
„Beach Express“: Kein Grund zur Eifersucht
Der „Beach Express“ kommt! Und sorgt für Diskussionen. Zu Unrecht, findet unsere Autorin.
Von Julia HaasMit dem „Beach Express“ in 30 Minuten zum Strand: Was klingt wie aus der Broschüre eines Feriendomizils, ist in Eimsbüttel neue Realität. Ab Donnerstag fährt alle 20 Minuten ein Bus der Hamburger Hochbahn von der Gärtnerstraße zum Elbstrand.
Eimsbüttel freut’s, das Klima auch. Denn: Jede weitere Busverbindung bietet eine Möglichkeit mehr, aufs Auto zu verzichten.
Schnelle Wege – finden nicht alle gut
Während Eimsbüttel die Badeente einpackt und zur Bushaltestelle watschelt, rollen andere die Augen. Ganz nach dem Motto: „War ja klar.“ Die taz schreibt: „Als würde eine Lehrerin immer nur dem gleichen Lieblingsschüler ihre Einsen geben.“ Der Vorwurf: Politiker bevorzugten die Grünen-Hochburg Eimsbüttel. Und vergäßen dabei andere Stadtteile.
Dass Eimsbüttel und Hoheluft zu den am dichtesten besiedelten Stadtteilen Hamburgs zählen. Dadurch nur wenig ungenutztes Flächenpotenzial für Ruheoasen haben. Und die Bewohner deswegen gerne mal rausfahren – zum Beispiel an den Elbstrand -, scheint das Augenrollen nur weiter anzukurbeln.
Mit dem „Beach Express“: Umwege verhindern
Tatsächlich führte aber nicht allein die Nachfrage aus Eimsbüttel zum “Beach Express”. Der Wunsch nach einer Direktverbindung zwischen dem Eimsbütteler Zentrum und Altona kam vor allem aus dem neuen, autoarm geplanten Quartier der “Neuen Mitte Altona”.
Aufgrund der bestehenden Buslinie 113 war das einfach umzusetzen: Eine bessere Anbindung und mehr Umsteigemöglichkeiten ergeben sich, wenn die alte Buslinie (früher von Övelgönne nach Altona-Nord) ein paar Haltestellen später endet – in Eimsbüttel.
Umgekehrt erspart die verlängerte Busverbindung vielen Eimsbüttelern den Umweg über die Landungsbrücken zum Elbstrand. Win-win-Situation. Busverbindungen wie diese machen öffentliche Verkehrsmittel attraktiv.
Wenn’s mal schnell geht
Schnell und unkompliziert haben der grüne Verkehrssenator Anjes Tjarks und die Hochbahn auf den Vorschlag von Bewohnern aus Altona reagiert. Attribute, die man in Politik und öffentlichen Verkehrsmitteln sonst gerne vermisst. Chapeau!
Auch die Marketingstrategie wirkt ungewöhnlich erfrischend für ein Unternehmen wie die Hochbahn. „Going to Eimsbeach“ steht auf dem „Beach Express“, tropische Farben schmücken das Haltestellenschild. Gelungenes Wortspiel, gute Marketingkampagne: Die Hochbahn traut sich jung zu sein, Farbe und Sprache für sich zu nutzen.
Echt jetzt?
Aber: Nicht allen gefällt das. Der Slogan „Welcome to Eimsbeach“ suggeriere, dass Eimsbüttelern ein Platz am Elbufer gehöre.
Kann man so sehen, muss man aber nicht. In erster Linie suggeriert der Slogan nämlich eins: Die Hochbahn versucht mit Wortspielen Aufmerksamkeit für ein Nahverkehrsangebot zu schaffen. Etwas anderes darin zu sehen, wirkt wie … „unangebrachte Eifersüchteleien“. So schreibt es zumindest die taz selbst.
Der Anfang von mehr
Schlussendlich geht es nicht um irgendjemandes Sonderstellung. Nicht um irgendeinen Platz am Elbufer. Es geht darum, „Öffis“ attraktiv zu machen. Alternativen zum Auto zu bieten. Mobilität neu zu denken. Dafür braucht es gute Ideen und Menschen, die an sie glauben.
Natürlich gilt das für ganz Hamburg – und darüber hinaus. Öffentliche Verkehrsmittel müssen für alle zugänglich sein. Nur leider funktioniert das nicht von heute auf morgen. Deswegen sollten wir uns über jeden noch so kleinen Fortschritt freuen. Zum Beispiel über einen „Beach Express“ von Eimsbüttel an den Elbstrand – in der Hoffnung, dass er der Anfang von vielen weiteren Express-Verbindungen ist.