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Nikolai Drews ist der Direktkandidat der Linke im Wahlkreis Eimsbüttel. Foto: Julia Haas
Nikolai Drews ist der Direktkandidat für die Linke im Wahlkreis Eimsbüttel. Foto: Julia Haas
Bundestagswahl 2025

Nikolai Drews (Die Linke): “Die ökologische Krise hängt mit der sozialen zusammen – wir müssen das zusammen angehen”

In der Bezirkspolitik ist Nikolai Drews kein Unbekannter. Jetzt kandidiert der Linken-Politiker für den Bundestag.

Von Julia Haas

Nikolai Drews tritt im Wahlkreis Eimsbüttel für die Linke als Direktkandidat an. Bisher hat er sich vor allem in der Bezirkspolitik engagiert. Er ist Teil der Linksfraktion in der Bezirksversammlung Eimsbüttel und sitzt unter anderem im Kerngebietsausschuss. Im Interview erzählt er, was er für Eimsbüttel in Berlin erreichen möchte. 

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Nikolai Drews: „Wohnen ist ein großes Thema“

Eimsbütteler Nachrichten: Warum wollen Sie in den Bundestag? 

Nikolai Drews: Ich sehe das nicht als persönliches Interesse. Meine Partei hat mich gefragt, ob ich die Kandidatur übernehmen will, und im Anschluss wurde ich für diese Position gewählt. Ich übernehme diese Verantwortung – die politische Situation geht in eine absurde Richtung, deswegen kann ich auch nicht anders. 

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Sie sind in der Bezirkspolitik aktiv. Was bewegt die Menschen in Eimsbüttel?

Wohnen ist ein großes Thema. Als wir im letzten Wahlkampf mit Menschen in Saga-Wohnungen gesprochen haben, war noch alles gut. Viele von ihnen haben jetzt aber auch den Eindruck, dass sich nicht mehr gekümmert und alles teurer wird. 

Letzte Woche beim Haustürwahlkampf hat ein junger Mann die Tür geöffnet. Er sagte, er wohne bei seinen Eltern, weil er keine Wohnung finde. Er studiert und würde gerne ausziehen, aber es geht nicht. 

Auf Bezirksebene beschäftigen wir uns viel mit Leerstand und Zweckentfremdungen. Immer mehr Wohnraum wird als Ferienwohnung oder Mikroapartment genutzt – das ist krass. Hier kann die Politik viel bewegen. 

Beim Haustürwahlkampf entstehen viele Gespräche

Was konkret wäre das auf Bundesebene? 

Der Mietendeckel. Es kann nicht sein, dass es beim Wohnen nur um Profit geht. Und wir müssen den Leerstand bekämpfen. Es gibt schon Regeln, aber die werden nicht umgesetzt. Das liegt einerseits an den Ressourcen, andererseits am Willen. 

Im Haustürwahlkampf klingeln sie an den Türen im Bezirk. Wie sind die Reaktionen? 

Die Leute an der Haustür sind sehr nett und es ist toll, was für offene Gespräche entstehen. Viele freuen sich, dass wir vorbeikommen. Ich glaube, das macht keine andere Partei in dem Ausmaß wie wir. 

„Riesige Ignoranz für den Klimawandel“

Also nehmen Sie die Menschen in diesem Wahlkampf offener wahr? 

Uns gegenüber auf jeden Fall. Im letzten Wahlkampf mussten wir noch viel einstecken, das war größtenteils Wagenknecht geschuldet. Wir bekamen viel Kritik für ihre persönlichen Positionen, dabei stand die Partei nicht dahinter. 

Wenn sich die Resonanz im Wahlkampf in Stimmen widerspiegelt, wird es gut für uns ausgehen. 

Wir haben zum ersten Mal die 1,5-Grad-Marke überschritten. Trotzdem ist Klimaschutz in diesem Wahlkampf kein großes Thema. 

Wir müssen uns fragen, warum das Thema untergeht. Mit Fakten hat es nichts zu tun. 

In den letzten Jahren hat sich eine rechte Agenda durchgesetzt – auch in den sozialen Netzwerken. Das führt zu einer schiefen Themensetzung. Alle reden über Migrationspolitik, aber faktisch gesehen ist das nicht das krasseste Thema. 

Es gibt eine riesige Ignoranz für den Klimawandel – das frustriert. Bevor sich die großen Parteien mit wichtigen Themen wie Klimaschutz beschäftigen, suchen sie kurzfristige Erfolge. 

Drews: „Langfristig müssen wir weg vom Auto“

Was möchten Sie ganz konkret in diesem Bereich bewirken? 

Die ökologische Krise hängt mit der sozialen zusammen. Das sind keine getrennten Probleme, wir müssen das zusammen angehen.

Um sich mit dem Klima beschäftigen zu können, müssen die Menschen überhaupt einmal die Zeit und die Ressourcen dazu haben. Wir müssen eine Sozialpolitik machen, die dafür sorgt, dass es den Menschen gut geht und sie die Kapazitäten haben für solche komplexen Themen.

Ein konkretes Beispiel: Bei den Heizkosten wollen wir einen Sockel festlegen. Bis zu diesem Sockel kann man günstig heizen, danach steigen die Preise. 

Eine wichtige Rolle spielt beim Klimaschutz Mobilität. Wie sehen die Straßen der Zukunft aus? 

Langfristig müssen wir weg vom Auto. Elektroautos sind auch nicht unbedingt besser. Die beste Elektromobilität ist die Bahn. Die müssen wir ausbauen und verbessern. Das Gleiche gilt für den ÖPNV. 

Das 9-Euro-Ticket war super, das brauchen wir wieder. Auf lange Sicht muss der ÖPNV kostenlos sein. 

Die Bahn wurde jahrzehntelang kaputt gespart. Man dachte, es wäre eine gute Ide, zu privatisieren und nach Profit auszurichten. Da muss sich etwas ändern. 

Ein großes Problem in Deutschland ist, dass die Autoindustrie so viel Einfluss hat. 

Was muss sich in der Wirtschaft ändern?

Wo sehen Sie Handlungsbedarf im Bereich Wirtschaft? 

Wenn wir auf das Klima schauen, ist es absurd anzunehmen, dass wir langfristig nur auf Wachstum setzen können. Das ist weder sozial noch ökologisch machbar. Trotzdem setzen die meisten Parteien darauf.

Seit über 150 Jahren wird uns erzählt: Mit technischem Fortschritt werden wir produktiver und können entspannter arbeiten. Wir sind inzwischen wahnsinnig produktiv, trotzdem arbeiten wir nicht weniger – im Gegenteil. Alle sind unter Stress. 

Die Sache mit den Koalitionen

In Eimsbüttel sucht man noch vergeblich nach einer Koalition. Wie nehmen Sie die Situation in der Bezirkspolitik wahr?

Durch die wechselnden Mehrheiten haben wir die Chance, unsere Themen durchzusetzen. Insofern ist es für uns praktisch. Das Schwierige ist, dass wir keine Bezirksamtsleitung haben. 

Und was denken Sie zu möglichen Koalitionen auf Bundesebene?

Für uns ist das aktuell keine zentrale Frage. Es ist wichtig, eine Opposition zu haben, die anständig arbeitet. Die Linken haben da viel vorzuweisen. Vieles wurde durch unsere Anfragen aufgedeckt. Und wir geben den Menschen eine Stimme für linke Positionen. Deswegen geht es uns jetzt vor allem darum, in den Bundestag zu kommen. 

Fragen aus der Leserschaft

Wir haben unsere Leserinnen und Leser gefragt, was sie von Direktkandidaten wissen möchten.

Ist der Einfluss von Unternehmen auf die Regierungsarbeit zu groß? 

Ja, das wird auf jeden Fall zu viel. Die Linke macht in diesem Bereich etwas grundlegend anders als alle anderen Parteien: Wir nehmen keine Unternehmensspenden an. Vieles, was bei anderen Parteien abläuft, ist immer noch intransparent und nicht reguliert.

Wie sollte sich Deutschland für einen nachhaltigen Frieden in Europa einsetzen?

Wir sind die konsequenteste Friedenspartei, die keine seltsamen Vorschläge macht. 

Selbstverständlich ist dieser Angriffskrieg in der Ukraine mit nichts zu rechtfertigen. Ich verstehe, dass man mit Angst reagiert und mit Gedanken an Militarisierung. Aber mir macht es auch Angst, wie schnell die Haltung in Deutschland gewechselt hat. Insbesondere bei den anderen Parteien, wie schnell sie auf eine militaristische Logik umgeswitcht sind. 

Wir haben immer wieder Waffen geliefert und nichts hat sich verbessert. Die diplomatischen Mittel und Sanktionen wurden überhaupt nicht ausgereizt. Man sollte vielleicht versuchen, China einzubinden. Wenn jemand Einfluss auf Putin hat, dann China. 

Ich finde, wir schauen sehr schief auf diesen Konflikt. Es gibt keine guten und bösen Völker. Wer profitiert von diesem Krieg? Die Reichen. Unsere Solidarität muss den Menschen gelten. 


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