
Wirtschaftsupdate: Eimsbüttel braucht Kümmerer
Wie steht es um die Wirtschaft in Eimsbüttel? Wir haben nachgefragt.
Von GastChristoph Thiele ist Wirtschaftsförderer und Klimaschutzmanager im Bereich Gewerbe beim Bezirksamt Eimsbüttel. Er erzählt, wie es um die Wirtschaft im Bezirk steht, welche Herausforderungen es gibt und was das auf lange Sicht bedeutet.
Herr Thiele, wie erleben Sie aktuell die wirtschaftliche Lage in Eimsbüttel?
Christoph Thiele: Sie ist durchwachsen. Eimsbüttel steht im Vergleich zu anderen Bezirken nicht schlecht da, aber gerade der Einzelhandel hat zu kämpfen. Das liegt an steigenden Mieten, sinkender Kaufkraft und fehlender Unterstützung. Quartiere brauchen Kümmerer – Menschen vor Ort, die Netzwerke stärken und Aktionen anstoßen. Doch dafür fehlt die Finanzierung. Ohne Kümmerer funktioniert es nicht.
Quartiersmanagements fehlen
Was wären Ihrer Meinung nach wirksame Maßnahmen?
Die Stadt muss wieder aktiver werden, den Bezirken Mittel zur Verfügung stellen und den Einzelhandel voranbringen. Für die Innenstadt ist das neue Westfield-Quartier ein guter Magnet, aber reicht das aus, um den Einzelhandel in Hamburg wiederzubeleben?
Wir brauchen dringend eine Wiederauflage der Quartiersförderung. Früher gab es Gelder vom Senat, mit denen Quartiersmanagements aufgebaut wurden – etwa das BID Tibarg in Niendorf. Heute fehlt diese Förderung leider komplett. Dabei helfen genau diese Mittel, Stabilität zu bringen und die Entwicklung vor Ort zu sichern.
Leerstand besser managen
Was sind weitere Herausforderungen für den Standort?
Aktuell hat der Einzelhandel mit der Fernwärmetrasse in der Osterstraße zu kämpfen. In ein paar Jahren wird der Bau der U5-Linie die Geschäfte entlang der Trasse, vor allem in der Grindelallee/Hoheluftchaussee und den Siemersplatz, treffen. Neben dem Einzelhandel leiden auch Gastronomie und Kreativwirtschaft unter Leerstand und Flächenknappheit. Oft scheitert kreative Zwischennutzung – zum Beispiel Proberäume oder Kunstausstellungen – an unkooperativen Vermietern.
Es bräuchte ein echtes Leerstandsmanagement, wie in Wien. Hamburg ist da noch nicht so weit. Auch Nachhaltigkeit ist nach wie vor ein wichtiges Thema, zu dem wir fördern und beraten.
Mehr Vernetzung anstreben
Gibt es Projekte, die Ihnen Mut machen?
Ja! Zum Beispiel der Verein „Unternehmen am Volkspark“ – ein neues Unternehmensnetzwerk im Gewerbegebiet Schnackenburgallee. Dort haben wir es geschafft, über Bezirk und Behörden hinweg Unternehmen zu vernetzen, Klimaschutzberatung anzubieten und gemeinsame Aktionen zu starten. So etwas braucht es mehr, denn bezirksübergreifende Konzepte sind noch rar.
Welche Rolle spielt der Klimaschutz?
Wo sehen Sie wirtschaftliche Potenziale in Eimsbüttel?
Photovoltaik auf Gewerbedächern ist ein riesiges Thema. Wir sind als Bezirksamt aktiv dabei, Unternehmen kostenfrei zu beraten. Leider ist Hamburg bundesweit Schlusslicht, was Solarenergie auf Dächern angeht – das muss sich ändern.
Wie spielt Klimaschutz in die Wirtschaftsförderung hinein?
Stärker denn je. Unternehmen müssen zum Beispiel CO2-Bilanzen liefern, wenn sie an bestimmten Ausschreibungen teilnehmen wollen. Klimaschutz wird wirtschaftlich immer relevanter – nicht nur ideell. Daher bietet die Stadt auch Klimachecks, einen Kältecheck oder Lichtberatung an. Ich bin überzeugt: Wer jetzt nachhaltig wirtschaftet und sich mit anderen vernetzt, hat morgen klare Vorteile.
Eimsbüttel in der Zukunft
Ihre Vision für Eimsbüttel in fünf bis zehn Jahren?
Weniger Lärm, weniger Autos, mehr Grün und Flächen für ein starkes Miteinander im Quartier. Wohnen, Arbeiten, Leben – alles vor Ort. Dafür braucht es aber Mut, klare politische Entscheidungen und – wie gesagt – Kümmerer.
Interview: Erik Klügling
lokal. unabhängig. unbestechlich.
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