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Magazin #18

Verkehrswende: Was ist noch geplant?

Seit Ende September steht der Koalitionsvertrag zwischen Grünen und CDU in Eimsbüttel. Die beiden Parteien wollen den Verkehr im Bezirk ordentlich umkrempeln. Aber wie soll das aussehen? Hans-Hinrich Brunckhorst, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, und Robert Klein, Kreisvorstand der Grünen und Mitglied des Mobilitätsausschusses, zur Zukunft auf Eimsbüttels Straßen.

Von Alana Tongers

Straße neu denken

Es tut sich was in Eimsbüttel: Laut CDU und Grünen bewegen sich immer mehr Menschen umweltfreundlich fort, immer weniger greifen aufs Auto zurück. Die Koalition will den Straßenraum deswegen zugunsten des Umweltverbundes neu ordnen. Dafür müssen Autofahrer den Weg frei machen – es könnten Parkplätze und Fahrbahnen wegfallen.

Hans-Hinrich Brunckhorst: »Natürlich werden die Autos nicht vom einen auf den anderen Tag verschwinden. Aber wir als Politiker müssen doch dann den Weg dahin ebnen, wenn alle Wissenschaftler sagen, dass sich die Mobilität verändern wird.«

Robert Klein: »Worauf sich Autofahrer ehrlicherweise einstellen müssen ist, dass kostenfreier Parkraum deutlich weniger wird. Wer sich ein Auto im Kerngebiet leistet, muss sich auch einen Parkplatz leisten wollen.«

Unter Umweltverbund ist die Gruppe umweltverträglicher Verkehrsteilnehmer zusammengefasst. Dazu zählen Fußgänger, Radfahrer, öffentliche Verkehrsmittel sowie Car-Sharing und Mitfahrzentralen.

Auf dem Weg zur Fahrradstadt?

Hamburg will Fahrradstadt werden. Dafür soll Radfahren auch in Eimsbüttel sicherer und attraktiver werden. Das Ziel: Vision Zero, also die Zahl der Verkehrstoten auf Null senken.

Wie? Zum Beispiel mit sogenannten Protected Bikelanes. Dabei handelt es sich um eine besonders geschützte Spur für Radfahrer. Sie ist mindestens zwei Meter breit, und eine eine Pufferzone sorgt für zusätzlichen Schutz. Außerdem ist die Spur baulich von der Fahrbahn abgegrenzt – zum Beispiel durch Blumenkübel.

Aber? Eine Protected Bikelane braucht Platz. Autofahrer müssen für den Bau häufig eine Fahrspur abgeben.

Wo? Die Koalition plant den Bau an Hauptverkehrsstraßen. An der Achse Beim Schlump – Hallerstraße sind die Planungen konkret: Hier wird eine Buffered Bikelane, also eine Radspur mit Pufferzone, aber ohne bauliche Abgrenzung, entstehen.

Robert Klein: »Da, wo es kritisch wird, wollen wir Protected Bikelanes einsetzen. Man kann in viele Städte in Europa schauen, die das schon im großen Stil machen.«

Hans-Hinrich Brunckhorst: »Der Fahrradverkehr hat in den letzten Jahren mit Sicherheit am stärksten zugenommen. Als moderne Verkehrspolitik müssen wir uns Gedanken machen, wie wir dem gerecht werden.«

Lieferung per Lastenrad

Immer mehr Menschen bestellen im Internet. Das stärkt nicht nur den Onlinehandel, sondern verstärkt auch den Lieferverkehr. Besonders kritisch: die „letzte Meile”. Damit ist die oft nur kurze Strecke zur Auslieferung gemeint, die große Fahrzeuge unterschiedlicher Unternehmen zurücklegen. Das sorgt für eine hohe Verkehrsbelastung in vielen Nachbarschaften.

Ein Vorschlag der Eimsbütteler Koalition: Die nachhaltige Lieferung mit Lastenrädern. Unabhängig vom Anbieter kommen die Pakete gebündelt in Logistikzentren, die City-Hubs. Von dort aus können sie mit dem Rad bis an die Haustür gebracht werden. Eimsbüttel will mit diesem Konzept zum „Zentrum für innovative Logistik-Lösungen” werden.

Hans-Hinrich Brunckhorst: »Wenn Sie ein Paket ausliefern wollen und erstmal eine Viertelstunde eine Haltemöglichkeit suchen müssen, ist das auch für den Logistiker nicht mehr attraktiv. Auch der Logistiker will Lösungen von uns als Politik hören.«

Langsam, bitte!

Wenn es nach CDU und Grünen geht, müssen Autofahrer künftig auf die Bremse treten. Die Koalition möchte Tempo 30 als Grundprinzip auf bezirklichen Straßen. Nur in Ausnahmefällen will man davon abweichen. Ziel ist die „Verstetigung des Verkehrs”.

Wo? Zum Beispiel in der Bundesstraße, im Eidelstedter Weg, im Heußweg und in der Lappenbergsallee. In der Osterstraße denkt man über die Einrichtung einer Tempo-20-Zone nach.

Nachbarschaftliches Parken

Stundenlanges Rumkurven nach Feierabend – bald Geschichte? Mit dem „Bewohnerparken” möchte die Koalition mehr Parkplätze für Anwohner schaffen.

So soll’s funktionieren: Anwohner beantragen in den ausgewählten Gebieten einen Parkausweis für 25 Euro pro Jahr. Damit sind sie von Parkgebühren ausgenommen und können in ihrer Nachbarschaft so lange parken, wie sie wollen.

Und warum? Autofahrer, die keine Anwohner sind, sollen so vom Dauerparken abgehalten werden. Das soll auch zur Verkehrsberuhigung in den Gebieten beitragen.

Wo? Geplant in Gebieten mit besonders hohem Parkdruck – zum Beispiel im Grindel- und Generalsviertel, am Eppendorfer Weg und an der Osterstraße.

Wo das nicht reicht, sollen Quartiersgaragen her. Abgestimmt auf die Nachbarschaften, sollen die Garagen für ein ruhigeres Straßenbild sorgen. Die Investorensuche könnte allerdings schwierig werden – schon vorherige Projekte sind daran gescheitert.

»Jede Quartiersgarage führt dazu, dass wir sofort Parkraum im Straßenbild frei bekommen.«

Hans-Hinrich Brunckhorst

Wo könnte es haken?

Damit die Vorhaben der Koalition auch umgesetzt werden können, braucht es in vielen Fällen die Zustimmung der „Unteren Straßenverkehrsbehörde“. Die ist in Hamburg allerdings nicht dem Bezirk, sondern der Verkehrsbehörde untergeordnet und wird von Polizeibeamten betreut. Grüne und CDU wollen das ändern: Die „Untere Straßenverkehrsbehörde“ soll Bezirkssache werden. Klappt das nicht, liegt die Entscheidungshoheit für viele Vorhaben weiter beim zuständigen Polizeirevier. Und das könnte einiges kippen. Die Polizeigewerkschaft hat sich in der Vergangenheit gegen eine Unterordnung gewehrt: Grund sind unter anderem gefährdete Arbeitsplätze.

Hans-Hinrich Brunckhorst: »Wir müssen aufpassen, dass Behörden nicht zu Verhinderern werden. Es ist viel theoretisch machbar, aber praktisch nicht gewollt. Wir wollen aber!«

Robert Klein: »In vielen Dingen hat die Untere Straßenverkehrsbehörde einen sehr großen Einfluss bis hin zu einem quasi Vetorecht. Wir versprechen uns von einer Unterordnung unter den Bezirk eine engere Zusammenarbeit.«

So könnte die Rombergstraße ohne Autos aussehen.
So könnte die Rombergstraße ohne Autos aussehen. Foto: Catharina Rudschies

Verweilen statt eilen

Straßen sollen mehr werden als nur Durchfahrtsorte: Die Koalition möchte für mehr Aufenthaltsqualität auf Eimsbüttels Pflaster sorgen. Dafür sollen in jedem Stadtteil mindestens eine autofreie Zone oder ein urbaner Raum sowi eine temporäre Spielstraße getestet werden.

Wie kann das aussehen? In der Methfesselstraße werden die Planungen konkret. Sie soll zum urbanen Raum für Anwohner umgestaltet werden. Dafür soll der Else-Rauch-Platz als Begegnungsort wachsen. Autofahrer müssen hingegen Platz machen. Die Koalition will zum Beispiel die Fahrbahn verschmälern, davon sollen Fußgänger profitieren. Zusätzlicher Platz zum Flanieren entsteht außerdem durch die Verlegung der Radwege: Für Radler soll ein Fahrstreifen auf der Straße eingerichtet werden. Außerdem sind Fahrradbügel und mehr Grün für den Bereich geplant.

»Ich erwarte mir für 2024 weniger ruhenden Verkehr in der Stadt und dadurch mehr Raum für andere Verkehrsteilnehmer.«

Robert Klein

Einfach machen

Nach diesem Motto möchten CDU und Grüne neue Projekte direkt ausprobieren. Bevor teuer gebaut wird, sollen sich Vorhaben auf Eimsbüttels Straßen erstmal beweisen. Dafür sollen Testphasen erleichtert werden. Zusätzlich will die Koalition Bürger stärker in Planungsprozesse einbeziehen.

Zum Beispiel? Ein Pilotprojekt testet die Grüne Welle für Radfahrer unter anderem auf der Osterstraße. Auch für autofreie Zonen sind zunächst Versuche angedacht.

Robert Klein: »Man kann immer Bedenken haben. Wir sagen: Wir probieren aus, notfalls mit Provisorien.«

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