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Die Autorin Jasmin Ramadan ist im Generalsviertel aufgewachsen. Foto: Julia Haas
Die Autorin Jasmin Ramadan ist im Generalsviertel aufgewachsen. Foto: Julia Haas
Eimsbüttelerin des Monats

Autorin Jasmin Ramadan über Fiktion und Realität

Wo endet die Realität, wo beginnt die Fiktion? Es ist die ewige Frage, der sich Autoren verweigern – auch die Eimsbütteler Autorin Jasmin Ramadan. Was sie dann doch verrät.

Von Julia Haas

Manche hängen Schlös­ser an ihre Tagebücher, andere lesen daraus vor. Jasmin Ramadan gehört zu Letzteren. Was sie als Kind bewegte, verwandelte sie in Geschichten, die sie ihrer Mutter oder Freundinnen vorlas. Unterhaltsamer und ein bisschen spannender, als es wirklich war.

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Eine Kindheit wie im Bilderbuch

Jasmin Ramadan ist im Elim-Krankenhaus in der Hohen Weide, heute Agaplesion Diakonieklinikum, geboren. Wie Angela Merkel, sagt sie. Weniger, weil sie stolz darauf ist. Mehr, weil es die Geschichte ausschmückt. Sonst hat ihre Kind­heit im Generalsviertel kaum Spannungskurven, gleicht eher einem Bilderbuch. Auf dem Titelbild wäre der Spielplatz zwischen Kott­witzstraße und Gneisenaustraße und vielleicht sie, wie sie einhändig mit dem Fahrrad darüber saust. Es ist das Zentrum ihrer Eimsbüttel-Bubble aus Kindheitstagen. Bis heute ist Eimsbüttel für sie wie ein großes Wohnzimmer.

Als kleines Mädchen soll Ramadan im Kindergarten erzählt haben, sie wolle Schriftstellerin werden. Wie sie damals darauf kam, weiß sie nicht mehr. Sie ist sich aber sicher, es ging nie um Hochzeit und Kinder, wenn sie sich ihre Zukunft ausmalte, immer nur ums Schreiben.

Ramadans erster Roman: „Soul Kitchen”

Ihren ersten Roman veröffent­lichte Ramadan 2009. „Soul Kitchen” erzählt die Vorgeschichte zum gleichnamigen Film von Fatih Akin. Im März erschien ihr fünfter Roman. Eigentlich der sechste, sagt die 49-Jährige.

Mit Mitte 20 – Ramadan studierte damals Germanistik und Philosophie und wusste nicht, warum – bekam sie Fieber und verbrachte mehrere Tage im Bett. Es war der Pauseknopf, der, länger gedrückt, einen Reset auslöste.

Wieder gesund, fühlte sie sich wie Phönix aus der Asche. Ramadan ­setzte sich an den Schreibtisch und verfasste ihr erstes Manuskript. Nach 16 Semestern brach sie ihr Studium ab, um zu verwirklichen, wovon sie im Kindergarten erzählt hatte.

Der erste Roman wurde nie veröffentlicht. „Ich wusste, es wird kein glatter Weg.” Dem Scheitern folgten vier Romanveröffentlichungen, mehrere Kurzgeschichten, eine Kolumne bei der taz – und eine Pause.

Die letzte Lesung

Sieben Jahre sind seit ihrem Roman „Hotel Jasmin” vergangen. Warum? Das Klischee der Midlife-Crisis stimme, sagt Ramadan. Krisen durch­zogen ihr Leben – auf vielen Ebenen. Ramadan trennte sich, ihre Mutter starb, Bekannte gingen, Freunde zweifelten. „Die Leichtigkeit, die bis eben da war, verschwand.”

Von den Krisen der Mittvierziger, zerbrochenen Ehen und gescheiterten Plänen, vom Zwang und Willen, das Leben neu zu ordnen, erzählt Ramadan in ihrem aktuellen Roman „Auf Wiedersehen”. Im Fokus steht ein Hamburger Freundeskreis – vier Paare, deren Beziehungen in Scherben liegen. Trotz Eimsbütteler Altbauwohnung. Denn nach Eimsbüttel ziehe man zum Altwerden in Frieden, schreibt Ramadan.

„Auf Wiedersehen“ ist Jasmin Ramadans fünfter Roman. Foto: Nils Kasiske (links) / Weissbooks (rechts)

Für keinen anderen Roman hat sie so wenig recherchiert – und so wenig verfälscht. Wer sie kennt, weiß, wo Fiktion und Realität verfließen. Allen anderen will es die Autorin nicht verraten. Nur so viel: „Lesungen hatte ich auch schon.” Sie lächelt und zeigt auf ihr Buch am Tischrand.

Kapitel: „Die letzte Lesung”

„Es kann schon sein, dass ich ein paar Sachen einfließen lassen habe, aber nicht eins zu eins, es ist Fiktion, so wie alles. (…) Wir dichten uns doch die ganze Zeit etwas zusammen über uns, alle tun es, und einige schreiben es auf und ändern einfach die Namen.”


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