![Sarah Benmeddah aus der elften Klasse ließt die recherchierte Lebensgeschichte von Ingeborg Elisabteh Adler vor. Rechts im Bild: die eingeweihte Gedenktafel. Foto: Amelie Müller](https://www.eimsbuetteler-nachrichten.de/wp-content/uploads/2024/06/Hamburg-Eimsbuettel_EWG_Gedenktafel_Verfoglte-der-Natitonalsozialisten_Emilie-Wuestenfeld-Gymnasium_Sarah-Benmeddah-1200x800.jpg)
Eimsbütteler Schülerinnen erinnern an Verfolgte der Nationalsozialisten
Mit einer Gedenktafel wollen Schülerinnen des Emilie-Wüstenfeld-Gymnasiums an verfolgte Schülerinnen aus der NS-Zeit erinnern. Im vergangenen Jahr haben sie deren Lebenswege recherchiert.
Von Amelie MüllerVon Hamburg über Paris nach Zypern, Israel und Sizilien, erneut über Hamburg nach Holland und schließlich in die USA. Das ist der Fluchtweg von Ingeborg Elisabeth Adler während der Zeit des Nationalsozialismus. Sie wurde 1912 geboren und war von 1928 bis 1929 Schülerin am Emilie-Wüstenfeld-Gymnasium in Eimsbüttel.
Flucht vor Nationalsozialisten in die USA
Im März 1933 floh sie vor dem NS-Regime und emigrierte 1938 schließlich über Holland in die USA. Während ihrer Flucht soll sich Adler ein Magengeschwür zugezogen haben, welches sich über die Jahre verschlimmerte. Vor der Verfolgung war sie vollkommen gesund.
Im Rahmen eines Schulprojekts haben Schülerinnen des Emilie-Wüstenfeld-Gymnasiums (EWG) dieses und weitere Schicksale von verfolgten Schülerinnen und Lehrerinnen rekonstruiert. Um an ihre Lebensgeschichten zu erinnern, wurde nun eine Gedenktafel eingeweiht. Auf ihr stehen 130 Namen von ehemaligen Schülerinnen und Lehrkräften des Gymnasiums, die von den Nationalsozialisten verfolgt wurden, aber durch ihre Flucht den Holocaust überlebten.
Stolpersteine am Emilie-Wüstenfeld-Gymnsaium
„Erinnerung ist nie abgeschlossen. Sie geht immer weiter“, sagt Simon Raß, Geschichtslehrer am EWG. Er initiierte 2022, anlässlich des 125-jährigen Schuljubiläums, ein Projekt, um die Schicksale von ehemaligen Schülerinnen und Lehrerinnen des EWG zu recherchieren.
19 Schülerinnen machten mit und erforschten im Staatsarchiv Hamburg die Schicksale von Mitgliedern der Schulgemeinde der damaligen Mädchenschule. Im Juni 2023 wurden neun Stolpersteine vor der Schule verlegt, die an Schülerinnen und Lehrerinnen gedenken, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden.
130 konnten sich vor Nationalsozialisten retten
Während dieser Recherche stießen die Schülerinnen auf Namen von Frauen, die sich vor dem NS-Regime retten konnten. Insgesamt 130 Namen von ehemaligen Schülerinnen und Lehrkräften trug die Arbeitsgruppe zusammen, die den Holocaust überlebten – darunter auch Ingeborg Elisabeth Adler.
Neben Adlers Schicksal rekonstruierten die Mädchen weitere zehn Lebensgeschichten. Die Details der Schicksale machen deutlich, welche gesundheitlichen und psychischen Spuren die Flucht bei den Überlebenden des Holocaust hinterlassen hat.
Ein Projekt über drei Generationen
Die Schülerin Sarah Benmeddah hatte sich 2022 freiwillig für die Teilnahme am Projekt gemeldet. „Ich finde, es wird noch zu wenig über den Nationalsozialismus in der Schule gesprochen”, sagt die Elftklässlerin. Sie wollte sich mehr damit beschäftigen und recherchierte während des Projekts das Schicksal von Ingeborg Elisabeth Adler.
Christina Igla, Rentnerin und Mitglied der Stolperstein-Initiative Hamburg, hat das Projekt betreut und ist begeistert vom Engagement der Schülerinnen. „Wir haben während des Projekts viel voneinander gelernt. Es macht Mut, dieses Engagement zu sehen.“ Auch für die Rentnerin war das Projekt etwas Neues. Über drei Generationen hinweg gemeinsam für das Gedenken an Opfer des Holocaust zu arbeiten, sei eine besondere Erfahrung gewesen.
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