Kommt mein Kind auf sein Wunsch-Gymnasium?
Die Anmeldung für weiterführende Schulen steht bevor. Wie die Platzvergabe an Eimsbüttels Gymnasien verläuft, ist öffentlich kaum bekannt. Wovon es abhängt, ob ein Kind seine Wunschschule besuchen kann.
Von Christiane TauerIn Hamburg müssen Viertklässler aktuell entscheiden, auf welche weiterführende Schule sie gehen. Vom 30. Januar bis 3. Februar läuft die Anmeldewoche für Stadtteilschulen und Gymnasien. Kindern und Eltern stellt sich dabei die Frage: Wie stehen die Chancen auf einen Platz an der gewünschten Schule?
Diese Frage treibt vor allem diejenigen um, die sich für eines der Eimsbütteler Gymnasien entscheiden. Denn die zählen im Bezirk Eimsbüttel zur beliebtesten Schulform: 68 Prozent aller Anmeldungen der 5. Klassen haben sich 2022 an Gymnasien gerichtet. So die Zahlen der Schulbehörde.
Im Eimsbütteler Kerngebiet – das im Schulentwicklungsplan als Region 8 geführt wird und Eimsbüttel-Ost, Rotherbaum, Harvestehude und Hoheluft-West umfasst – ist die Situation besonders auffällig. Fast 88 Prozent der Viertklässlerinnen und Viertklässler gingen im vergangenen Jahr auf ein Gymnasium. Zum Vergleich: 2017 waren es nur 77 Prozent.
Die Aufnahmekriterien
Eimsbüttels Gymnasien erleben seit Jahren eine Anmeldeflut – und darauf müssen sie reagieren. Zum einen ist das durch Schulneugründungen geschehen. So kam 2021 das Gymnasium Rotherbaum hinzu. Bereits 2012 nahm das Gymnasium Hoheluft seine ersten Klassen auf.
Ein anderer Weg, den Zustrom zu lenken, sind die Aufnahmekriterien der Schulen. Sie entscheiden darüber, wer aufgenommen wird, wenn die Kapazität der Schule nicht für alle Anmeldungen reicht. Diese zwei Kriterien sind Geschwisterkinder, die bereits an der Schule sind, und die Länge des Schulwegs.
Erstwunsch, Zweitwunsch, Drittwunsch
Auf ihrer Internetseite erklärt die Schulbehörde, dass jährlich rund 95 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Hamburg ihre Erstwunschschule zugewiesen bekommen. Das heißt aber zugleich, dass der Rest „nur“ an der Zweit- oder Drittwunschschule einen Platz erhält.
Bei der Anmeldung kann das Kind drei Schulwünsche angeben. Hat die Erstwunschschule genügend Plätze, wird es dort aufgenommen. Übersteigen die Anmeldungen die Kapazitäten, muss es an die Zweit- oder Drittwunschschule.
„Sinnvoll ist es in jedem Fall, als Zweitwunsch eine Schule anzugeben, die erwartungsgemäß nicht überangewählt ist. Das erhöht die Chancen, wenn man an der Erstwunschschule nicht angenommen wird“, erklärt Peter Albrecht, Pressesprecher der Schulbehörde.
Aus Sicht vieler Eltern gibt es allerdings ein Problem an diesem Verfahren: die mangelnde Transparenz. Wie sollen sie vorab wissen, an welcher Schule ihr Kind die Chance auf einen Platz hat? Oder welche Wahl von vornherein aussichtslos ist.
Zwar können die Anmeldezahlen jedes Jahr variieren – und damit auch der Radius des Schulwegs, mit dem die Chance auf Aufnahme besteht. Dennoch könnten die Daten der vergangenen Jahre für viele Familien eine hilfreiche Orientierung sein.
Gymnasien geben keine offiziellen Infos
Auf Informationsveranstaltungen, zu denen die Eimsbütteler Schulen in der Zeit vor der Anmeldewoche einladen, gibt es diese konkreten Daten aber nicht.
So soll es nach Informationen der Eimsbütteler Nachrichten auf dem Infoabend eines Eimsbütteler Gymnasiums geheißen haben: Die umliegenden Gymnasien haben sich abgesprochen, keine Aussage zur maximalen Schulwegentfernung zu machen, die für eine Anmeldung realistisch wäre.
Aufnahmeradius eine „zufällige Größe“
Peter Albrecht, Pressesprecher der Schulbehörde, begründet dies auf Nachfrage damit, dass es „de facto keinen Aufnahmeradius gibt“. Dieser sei eine zufällige Größe und ein „Rechenprodukt der Streuung der Anmeldungen aus dem Vorjahr“.
„Melden sich beispielsweise mehr Geschwisterkinder an, schrumpft dieser Radius schnell um hunderte Meter“, erklärt er. Und die Geschwisterfolgen seien von Jahr zu Jahr absolut nicht gleich.
Die Gymnasialempfehlung
Die Gymnasialempfehlung heißt offiziell „Einschätzung zur weiteren Schullaufbahn“ und spiegelt laut Hamburger Schulgesetz die bisherige Lern- und Leistungsentwicklung und die überfachlichen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler wider. Sie wird am Ende des ersten Halbjahres von Klasse vier ausgestellt.
Bei der Anmeldung an einem Hamburger Gymnasium spielt diese Empfehlung aber keine maßgebliche Rolle. Vielmehr dient sie Eltern und Kindern nur zur Orientierung. Die Sorgeberechtigten entscheiden im Sinne des Elternwahlrechts selbst, welche Schulform ihr Kind nach der Grundschule besuchen soll. Es soll aber eine „eingehende fachlich-pädagogische Beratung“ durch Lehrkräfte erfolgen.
Im Schuljahr 2021/22 hatten laut Schuljahresstatistik 2021 hamburgweit 43,5 Prozent aller Fünftklässler eine Gymnasialempfehlung.
Worüber die Pressestelle hingegen Auskunft gibt, ist die Zahl der Aufnahmen im Vergleich zu den Erstwünschen. Laut Peter Albrecht wurden in der Anmelderunde 2022 zum Beispiel am Emilie-Wüstenfeld-Gymnasium 112 Kinder aufgenommen und 14 abgewiesen.
Am Gymnasium Hoheluft erhielten 84 einen Platz – und 25 gingen leer aus. Während sich am Helene-Lange-Gymnasium 112 Kinder anmelden konnten und 9 auf eine andere Schule gehen mussten. Am Gymnasium Rotherbaum ließen sich alle Erstwünsche erfüllen, am Gymnasium Kaiser-Friedrich-Ufer wurde nur ein Kind abgelehnt.
Schulbehörde informierte Ausschuss
Diese Daten finden sich auch im Ratsinformationssystems der Bezirksversammlung Eimsbüttel. „Bericht über die Ergebnisse der Schulorganisation für das kommende Schuljahr“ lautet der Tagesordnungspunkt.
Damit informierte die Schulbehörde den Eimsbütteler Sozialausschuss im Juni 2022 über die Anmelderunde für die neuen fünften Klassen. Auch für das Vorjahr sind Daten zu finden.
Schulweg lässt sich individuell berechnen
Zumindest diese Informationen können Eltern als Orientierung nutzen. Weitere Informationen inklusive eines Kontakts für individuelle Beratung gibt es unter dem Schulwegroutenplaner auf der Internetseite der Schulbehörde.
Dort kann jede Familie selbstständig berechnen, wie weit der Schulweg von ihrer Wohnadresse zur Wunschschule des Kindes ist. Und weiß damit immerhin, auf welche Daten sich die Schule bei der Entscheidung über die Aufnahme stützt.
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