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Schülerin Jule (18) aus Stellingen. Foto: Max Gilbert
Erstwählerin Jule gehört zur "Generation Merkel". Foto: Max Gilbert
Bundestagswahl

Jungwähler: „Generation Merkel“ in Eimsbüttel

Heute ist Bundestagswahl. Wie steht es um Jungwähler und was denkt die „Generation Merkel“ in Eimsbüttel über den Wahlkampf und die Themen der Zukunft? Eine Spurensuche in Eimsbüttel.

Von Max Gilbert

Die Generation, die nun am 24. September zum ersten oder zweiten Mal in der Wahlkabine einer Bundestagswahl sitzt, wird in den Medien im politischen Sinne „Generation Merkel“ oder „Generation Raute“ genannt. Sie kennen quasi keinen anderen Regierungschef als Angela Merkel oder haben Gerhard Schröder nur in sehr jungen Jahren wahrgenommen.

Oft heißt es, Deutschland sei ein altes Land. Ein Blick auf die Alterspyramide bestätigt zwar den Eindruck, jedoch ist immerhin knapp ein Drittel der Deutschen höchstens 30 Jahre alt. Nun steht eine Bundestagswahl an und man könnte meinen, die junge Generation versucht mit aller Macht ihre politischen Themen auf die Agenda zu bekommen, um die eigene Zukunft mitzugestalten.

Alte Politiker, junge Nichtwähler

Jedoch ist in dieser Altersgruppe die Wahlbeteiligung bundesweit am niedrigsten. Bei der Bundestagswahl 2013 lag ihre Wahlbeteiligung bei etwa 62%.

In Eimsbüttel machen Bürgerinnen und Bürger unter 30 Jahren laut Statistikamt Nord 17% der Wahlberechtigten aus.

Die Wahlbeteiligung bei Bundestagswahlen nach Altersgruppen. Grafik: bpb
Die Wahlbeteiligung bei Bundestagswahlen nach Altersgruppen. Grafik: bpb

Sind die jungen Bürger politikverdrossen? Fühlen sich die jungen Eimsbütteler von der Politik und den Abgeordneten überhaupt gut vertreten? Wie denken Sie über den Wahlkampf und die Bundestagswahl?

Im aktuellen 18. Bundestag sind lediglich 34 der 630 Abgeordneten nach 1980 geboren. Das sind etwa 5 %. Das Durchschnittsalter im höchsten deutschen Parlament liegt fraktionsübergreifend bei etwa 50 Jahren. Die Kanzlerkandidaten Schulz und Merkel gehören mit 61 bzw. 63 Jahren – diplomatisch ausgedrückt – auch schon eher zur etablierten Generation.

Verjüngung des Bundestages?

Direktkandidatin Ria Schröder von der FDP ist mit 25 Jahren die jüngste Direktkandidatin des Bezirks Eimsbüttel und damit der „Generation Merkel“ selbst sehr nahe. Sie empfindet die politischen Vertreterinnen und Vertreter des Landes als zu alt.

„Junge Menschen sind anspruchsvoll, idealistisch und ungeduldig. Sie hinterfragen Prozesse und haben keine Angst vor Neuem. ‚Das haben wir schon immer so gemacht‘ lassen sie nicht gelten. Das fehlt der Politik in Deutschland. Natürlich muss es auch Leute mit Erfahrung geben. Aber wenn ich mir angucke, dass gerade nur noch eine Abgeordnete im Bundestag unter 30 ist, dann fühle ich mich nicht repräsentiert“, konstatiert die Nachwuchspolitikerin.

Auch Anna Gallina von den Grünen ist für jüngere Mitglieder des Bundestages:

„Insgesamt würde dem Bundestag eine Verjüngung guttun, damit er eine gewisse Breite der Bevölkerung abbildet. Die Erfahrung von älteren Kollegen ist zwar wichtig, aber es braucht auch eine Reibung zwischen den Generationen, um gute Ergebnisse zu erzielen.“

Foto: Phillip Holländer

190.000 Wahlberechtigte und 2.000 Helfer zur Wahl in Eimsbüttel

Am 24. September ist es soweit: Für die Wahl des 19. Deutschen Bundestages laufen auch in Eimsbüttel die Vorbereitungen auf Hochtouren. In 188 Wahllokalen und 80 Briefwahllokalen werden rund 2.000 Wahlhelfer im Einsatz sein.

Generation Merkel: Kruse möchte Themen der Jungwähler aufgreifen

Um mit Jungwählern in Kontakt zu kommen, hat Rüdiger Kruse, Direktkandidat der CDU, zum Wahlkampfevent „Generation Merkel – Dein Wunsch an die Kanzlerin“ eingeladen. Einen Tag vor dem Besuch der Bundeskanzlerin in Hamburg können junge Eimsbütteler Vorschläge für die Politik der Zukunft erarbeiten.

Diese „Themen der Jugend“ möchte der Direktkandidat der Kanzlerin beim Besuch der Kanzlerin in der Fischauktionshalle vortragen. „Die heutigen Entscheidungen betreffen junge Leute am längsten, dennoch können sie wenig mitentscheiden“, begründet Kruse sein Vorhaben, als er etwa 30 junge Eimsbütteler in der Bar „Mr. Ape“ begrüßt.

Rüdiger Kruse (CDU) im Gespräch mit der Generation Merkel. Foto: Philipp Hannöver
Rüdiger Kruse (CDU) im Gespräch mit der Generation Merkel. Foto: Philipp Hannöver

Unter den Gästen ist Sandra. Die 24-jährige Studentin der Politikwissenschaften ist mit Merkel aufgewachsen. Sie hält die Bundeskanzlerin für eine wichtige Person, vor allem in der Weltpolitik. Allgemein wünscht sie sich mehr soziale Gerechtigkeit und eine weltoffenere Gesellschaft. „Einen bestimmten Wunsch an die Kanzlerin habe ich aber nicht“, so die gebürtige Eimsbüttelerin.

Pragmatismus statt Vision

Im thematischen Teil der Veranstaltung wird in drei Gruppen wird über die Themen Wirtschaft, Soziales und Ökologie diskutiert. Rüdiger – wie er sich den jungen Wählern heute vorgestellt hat – geht von Tisch zu Tisch und bindet sich in die Diskussionen ein. Digitalisierung, Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie Mobilität kristallisieren sich als die bedeutendsten Themen der jungen Gäste heraus.

Kandidaten und Moderatoren kurz vor der Podiumsdiskussion Foto: Olivera Zivkovic

So lief die Podiumsdiskussion im Hamburg Haus

Außenpolitik, Klimawandel, Digitalisierung, Wirtschaft - zu diesen und vielen weiteren Themen äußerten sich die Eimsbütteler Direktkandidaten bei unserer Podiumsdiskussion am Mittwochabend im Hamburg Haus.

Die Ideen und Vorschläge des Abends sind sehr pragmatisch und wenig visionär. Es scheint, als habe Angela Merkel „ihre“ Generation durch ihren politischen Ansatz geprägt. Rüdiger Kruse stimmt zu, betont aber auch: „Dafür sind die jungen Leute heutzutage wenig ideologisch. Mir hat die Veranstaltung gut gefallen.“

Gut gefallen hat das Event auch Lukas. „Solche Veranstaltungen sind gut, weil man direkt mit der Politik in Kontakt kommt“, so der 30-Jährige, der sich selbst nicht mehr zur „Generation Merkel“ zählt. Seiner Meinung nach kommen Themen wie Freiheitsrechte, Digitalisierung und Klimaschutz im Wahlkampf deutlich zu kurz. Er bezeichnet sich – als einer der wenigen an diesem Abend – als „kein großer Fan der Politik der Bundeskanzlerin.“

Ist die Jugend visionär?

Eine Umfrage im Auftrag des Bundesfamilienministerium sowie der Bundeszentrale für politische Bildung hat ergeben, dass die CDU immer noch die stärkste Kraft ist. Zumindest bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Die SPD und die Grünen folgen. Entgegen dem Bundestrend bei den Wahlberechtigten bekommen die Grünen und viele kleinere Parteien in dieser Altersgruppe mehr Stimmen. FDP und AfD sind bei der Jugend weniger angesagt.

Quelle: U18.org (Stand 23.09.2017)
Quelle: U18.org (Stand 23.09.2017)

Passend zur U18-Umfrage sieht der Eimsbütteler Direktkandidat der SPD, Niels Annen, bei den heutigen Jungwählern neues politisches Interesse aufkeimen:

„Ich erlebe ganz konkret seit dem Brexit und der Wahl von Donald Trump als US-Präsident, dass junge Menschen politischer werden. Die SPD hat nach diesen Ereignissen regen Zulauf bekommen, und das merken wir auch hier in Eimsbüttel: viele Ideen und Impulse gehen von diesen neuen Mitgliedern aus. Ich bin zuversichtlich, dass die Wahlbeteiligung bei den jüngsten Wahlberechtigten hier im Bezirk hoch sein wird.“

Und auch Anna Gallina empfindet Jungwähler und Schüler wieder politikbegeisteter. Ihrer Meinung nach sorgen sich viele um ihre Zukunft:

„Die Jugend interessiert sich sehr für Politik und die Zukunft unseres Landes. Da kommen Fragen auf zum Umweltschutz, der Klimaerwärmung, Massentierhaltung oder der Verkehrswende. Im Vergleich zu Frau Merkel sind die Jüngeren visionär.“

„Die Politik ist fern von den jungen Bürgern“

Hört man sich in Eidelstedt um, bekommt man einen etwas anderen Blick auf die politischen Ansichten der „Generation Merkel“.

Phil ist 24 Jahre alt und arbeitet als Betreuer in einer Einrichtung unweit des Eidelstedt Centers. Er wünscht sich eine politische Veränderung, die dem Land neue Impulse gibt. Mehr Politikergespräche mit jungen Wählern würde er begrüßen: „Die Politik ist fern von den jungen Bürgern. Es könnten gerne auch ein paar mehr junge Politiker im Bundestag sein.“ Der Betreuer kann bei jungen Leuten in seinem Umfeld jedoch auch ein gewisses Desinteresse an Politik erkennen.

Schülerin Jule (18) aus Stellingen. Foto: Max Gilbert
Schülerin Jule (18) aus Stellingen. Foto: Max Gilbert

Auch Jule wünscht sich einen Wechsel in der Politik. Die Erstwählerin findet es schade, dass es „so viele alte Leute“ in der Politik gebe. Soziale Medien seien zwar eine gute Möglichkeit um mit jungen Leuten in Kontakt zu kommen, aber „wenn es 50-Jährige machen, die nichts davon verstehen, bringt es das auch nicht.“

Die 18-Jährige meint, vor allem Klimaschutz und Bildung seien als Zukunftsthemen im Wahlkampf zu kurz gekommen. Im Bezug auf die „Generation Merkel“ thematisiert die Schülerin auch die starke Spaltung in ihrem Umfeld zwischen politisch interessierten und desinteressierten Jungwählern. „Da gibt es viele, die faul sind. Einige informieren sich gar nicht und wählen Merkel, weil sie halt schon immer da war.“

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Junge Wähler haben keinen Vergleich zu Kanzlerin Merkel

Tanja, ebenfalls 18 Jahre alt, ist sich hingehen nicht sicher, ob sie einen Wechsel der Regierung für wünschenswert hält: „Merkel sitzt die politischen Themen immer nur aus, das finde ich nicht so gut. Aber ob es jemand anders besser machen würde weiß ich nicht. Ich habe ja keinen Vergleich.“

Auch sie wünscht sich, dass die Politiker ihre Generation gezielter ansprechen würde. „Ich habe das Merkel-Interview mit den YouTubern gesehen. Das fand ich gut“, erzählt Tanja. Viele der großen Wahlkampfthemen interessieren die Erstwählerin nicht oder sind ihr egal. „Ein menschenwürdiger Umgang mit den Flüchtlingen ist mir wichtig“, fügt die junge Frau noch hinzu.

Wie sich die „Generation Merkel“ politisch entscheidet, wird sich am Sonntag, den 24. September bei der Bundestagswahl zeigen. Interviews mit allen Direktkandidaten und weitere Artikel zur Bundestagswahl 2017 finden Sie hier.

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