„The Closest Loop“: Grünes Start-up aus Eimsbüttel vor dem Aus
Sie wollten Plastikschwämme durch nachhaltige Alternativen ersetzen. Jetzt schließt das Eimsbütteler Start-up „The Closest Loop“. Über die Hintergründe.
Von Michael BurkhardtEin Schwamm aus einer Gurke, ein Mülleimer aus Altpapier und ein Lappen aus Alttextilien – das Eimsbütteler Start-up The Closest Loop hat sich auf nachhaltige Haushaltsgegenstände spezialisiert. Nach vier Jahren ist damit Schluss. Das Eimsbütteler Start-up schließt Ende des Jahres.
Im Gespräch mit den Eimsbütteler Nachrichten lässt Gründerin Leonie Heinzerling die Geschichte des Start-ups Revue passieren und verrät, warum es nicht weitergeht.
Lokal produzieren
Die Geschichte von The Closest Loop begann 2019. Gemeinsam mit ihrem Freund Nick entwickelte Heinzerling die Idee, klassische Alltagsgegenstände nachhaltig zu produzieren. Nachdem eine Crowdfunding-Kampagne 2020 das nötige Startkapital eingebracht hatte, begannen sie mit der Produktion von Spülschwämmen aus Luffa-Gurken. Die Eimsbütteler Nachrichten berichteten damals über das Start-up.
Um die normalerweise in Asien und Südamerika wachsende Luffa-Gurke auch hierzulande zu kultivieren, arbeiteten die Gründer mit Landwirten aus Süddeutschland zusammen.
Guter Start trotz Corona
In dieser Zeit, sagt Heinzerling, habe sie viel über Produktentwicklung und Vertrieb gelernt: Wie kommt man von der Idee zum Produkt? Wie baut man einen Online-Shop auf? Fragen, deren Antworten für Heinzerling heute logisch erscheinen, stellten anfangs eine Herausforderung dar.
Obwohl das Start-up zu Beginn der Pandemie gegründet wurde, entwickelten sich die Geschäftszahlen zunächst gut, erzählt die Gründerin. Als immer mehr Unverpackt-Läden, mit denen The Closest Loop zusammenarbeitete, durch die Pandemie in Existenznot gerieten, hatte das auch Auswirkungen auf The Closest Loop. Und auch der Onlinehandel des Start-ups geriet unter Druck, je länger die Pandemie andauerte.
Ökologisch ein Vorteil, wirtschaftlich ein Nachteil
Dass die Verkaufszahlen irgendwann zurückgingen, erklärt sich die studierte Nachhaltigkeitsmanagerin Heinzerling aber auch so: In Krisenzeiten würden die Menschen den Bereich Nachhaltigkeit hinten anstellen. Und das, obwohl sich im Hintergrund die Klimakrise weiter zuspitze.
Mit Blick auf ihr Geschäftsmodell resümiert Heinzerling, dass es schwierig sei, mit Nachhaltigkeit Geld zu verdienen. Langlebige Produkte seien aus ökologischer Sicht ein Vorteil, aus ökonomischer Sicht aber ein Nachteil, da sie nicht so oft nachgekauft werden müssten.
Für das inzwischen dreiköpfige Start-up-Unternehmen stand die Unternehmensphilosophie im Vordergrund – und die hatte ihren Preis. Eine Kooperation mit zwei großen Drogerieketten sei an den Preisen der Produkte gescheitert.
Zeit mit der Familie
2023 kam der Gedanke auf, das Projekt, das die Gründer nebenberuflich betrieben, zu beenden. Neben wirtschaftlichen Gründen spielten auch private Überlegungen eine Rolle: Leonie und Nick Heinzerling waren mittlerweile verheiratet und erwarteten eine Tochter. Die Zeit, die The Closest Loop in Anspruch nahm, wollten die Gründer künftig mit ihrer Tochter verbringen.
Natürlich schauen wir mit Wehmut auf die Zeit zurück, sagt Heinzerling. Die Anteilnahme ihrer Kundschaft, als sie das Ende von The Closest Loop verkündeten, sei groß gewesen.
Bis Ende des Jahres läuft der Ausverkauf. Und danach? Heinzerling lächelt. Sie ist auf den Geschmack gekommen, vielleicht wird The Closest Loop nicht ihr letztes Start-up gewesen sein. Doch bis es so weit ist, steht die Zeit mit der Familie im Vordergrund.
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