicksalshaft dieses Buch geschenkt: „Mr. Hitchcock, wie haben Sie es gemacht?“. Da war ich sozusagen schon vor der Pubertät ein Cineast.

Eimsbütteler Nachrichten: Seit wann produzierst du deine Filme in Hamburg?

Björn Last: Nach Hamburg gezogen bin ich 2007. Ich hab‘ aber schon 2004 begonnen meine Wochenenden hier zu verbringen, um ins Kino zu gehen und meine Zeit mit Leuten zu verbringen, die auch Filme machen. Ich musste raus aus der Provinz. Ich bin in Braunschweig aufgewachsen. Dann habe ich angefangen, meine Ausbildung an der Hochschule für bildende Künste hier in Hamburg zu machen. „Visuelle Kommunikation“ nannte sich der Studiengang. Das war eine gute und interessante Zeit. Ich hatte Lust darauf, diesen „Quatsch“ zu studieren. Ich hab vorher immer schon gedreht, aber ich wollte das Studium nutzen, um möglichst viele Filme zu machen.

Eimsbütteler Nachrichten: Inwiefern ist Hamburg, und vor allem Eimsbüttel, ein Ort der Inspiration für dich?

Björn Last: Helmut Herbst, der in den sechziger Jahren Hamburger Avantgarde-Filme produziert hat, der hat mal gesagt, dass man gar nicht so richtig wissen kann, warum man sich als Filmemacher für Hamburg entscheidet. Man wird doch so verdrießlich, wenn man morgens aufwacht und das schlechte Wetter sieht. Und dann muss man einfach so komische, experimentelle Filme machen. Deswegen ist Hamburg wohl ein Sammelbecken für Leute wie mich.

Aber ich bin eigentlich gar nicht so verdrießlich, ich kann mich wenn ich an der Alster entlanggehe ziemlich gut über die schönen Seiten dieser Stadt freuen. Und ich mag auch Eimsbüttel sehr. Auch wenn ich über einer Bar wohne, die gerne mal morgens um 10 Uhr „You are so beautiful“ von Joe Cocker spielt. Aber das kann einen ja auch in eine besondere Stimmung versetzen!

Eimsbütteler Nachrichten: Was sind deine Lieblingsorte in Eimsbüttel?

Björn Last: Der Weiher, den ich um die Ecke habe. Und auch im Unna-Park saß ich schon oft. Einige Straßen hier finde ich auch sehr schön, aber ich bin schlecht in Straßennamen. Leider gibt es in Eimsbüttel ja kein Kino. Das finde ich wirklich dramatisch! Mein Lieblingskino liegt deshalb in der Innenstadt, das Metropolis.

Eimsbütteler Nachrichten: An welchen Orten in Eimsbüttel hast du schon gedreht?

Björn Last: Ich bin letztes Jahr viel in Eimsbüttel spazieren gegangen und habe einfach nur den Himmel gefilmt. Wolken und Baumspitzen. Und oft halte ich die Kamera auch einfach aus meinem Fenster auf die Straße oder in den Innenhof, zum Beispiel um die Bewegungen von Bäumen festzuhalten.

Ich bin mir sicher, wenn man mit Kamera und Stativ hier auf die Straße geht, kann man super Bilder drehen. Ich hab es aber noch nicht in der Art gemacht, dass ich besonders fotogene Straßen herausgepickt hätte. Ich könnte mir gut vorstellen, mal einen Film über Eimsbüttel zu machen. Vielleicht über die verschwundenen Kinos!

Eimsbütteler Nachrichten: Deine Filme machen die Kunst des Filmens an sich zum Thema, warum ist diese Metaebene so wichtig für dich?

Björn Last: Das ist vielleicht nicht immer Thema, aber Form. Ich mag das, wenn man zusieht, wie die Filme sich selber machen. Früher hat man sowas gemacht, um das Publikum zu schocken. Aber eigentlich ist das für mich eher ein formeller Gedanke. Es macht mir auch einfach Spaß. Bei all den Sachen über die wir hier reden, ist maximaler Spieltrieb dabei. Und auch der Versuch, Filmmaterial maximal und flexibel auszuschöpfen. Ich mache ja leider 2015 Filme, und nicht 1902. Man hat da einen gewaltigen Buckel an Produktionen hinter sich. Da wäre es ja absurd, wenn man diese Filmgeschichte nicht wahrnimmt und auf eine bestimmte Art und Weise darauf guckt. Deswegen gibt es seit meinem ersten Film immer eine penetrante Metaebene (lacht).

Eimsbütteler Nachrichten: Wer sollte sich deinen Film unbedingt angucken?

Björn Last: Filminteressierte Menschen, die gerne Bilder sehen. Vielleicht auch Leute, die gerne an runden Tischen Platz nehmen und das Fiktionale und das Dokumentarische nicht hierarchisch betrachten, sondern nebeneinander. Mein Film ist Potpourri genug, damit jeder etwas daraus mitnehmen kann. Aber er funktioniert nicht nach dem „Sendung mit der Maus“-Prinzip, dass man am Ende sagen kann, jetzt weiß ich mehr darüber, wie etwas Bestimmtes funktioniert. Außer vielleicht darüber, wie ein Film gemacht wird! Und manchmal kann man auch lachen.

Eimsbütteler Nachrichten: Worum wird es in deinem nächsten Film gehen?

Björn Last: Der Zwillingsfilm zu „Fahrt ans Ende der Nacht“ wird „Im Anfang war das Wort“ sein. Der kümmert sich dann nicht mehr um das Studium, was hinter mir liegt, sondern um meine frühere Vergangenheit, wie meine Zeit in Braunschweig und auch die übliche Frage zum Unterschied zwischen Bild und Wort. Und das wird in Bezug gesetzt zu meiner religiösen Kindheit bei den Zeugen Jehovas, bei denen ich mittlerweile aber nicht mehr bin. Ich hab eigentlich ganz coole Eltern gehabt, die sehr frei mit meinem Austritt umgegangen sind. Trotzdem ist es etwas, was mich sehr beschäftigt.

Der Film „Fahrt ans Ende der Nacht“ von Björn Last läuft am Freitag um 22:30 Uhr im b-movie. Das Festival endet am Sonntag. Mehr Infos zur 12. Hamburger Dokumentarfilmwoche, Spielpläne und Filmzusammenfassungen findet Ihr unter www.dokfilmwoche.com.

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