Bornplatzsynagoge: Das fordert die Stiftung von der Bürgerschaft
Am Montag präsentiert die „Stiftung Bornplatzsynagoge“ ihre Wünsche für den Wiederaufbau. Dabei stellt sie eine Forderung an die Bürgerschaft.
Von Valentin HillingerDie Bornplatzsynagoge im Grindelviertel wird wieder aufgebaut. Das steht spätestens seit der Machbarkeitsstudie fest, die im September 2022 vorgestellt wurde. Die Stiftung Bornplatzsynagoge informiert am Montag über den aktuellen Stand und präsentiert ihre Vorstellung des Wiederaufbaus.
Aufruf an Bürgerschaft
Im Zentrum steht dabei eine Forderung: Die Bürgerschaft soll den Platz, auf dem die Synagoge stand, an die Jüdische Gemeinde zurückgeben. Dieser wurde während des Nationalsozialismus an die Stadt zwangsverkauft.
Daniel Sheffer, Vorsitzender des Stiftungsrats Bornplatzsynagoge, will am Montag den Aufruf an die Bürgerschaft starten. „Das Unrecht darf keinen Bestand haben“, sagt er. Die Rückgabe des Grundstücks an die Jüdische Gemeinde sieht er als ersten wichtigen Schritt zum Wiederaufbau.
Bornplatzsynagoge: Zerstört und enteignet
Die Bornplatzsynagoge war eine der größten Synagogen Deutschlands. 1938 wurde sie in der Reichspogromnacht zerstört und in Brand gesteckt. 1939 zwangen die Nationalsozialisten die Jüdische Gemeinde, das Grundstück für einen geringen Preis an die Stadt Hamburg zu verkaufen.
Nach dem Krieg forderte die Jüdische Gemeinde die Rückgabe des Platzes im Grindelviertel. 1953 kam es zu einer – aus Sicht der Jüdischen Gemeinde ungerechten – Vergleichszahlung an die zuständige Treuhandorganisation Jewish Trust Corporation for Germany. Seither gehört das Grundstück der Stadt.
Bornplatzsynagoge: Architektur mit emotionalem Wert
Für Sheffer hat der Wiederaufbau der Synagoge einen großen emotionalen Wert. Die neue Bornplatzsynagoge solle Jüdinnen und Juden in Hamburg die Möglichkeit bieten, Anknüpfungspunkte an ihre Vergangenheit zu finden, so der Unternehmer. Aus diesem Grund plädiert er für einen Neubau, der architektonisch an die frühere Synagoge erinnert.
Einen 1:1-Nachbau wird es allerdings nicht geben. Die Synagoge wird sowohl innen als auch außen neu gestaltet werden, bestätigt Sheffer. Künftig soll an das jüdische Gotteshaus ein Café angrenzen, das offen zugänglich für alle sein wird.
Synagoge: Wiederaufbau beschlossen
Im September 2022 veröffentlichte die Stiftung Bornplatzsynagoge zusammen mit der Stadt Hamburg eine Machbarkeitsstudie. Das Ergebnis: Ein Wiederaufbau ist möglich. Der Grundentwurf wurde dabei von einem Architekturbüro vorgelegt. Die genaue Ausgestaltung soll in einem Architekturwettbewerb entschieden werden.
Bodenmosaik: Bleibt das Mahnmal?
Was mit dem Bodenmosaik passieren wird, ist laut Sheffer noch unklar. Dieses wurde 1988 als Gedenkstätte von der Künstlerin Margrit Kahl installiert. Es erinnert an die Umrisse der ehemaligen Synagoge. Im Vorfeld gab es Diskussionen, was mit dem Mahnmal bei dem Wiederaufbau geschieht. Für Sheffer ist das Mosaik ein „wertvoller Beitrag“ für die Erinnerungskultur in Hamburg und sollte berücksichtigt werden.
Unter dem Mosaik, vermutet Sheffer, befindet sich allerdings das Originalgewölbe der Synagoge. Dieses soll – geht es nach der Stiftung – möglicherweise in den Neubau integriert werden. Eine Glasplatte am Boden könnte die Funde unter der Erde sichtbar machen, schlägt Daniel Sheffer vor. Ob und wie das Mosaik in die neue Synagoge integriert wird, ist also unklar.
Sheffer: „Der Bunker muss weg“
Klar hingegen scheint, was mit dem Bunker auf dem Joseph-Carlebach-Platz geschieht. 1942, nach der Zerstörung der Synagoge, errichteten die Nationalsozialisten dort einen Hochbunker. Diesen nutzt heute die Universität Hamburg als Bürofläche.
In der im Sommer 2022 veröffentlichten Machbarkeitsstudie der Stadt wird vorgeschlagen, für den Wiederaufbau der Synagoge den Bunker abzureißen. Das Problem: Dieser steht unter Denkmalschutz. Für Daniel Sheffer kein Grund, auf den Abriss zu verzichten: „Ein Nazibunker darf der Zukunft der Juden in Hamburg nicht im Weg stehen.“
Bornplatzsynagoge: Ort der Begegnung
„Ein Gebäude bekämpft nicht Antisemitismus“, stellt Sheffer klar. Dennoch hat der Ort für ihn eine wichtige Bedeutung: Durch den Wiederaufbau will er einen Ort der Begegnung schaffen. „Jeder Schüler sollte die Möglichkeit haben, eine Synagoge von innen zu sehen“, so der Vorsitzende.
Noch in diesem Jahr soll der Architekturwettbewerb starten. 2024 soll es dann laut Sheffer Klarheit über den Entwurf geben. Als ersten Schritt fordert die Stiftung nun die Eigentumsübergabe und den Abriss des Bunkers.
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