Wie können Frauen finanziell unabhängig werden? – Teil 2
Emanzipation und Gleichberechtigung bedeutet auch finanzielle Unabhängigkeit. Doch es gibt wenige Angebote, die sich konkret an Frauen richten. „Geldfrau“ Dani Parthum zeigt: Selbst ist die Frau – auch bei Finanzen.
Von Monika DzialasDani Parthum möchte das ganze Finanzthema entmystifizieren und Frauen näherbringen. Das mit dem Geld und der Altersvorsorge sei nämlich weder zu kompliziert, um es zu verstehen, noch sei es langweilig oder unwichtig, sagt sie. Und: „Es macht sogar Spaß.“ Als Geldcoach unter der Marke Geldfrau unterstützt sie vor allem Frauen dabei, sich mutig den eigenen Finanzen zuzuwenden, bessere Finanzentscheidungen zu treffen und Geld pragmatisch und eigenverantwortlich anzulegen.
Mehr Bildung gegen den Irrsinn der Banken
Als Wirtschaftsjournalistin konnte sie durch ihre Berichterstattung für öffentlich-rechtliche Medien tiefe Einblicke in die Finanzindustrie erhalten. Dabei hat sie zwei Dinge festgestellt: Die meisten Banken hätten sich längst von ihrer Aufgabe entfernt, der Gesellschaft zu dienen. Stattdessen saugten sie sie aus – mit schlechten Produkten, manipulativen Kampagnen, unverantwortlich riskantem Verhalten, Raffgier und Arroganz. Zudem sei es fast egal, was Journalisten über dieses gesellschaftlich schädigende Verhalten berichten. Es ändere sich nichts Wesentliches. Deshalb habe sie beschlossen, „diesem Irrsinn mehr Bildung entgegenzusetzen“.
Altersarmut: besonders Frauen betroffen
Sie ist der Meinung, dass jeder sich nur behaupten und schützen könne, wenn er oder sie selbst über Finanzen Bescheid wisse und sich kümmere. Wer das nicht tue und weiter auf „Bankberater“ vertraue, verstehe die Zusammenhänge nicht und habe im Zweifel gerade im Alter nicht genug Geld. Das betreffe besonders Frauen. Auch deshalb legt Parthum ihr Hauptaugenmerk auf sie: „Ich möchte Frauen dazu ermuntern und befähigen, sich gegenüber Partnern oder Arbeitgebern in Finanzfragen besser durchsetzen zu können“, erzählt die Wirtschaftsjournalistin.
Es gehöre ihrer Meinung nach zu einem eigenverantwortlichen und erwachsenen Leben dazu, die eigenen Finanzen selbst in die Hand zu nehmen. Es sei wichtig, damit Frauen das Leben leben können, das sie möchten, und nicht von Männern, Vätern, Familien oder Gesellschaften fremdbestimmt werden, wie Frauen es Jahrtausende wurden. Die Berufstätigkeit mache es heute möglich, das aus dem eigenen Leben zu machen, was man für sinnvoll und richtig erachte – anstatt einer überkommenen, gesellschaftlichen Norm zu folgen.
Vom Rollen-Erbe und der Überhöhung der Mutterschaft
Die lange, strukturelle Bevormundung von Frauen wirke ihrer Meinung nach bis heute nach – sowohl im Privaten, im Beruf wie auch in wirtschaftlichen und politischen Führungspositionen. Es gebe immer noch die alten Denkmuster, dass Frauen sich um die Kinder zu kümmern hätten und keine Familie ernähren müssten. Daher verdienten sie weniger, erhielten weniger berufliche Chancen und weniger Möglichkeiten der gesellschaftlichen Mitgestaltung.
Zwar seien sie unabhängiger als früher, aber deswegen noch lange nicht finanziell gleichberechtigt: „Das gesellschaftliche Rollen-Erbe und die Überhöhung der Mutterschaft haftet uns Frauen an wie das Pech an Maries Kleid. Den Männern übrigens auch. Das ändert sich zwar immer mehr, aber es dauert“, so Parthum.
Finanzbildung werde vor allem über Verhalten und Vorbild weitergegeben – durch Eltern, Verwandte, das gesellschaftliche Umfeld. Deshalb bestehe da bei beiden Geschlechtern erheblicher Nachholbedarf in Sachen aufgeklärter, eigenverantwortlicher Geldumgang und Vermögensaufbau.
Das Lohngefälle zwischen Vätern und Müttern
Die Biografie, das Schwanger-werden-können, die Berufswahl und die Verantwortung für andere unterscheide Frauen und Männer ihrer Meinung nach beim Thema Finanzen, Anlegen und Versicherung. Solange Frauen kinderlos seien, unterschieden sich die Geschlechter in ihren Finanzen und Einkommenschancen nicht wesentlich. Sobald aber eine Frau ein Kind gebäre, habe das erhebliche finanzielle Auswirkungen für sie, lebenslang.
Das habe eine Studie (2018) eindrucksvoll belegt, die Langzeitdaten aus Dänemark ausgewertet hat. Ergebnis: Die Einkommenseinbuße für berufstätige Mütter beträgt etwa 20 Prozent. Das Lohngefälle bleibt bis zum Berufsende bestehen – durch Auszeiten, Teilzeit und daraus folgend schlechtere Stundenlöhne. Bei Vätern ändert sich hingegen nichts.
Frauen hätten dadurch – und auch, weil sie öfter als Männer schlecht bezahlte Berufe wählen – weniger finanzielle Spielräume, Geld zum Vermögensaufbau anzulegen, weil sie es für sich und ihre Kinder bräuchten.
Finanzangebote für Frauen: Ein Marketing-Trick?
Ansonsten sieht Parthum wenige Unterschiede. „Frauen legen im Schnitt ihr Geld weniger riskant und pragmatischer an als Männer und sind damit sehr erfolgreich“, erzählt sie. So wie andere Kritiker hält Parthum nichts von unterschiedlichen Finanzprodukten speziell für Männer oder Frauen. Das sei lediglich ein Marketing-Trick. Hier werde die wichtige Genderdiskussion zum eigenen Vorteil ausgenutzt. Was zwar aus kaufmännischer Sicht verständlich sei, aber auch ziemlich durchsichtig.
„Wenn sich Banken aber ernsthaft Gedanken darüber machen würden, was ihre Kundinnen wollen und brauchen, fände ich das einen Schritt in die richtige Richtung. Bisher fragen sich Banken und Versicherungen meist nur, womit sie das meiste Geld an ihren Kunden verdienen können“, konstatiert die Geldfrau. Im Gegensatz zu Unternehmen hätten Banken ihrer Meinung nach aber gesamtgesellschaftliche Aufgaben. „Das ist in Vergessenheit geraten. Leider auch in der Politik“, so Parthum weiter.
Männerdomäne Finanzwesen
Von Beratunsggesprächen zum Beispiel bei Banken und Versicherungen rät Parthum rigoros ab. All diejenigen, die sich als Finanz- oder Bankberater ausgeben, seien Produktverkäufer im Auftrag ihrer Banken, Versicherungen oder im Eigeninteresse – aber nicht im Interesse derjenigen, die Hilfe suchen. Wenn Finanzberatung, dann Honorarberatung, findet sie. Oder durch Gespräche mit Freunden und Verwandten. Auch Netz-Wissen und Knowledge-Sharing helfe, dazu Bücher, die Verbraucherzentralen und unabhängige Blogger wie sie. Alles andere sei Zeit- und dazu Geldverschwendung.