Der Mini-Kreisverkehr kommt nach Eimsbüttel
Mini-Kreisverkehre ersetzen in den nächsten Monaten drei herkömmliche Kreuzungen in Eimsbüttel. Der Bezirk verspricht sich von der neuen Verkehrsführung mehr Sicherheit für alle.
Von Max GilbertDie Bäume sind gefällt, die Bauarbeiten haben begonnen. Die Stelle an der sich Heußweg und Stellinger Weg treffen, wird für die nächsten vier Monate eine Baustelle sein. Die alte Kreuzung verschwindet, die Gehwege sollen breiter werden und der Verkehr durch einen Mini-Kreisverkehr geleitet werden.
Drei Mal Mini-Kreisverkehr
Ab Juni soll nur wenige Häuserblocks entfernt, an der Kreuzung von Osterstraße und Methfesselstraße, ein weiterer Mini-Kreisverkehr entstehen. Im Zuge des Umbaus der Veloroute 3 wird auch in Lokstedt an der Kreuzung Grandweg / Stresemannallee ein Mini-Kreisverkehr gebaut.
Die sogenannten „Mini-Kreisverkehre“, die nun Eimsbüttel gebaut werden, zeichnen sich im Gegensatz zu einem „normalen“ Kreisverkehr durch eine überfahrbare Mittelinsel aus. Dies ist insbesondere für Fahrzeuge mit Übergröße wie Linienbusse oder LKW wichtig. Notwendig macht dies der geringe Kreisel-Durchmesser von maximal 22 Meter.
Fotostrecke: Baubeginn an der Kreuzung von Stellinger Weg und Heußweg
Baubeginn Heußweg Stellinger Weg
Die alte Kreuzung von Heußweg und Stellinger Weg wird vom Bezirk Eimsbüttel als „unfallträchtig und unübersichtlich“ eingeschätzt. Im Rahmen einer Bürgerbefragung Anfang Juni 2014 sei immer wieder die unübersichtliche Situation an der Kreuzung thematisiert worden.
In den letzten zweieinhalb Jahren ist es an der Straßengabelung zu insgesamt 18 Unfällen gekommen. Die Stadt verspricht sich von dem neuen Mini-Kreisverkehr eine „flüssigere Verkehrsführung“ und übersichtlichere Gesamtsituation für Verkehrsteilnehmer auf Rädern sowie Füßen.
Wohl kein Kreisverkehr am Isebekkanal
Gegen einen Kreisverkehr scheint sich das Bezirksamt an der Kreuzung Bismarckstraße/Osterstraße zu entscheiden. Zwar ist noch nichts endgültig beschlossen, doch die ersten Entwürfe zeigen einen für Autos nicht überfahrbaren Mittelstreifen auf der Osterstraße.
Laut den Planungsverantwortlichen müsste ein Kreisverkehr, aufgrund des Busverkehrs und der nicht auf einen Punkt zulaufenden Kreuzung, entsprechend groß sein. Dies würde allerdings zu Arbeiten an der Brücke führen, die unter Denkmalschutz steht. Der Eis-Pavillon wäre ebenfalls nicht zu halten, so das Fachamt für Management des öffentlichen Raumes. Daher sei ein Kreisverkehr hier nicht möglich.
Kritiker in der Bezirksversammlung halten die aktuell geplante Kreuzung für unsicher und sehen keine Verbesserung der Verkehrssituation durch die Maßnahme. Sie wünschen sich einen Kreisverkehr und behaupten er wäre durchaus möglich und lediglich politisch nicht gewollt.
Kreisverkehre gelten allgemein als sicher
Laut einer Studie des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft gelten kleine innerstädtische Kreisverkehre als „ausgesprochen sichere Knotenpunktform“. Das Bezirksamt hat sich auch aus diesem Sicherheitsaspekt für die Kreisverkehre entschieden:
„Die erhöhte Verkehrssicherheit kommt allen Verkehrsteilnehmern zugute. Der Sicherheitszuwachs ist für Kraftfahrer und Fußgänger an einstreifigen Kreisverkehren besonders groß.“
Doch wie sieht es bei den Fahrradfahren aus? Der ADFC sieht den Sicherheitsaspekt ähnlich. Für Radfahrer sei jedoch besonders wichtig, dass der Kreisel „gut gemacht“ sei und die Mittelinsel so angelegt wird, dass sie nicht überfahren wird.
Auch für die Fahrradfahrer ist ein Kreisel laut ADFC angenehmer als eine vergleichsweise unübersichtliche Kreuzung, jedoch entscheidet auch hier eine gute Umsetzung. Allgemein habe ein Kreisverkehr weniger Konfliktpunkte und verringere die Verkehrsgeschwindigkeit. Laut Bezirksamt sorge die verringerte Geschwindigkeit für insgesamt 30% weniger Unfälle. Die Zahl der Unfälle mit Schwerverletzten und Toten werde sogar um 90% reduziert.
Beispiel Grindelhof: Mehr Unfälle mit Kreisverkehr
Soweit die Theorie. Wie sich die kommenden Kreisverkehre praktisch auf Verkehr und Unfallzahlen auswirken werden, kann noch niemand sagen. Der Mini-Kreisvekehr an der Kreuzung Grindelhof / Rutschbahn ist jedoch ein Negativbeispiel, zumindest an der aktuellen absoluten Unfallstatistik gemessen.
Vor etwa drei Jahren wurde der Kreisvekehr gebaut, der im Zuge der Einführung der 30er-Zone den Grindelhof entschleunigen sollte. Laut Unfallstatistik der Polizei Hamburg kam es in den zwei Jahren vor Baubeginn zu vier Unfällen. In den ersten zwei Jahren nach Eröffnung des Kreisels kam es zu elf Unfällen. Die Anzahl der Unfälle hat sich also fast verdreifacht.
Die Polizei sagt jedoch, der Vergleich der Unfallzahlen vor und nach Bau des Mini-Kreisverkehrs sei „nicht zielführend“. Die Verkehrslage sei unauffällig, es gäbe überwiegend Bagatellunfälle. Auf Anfrage antwortet das Bezirksamt, dass ihnen keine signifikanten Feststellungen im Zusammenhang mit Kreisverkehren im Bezirk vorliegen würden. Auch die Bürger würden sich kaum beschweren.
Wie gut die Mini-Kreisverkehre am Ende den Eimsbütteler Verkehr steuern und ob sie für mehr Sicherheit sorgen wird die Zukunft zeigen. Wir möchten von unseren Lesern schon jetzt wissen, wie sie zum Thema Sicherheit im Kreisverkehr stehen:
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