Angriff vor Synagoge: Psychische Erkrankung soll zur Tat geführt haben
Drei Monate nach dem Anschlag vor der Synagoge Hohe Weide geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass der Angreifer schuldunfähig ist.
Von Julia HaasIm Oktober hat ein Mann einen jüdischen Studenten vor der Synagoge Hohe Weide angegriffen und schwer verletzt. Nun hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen abgeschlossen. Nach Angaben der zuständigen Sprecherin Nana Frombach soll eine psychische Erkrankung den Angreifer zur Tat veranlasst haben.
Antisemitisches Weltbild nicht ausgeschlossen
Die Staatsanwaltschaft gehe davon aus, dass der Beschuldigte zur Tatzeit nicht in der Lage gewesen sei, sein Handeln gezielt zu steuern, so Frombach. Obwohl sich der Angriff gezielt gegen eine Person jüdischen Glaubens gerichtet habe, plädiert die Behörde für „schuldunfähig“.
Es sei jedoch nicht auszuschließe, dass bei dem Beschuldigten vor der Erkankung ein antisemitisch-politisches Weltbild vorgelegen habe, teilte Frombach mit. Hinweise auf Mittäter gebe es nicht. Das Landgericht Hamburg muss nun über den Fall entscheiden. Dem 29-jährigen Angreifer wird versuchter Mord in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vorgeworfen.
Jüdische Gemeinde spricht von „judenfeindlichem Anschlag“
Kurz nach der Tat schätzte die Staatsanwaltschaft die Tat als einen antisemitisch motivierten Angriff ein. Der Beschuldigte trug während des Anschlags eine Militäruniform. In der Hosentasche des Angreifers fanden Polizisten einen Zettel mit aufgemaltem Hakenkreuz.
Philipp Stricharz, 1. Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Hamburg, betont, dass die Erkrankung des Beschuldigten nichts an der Tat und deren Auswirkungen ändere. Stricharz bezeichnet die Attacke als „judenfeindlichen Anschlag“. Angriffe auf die jüdische Gemeinde nicht beim Namen zu nennen, trage nicht dazu bei, solche Taten künftig zu verhindern.
Am Sonntagnachmittag des 4. Oktober 2020 hatte ein 29-Jähriger einen jüdischen Studenten vor der Synagoge Hohe Weide mit einem Klappspaten am Kopf verletzt. Die Tat ereignete sich am jüdischen Feiertag Sukkot.