„Dringend erforderlich“: Junge Flüchtlinge sollen in Wohnhaus am Isebekkanal ziehen
Die Sozialbehörde sucht dringend nach Orten, unbegleitete minderjährige Flüchtlinge unterzubringen. Im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses in Eimsbüttel könnten nun dreißig Jugendliche einziehen.
Von Julia HaasViele kennen das Backsteinhaus am Isebekkanal noch als Sitz der Krankenkasse AOK. Jetzt sollen in das Erdgeschoss des Mehrfamilienhauses dreißig unbegleitete minderjährige Flüchtlinge einziehen. Und das schnellstmöglich, wie aus einem Schreiben der Sozialbehörde an die Bezirksversammlung Eimsbüttel hervorgeht.
Bismarckstraße: Auf die AOK folgte Leerstand
Die kontinuierlich hohen täglichen Neuzugänge an unbegleiteten minderjährigen Ausländern würde es erfordern, die Plätze zur Unterbringung und Betreuung auszuweiten. Kurzfristig müssten in ganz Hamburg verfügbare Kapazitäten akquiriert werden, heißt es in der Mitteilung der Sozialbehörde.
Eine Möglichkeit, die jungen Menschen unterzubringen, scheint sich nun in Eimsbüttel ergeben zu haben. Bereits seit mehreren Monaten wird das Erdgeschoss in der Bismarckstraße 77-79, wo früher die AOK saß, umgebaut und saniert. Nach dem Auszug der Krankenkasse stand die Fläche leer. Kurzfristig hat sich wohl ergeben, die Fläche ab Spätherbst für die Unterbringung von dreißig männlichen Jugendlichen zu nutzen.
Grundstück soll eingezäunt werden
Vonseiten des Eigentümers hätte es dazu bereits erste Gespräche mit dem Bezirk und dem Denkmalschutzamt gegeben – mit positiven Ergebnissen. Ende April wurde die Bezirksversammlung Eimsbüttel über das Vorhaben informiert. In der heutigen Bezirksversammlung am 30. Mai können die Politiker dazu Stellung beziehen.
Geplant sei, die 645 Quadratmeter große Erdgeschossfläche im Sinne der Sozialbehörde weiter umzubauen. Dafür sollen fünfzehn Doppelzimmer, Büroräume, eine Gemeinschaftsküche sowie ausreichend Badezimmer und Aufenthalts- und Schulräume entstehen. Außerdem sieht die Sozialbehörde vor, das Gebäude durch einen Zaun und Einfriedungen von den umliegenden Wegen und Grundstücken abzutrennen.
Ein Jugendlicher soll rund acht Monate bleiben
In der Erstversorgungsstelle für die männlichen Flüchtlinge ist eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung vorgesehen. Dafür sollen mehrere Fachkräfte vor Ort sein, jeweils eine Person soll drei Jugendliche betreuen. Zum Betreuungsteam sollen zudem Sprach- und Kulturmittlerinnen sowie eine hauswirtschaftliche Fachkraft gehören. Nachts soll ein Sicherheitsdienst vor Ort sein.
Laut Sozialbehörde bleibe ein Jugendlicher etwa acht Monate in der Erstaufnahmestelle.
Soziale Angebote im Umfeld
Die Laufzeit des Standorts ist für zwanzig Jahre vorgesehen. Verlängerungen von zweimal zehn Jahren sind möglich. Sollte der Unterbringungsbedarf von Flüchtlingen zurückgehen, wäre es möglich, die Fläche als ambulantes betreutes Wohnen zu nutzen, erklärt die Sozialbehörde.
Dass sich die Sozialbehörde für diesen Standort entschieden hat, liegt auch an der Lage. In unmittelbarer Umgebung gibt es diverse soziale Angebote, die die Jugendliche nutzen können – darunter das Kaifu-Bad und Sportgruppen des ETV.
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