
Suppensohn: Hier ist die Natur der Chef
David Klau und Andi Ebel haben sich mit Suppen selbstständig gemacht. Seitdem spielt sich ein Großteil ihrer Leben auf Bauernhöfen und in ihrer Suppenküche ab – für die beiden Eimsbütteler ein Traumberuf.
Von Julia Haas„Es ist keine Raketenwissenschaft, die Umwelt zu retten”: Andi Ebel, 27, und David Klau, 29, wollen mit Suppen ihren Beitrag dazu leisten. Sie sind die stolzen Väter des Suppensohns – einer kleinen Suppenmanufaktur in Eimsbüttel. Die frischgebackenen Gründer strahlen, wenn sie von ihrem Projekt erzählen.
Andi und David kochen Suppen aus regionalem Bio-Gemüse und füllen sie in Pfandgläser ab. Lange Vertriebswege und unnötiger Müll haben in der Suppensohn-Philosophie keinen Platz. Ihr Gedanke ist nachhaltig – durch und durch.
Traumjob für Stadtkinder
Der ursprüngliche Plan für Suppensohn war ein anderer: „Wir wollten einen kleinen Laden eröffnen mit Suppen als Mittagstisch.“ Corona wirbelte den Plan durcheinander. Sie stellten das Geschäft hintenan, brachten stattdessen ein Produkt auf den Markt: die Suppe.
Während des Lockdowns im Frühjahr lief das Probekochen an. Seit August vertreiben Andi und David ihre Kreationen in kleinen Eimsbütteler Läden – darunter die Biokiste und der Getränkehandel Losch im Heußweg. Bei den Eimsbüttelern kommt das gut an, sagen die Gründer. Sie schätzen die Offenheit ihrer Nachbarn: „Eimsbüttel ist für uns ein guter Start“. Die Zutaten beziehen die jungen Suppen-Väter von Bauernhöfen aus dem Hamburger Umland. „Für uns als Stadtkinder ist es ein Traum, beruflich auf Bauernhöfen unterwegs zu sein“, sagt Andi.

Wenn Andi und David nicht gerade auf dem Land unterwegs sind, arbeiten sie in der Biokiste – hier konnten sie viele ihrer Kontakte zu Landwirten festigen. Nach Feierabend perfektionieren sie das Suppen-Handwerk in ihrer Produktionsküche in Stellingen. Dabei ist ihnen wichtig, dass alles auf natürliche Art und Weise gekocht und haltbar gemacht wird – eben wie bei Oma.
Ein Herz für krummes Gemüse
Mit Suppensohn wollen die selbsternannten Flexitarier beweisen, dass vegane Gerichte jedem schmecken. Bis jetzt sind alle Suppen vegan – vegetarische Variationen nicht ausgeschlossen. Auf Lagerware verzichtet Suppensohn: In den Topf kommt, was Saison hat. Und da am liebsten krummes Gemüse, das sonst im Müll landet; zum Beispiel Süßkartoffeln mit mehr als 350 Gramm. Für die Suppen seien große Kartoffeln ideal, im Einzelhandel fallen sie durch die Norm, erklärt Andi.
„Wir kaufen den Landwirten das Gemüse ab, das niemand möchte“, ergänzt David, „die Suppensohn-Idee setzt auf Gerechtigkeit in allen Produktionsschritten.“ Das heißt für die zwei aber nicht, Ananas aus Südamerika zu hassen. Vielmehr geht es ihnen um die Wertschätzung regionaler Erträge. Es sei nicht notwendig, den Konsum aller Obst- und Gemüsesorten konstant aufrechtzuerhalten. Ganz nach dem Unternehmensslogan: „Natur bleibt Chef.“
„Wir verkaufen Suppen“
Mit Überzeugung und Tatendrang setzten die Suppenköche ihre Idee um. Der Weg dorthin war nicht immer einfach. Es brauchte mehr als ein gutes Produkt – zum Beispiel die richtige Firmenadresse. „Wir hatten meine Adresse angegeben, aber dann hat das Gesundheitsamt angerufen“, schmunzelt Andi. Die Behörde wies sie darauf hin, dass es nicht erlaubt sei, die Produkte in der eigenen Wohnung zu kochen. Geplant ist das auch nie gewesen: Die Suppenküche war von Anfang ausgelagert – nur die Adresse nicht.

Viele Anrufe, Richtlinien und Marketingstrategien später haben David und Andi die Hürden des Gründens und die Angst vor dem Finanzamt vorerst überwunden. Stolz können die beiden nun behaupten: „Wir verkaufen Suppen.“ Andi ergänzt: „Das klingt schon ein bisschen witzig.“
„Suppensohn“ blickt in die Zukunft
Für die Zukunft wollen sie an ihrer Mittagstisch-Idee festhalten. Doch jetzt heißt es: Suppensohn nach ganz Hamburg bringen. Lieferungen über die Stadtgrenzen hinaus kommen nicht infrage. Das Konzept basiert auf kurzen Wegen: „Wir holen das Gemüse aus der Region und wollen die Suppen auch hier verkaufen.“
Suppensohn-Ableger in anderen Städten sind für die gebürtigen Hamburger jedoch denkbar. Krummes Gemüse gibt es schließlich überall. Und die Möglichkeit, die Umwelt zu retten, ebenso.