Beiersdorf informiert Kleingärtner und Anwohner
Die Beiersdorf AG und die Stadt Hamburg informierten gestern Abend über den Grundstücksverkauf der angrenzenden Kleingartenfläche. Die langerwartete Informationsveranstaltung wurde dann auch ein Abend über die Zukunft des DAX-Konzerns in Eimsbüttel. Die Durchführung verlief ruhig und ohne Zwischenfälle.
Von Fabian Hennig„Wir haben keine Pläne, auf dem Gelände zu bauen“, versicherte Beiersdorf-Vorstandsmitglied Zhengrong Liu den Anwesenden zum Grundstückskauf. Und weil im Publikum öfters nachgefragt wurde, warum Beiersdorf das Gelände kaufen möchte, wiederholte er diesen Satz. Und Bezirksamtsleiter Kay Gätgens sagte dazu, es gebe derzeit nicht einmal Ausgleichsflächen.
Auch wenn während der Veranstaltung nicht alle Bürgerfragen abschließend geklärt werden konnten oder auf unterschiedlichen Sichtweisen beruhen, wurden an diesem Abend die Bürgerfragen von den Vertretern von Beiersdorf und der Stadt Hamburg bestmöglich beantwortet. Das lag auch daran, dass sich die Podiumsvertreter Liu, dem Staatsrat der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, Dr. Rolf Bösinger, und Bezirksamtsleiter Kay Gätgens anscheinend gut auf den Ansturm der interessierten Bürger vorbereitet hatten. Der eigens für diese Veranstaltung engagierte Moderator Maik Bohne verdeutlichte die Absicht der Organisatoren, den Abend nicht eskalieren zu lassen.
Viele Fragen der Bürger
Nach Begrüßung des Plenums durch Zhengrong Liu übernahm Moderator Bohne die Führung durch den Abend. Nach drei Kurzvorträgen der Podiumsteilnehmer, die die jeweiligen Gründe des Grundstückskaufs aus Sicht von Beiersdorf, der Stadt und dem Bezirk erläuterten, wurde den Anwesenden Zeit eingeräumt, ihr Anliegen vorzutragen.
Dazu sammelte Bohne immer eine Hand voll Fragen und gab sie an die Experten weiter. Dass dabei immer mal wieder Fragen verloren gingen oder durch Zusammenfassen mehrerer Themen nicht explizit beantwortet wurden, tat dem Abend keinen Abbruch. In einigen Fällen meldeten sich die Fragesteller auch wieder.
Innerhalb zwei Stunden Fragezeit wurden viele Themenkomplexe angesprochen: Intransparenz beim Planungsprozess, erhöhtes Verkehrsaufkommen, Verkehrssicherheit, Luftverschmutzung, Grünflächenvernichtung, Erholungsflächen, Entschädigung der Anwohner, nicht nur der Kleingärtner, Versicherungsschutz bei nahestehenden Gebäuden, Wertminderung bei den Eigentumswohnungen, Versiegelung der Oberflächen.
Bösinger und Liu boten Anwesenden sogar persönlich an, sich um ihre Belange zu kümmern und Kontakte zu Behörden herzustellen. Zum Beispiel für einen Fußgängerüberweg bei der angrenzenden Schule.
Unklarheiten über die Fläche
Wer genau hinhörte, dem wurde klar, dass die finale Fläche noch nicht fix ist. Während Immobilien-Chef Best sagte, dass Beiersdorf eine weitere zusätzliche Kleingartenfläche benötige, erwähnte Gätgens, dass Beiersdorf eventuell auch weniger Fläche bebauen könnte.
Zwischen den von der Stadt veräußerten Kleingärten liegt ein Gelände mit rund 50 Parzellen, das in Privatbesitz ist. Dazu sagte Best: „Wenn wir uns perspektivisch auf der gekauften Fläche entwickeln wollen, dann benötigen wir zusätzlich die andere Grundstücksfläche.“ Beiersdorf hat sich in den Kaufvertrag schreiben lassen, dass die Stadt Hamburg sie beim Erwerb dieses Grundstückes unterstützen wird. Wie teuer das wird, kann derzeit nicht gesagt werden, weil mit jedem Besitzer einzeln verhandelt werden muss. „Wir halten es für unmöglich, jeden einzelnen Grundeigentümer zu überzeugen“, gab Best zu.
Dass Beiersdorf auf weniger Fläche ihre Produktionsanlagen stellen könnte, wurde durch eine Aussage von Gätgens klar: „Wie viel dieser 12 Hektar Kleingartenfläche müssen eigentlich in Anspruch genommen werden? Es könnte ja auch sein, dass es nur ein kleinerer Anteil ist und der Rest nicht in Anspruch genommen werden muss.“ Die Option, dass Beiersdorf sogar nur einen Teil des Geländes bebaut, steht nun zumindest im Raum.
Baustellenlärm für die nächsten Jahre
Nicht nur mit dem Verkauf der Kleingartenfläche kommen große Veränderungen auf den Bezirk zu. Das wurde an diesem Abend noch einmal deutlich. Mit dem neuen Beiersdorf-Hauptquartier in der Troplowitzstraße soll auf dem jetzigen Gelände an der Unnastraße ein großes Stadtquartier entstehen. Um die Pensionen der Mitarbeiter zu erhalten, sollen nach Bezug des neuen Headquarters Mietwohnungen entstehen, versicherte Stefan Best. Weil es sich eben um ein Wohnviertel handele, hätte Beiersdorf sich gegen den Standort als Zentrale entschieden.
Der erste Spatenstich für das rund 230 Millionen Euro teuer Bauvorhaben soll Anfang 2018 stattfinden, die Baumaßnahmen sollen im August 2021 abgeschlossen sein. Im Anschluss würde höchstwahrscheinlich der Umbau an der Unnastraße beginnen. Darüber werde Beiersdorf in den nächsten Monaten noch informieren, sagte Best. Für die Eimsbütteler dürfte es in den nächsten Jahren zu weiteren Verkehrseinschränkungen und Baulärm in der Gegend kommen.