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Die Mehrwertsteuer in der Gastronomie steigt von sieben auf 19 Prozent. Foto: Lilly Palmbach
Die Mehrwertsteuer in der Gastronomie steigt von sieben auf 19 Prozent. Foto: Lilly Palmbach
Gastronomie

Bald wieder höhere Mehrwertsteuer: Was sagen Eimsbütteler Gastronomen dazu?

Zum Jahreswechsel steigt die Mehrwertsteuer in der Gastronomie auf 19 Prozent. Eimsbütteler Gastronomen machen sich Sorgen um die Zukunft. Einige befürchten eine neue Pleitewelle.

Von Eimsbütteler Nachrichten

Die Corona-Pandemie hat Restaurants und Cafés hart getroffen: weniger Gäste, weniger Umsatz. 2020 beschloss die Bundesregierung deswegen, die Mehrwertsteuer zu senken, um Gastrobetriebe zu entlasten. 

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Mehrmals wurde die Ausnahmeregelung verlängert. Inzwischen steht fest: Zum 1. Januar 2024 kehrt die Vor-Corona-Steuer zurück. Der Mehrwertsteuersatz steigt dann von sieben auf 19 Prozent.

Was bedeutet das für Restaurantbetreiberinnen und Cafébesitzer? Wie gehen sie mit der Änderung um?

„La Paz“: Kemal Üres sieht die Vielfalt der Branche bedroht

Seit 26 Jahren führt der Unternehmer Kemal Üres das La Paz im Heußweg. Mit seinem Verein „Vereint für die Gastro“ setzt er sich dafür ein, dass die Mehrwertsteuer bei sieben Prozent bleibt. Eine Steuererhöhung bedrohe die Vielfalt der Gastro-Branche. Leerstände wie in der Osterstraße stünden dann auch dem Heußweg und dem Eidelstedter Weg bevor, so Üres.

Im La Paz sieht sich Üres gezwungen, die Preise zu erhöhen: „Alles andere funktioniert nicht, wenn man dem Staat mehr Geld zahlen muss.“

Kemal Üres betreibt das Restaurant La Paz im Heußweg. Foto: Der Gastroflüsterer

Gleichzeitig ist er sich sicher: Nicht alle Gäste werden das mitmachen. Bereits seit der Pandemie kämen einige Stammgäste seltener. Mittlerweile ist das Restaurant sonntags und montags geschlossen. Wäre das La Paz seine einzige Einnahmequelle, hätte er das Restaurant wahrscheinlich schon ganz schließen müssen, sagt der Restaurantbesitzer.

„Mynt“: Neueröffnung im Frühjahr – wie geht es weiter?

Mit einer Erhöhung der Mehrwertsteuer haben sie bei der Eröffnung ihres Café Mynt im Frühjahr nicht gerechnet. „Für uns ist alles neu“, sagt Inhaberin Clara Bartzen, die das Café mit Ruta Miezaityte betreibt. Die Preise haben sie an die sieben Prozent angepasst.

Im April eröffneten Clara Bartzen (links) und Ruta Miezaityte (rechts) ihr gemeinsames Café in der Lutterothstraße. Foto: Lilly Palmbach
Im April eröffneten Clara Bartzen (links) und Ruta Miezaityte (rechts) ihr gemeinsames Café in der Lutterothstraße. Foto: Lilly Palmbach

Clara Bartzen und Ruta Miezaityte haben viele Fragezeichen. Noch wissen sie nicht, wie sie mit der Erhöhung umgehen und ob sie ihre Preise anpassen werden. Sie warten noch ab und hören sich um. Jede Entscheidung würde sich erstmal falsch anfühlen, sagt Clara Bartzen. Am Ende müssten sie eine Lösung finden, die weder ihnen noch ihrer Kundschaft schadet.

„Samos“: Preiserhöhung als letzter Ausweg

Seit 1996 servieren Eleni und Achilleas Apostolidis ihren Gästen im Samos an der Osterstraße traditionelle griechische Gerichte nach Familienrezept. 2017 stieg ihr Sohn Christos in den Familienbetrieb ein.

Christos Apostolidis sieht in der Erhöhung der Mehrwertsteuer eine Gefahr für die Branche: „Es wird ein paar Gastronomen extrem treffen – besonders die mit viel Personal.“

Christos Apostolidis ist 2017 in den Betrieb seiner Eltern eingestiegen. Foto: Julius Wettwer
Christos Apostolidis ist 2017 in den Betrieb seiner Eltern eingestiegen. Foto: Julius Wettwer

Die erhöhte Steuer als Preiserhöhung an die Kunden weiterzugeben, sei für Apostolidis die letzte Option. Lieber verzichte er auf seinen Sommerurlaub im kommenden Jahr, um das Restaurant in dieser Zeit nicht schließen zu müssen.

Er hofft, dass auch andere Lokale diesen Weg gehen und die Preise nicht erhöhen. Andernfalls könnte sich das auf die ganze Gastronomie auswirken. Wenn die Preise steigen, ist er sich sicher, würden viele nicht mehr essen gehen.

„Aendre“: Crowdfunding zum Überleben

„Meine größte Sorge ist, dass ich meine Rechnungen nicht mehr bezahlen kann“, sagt Janine op het Veld. Im April hat sie das vegane Restaurant Aendre im Grindel eröffnet, in Hoheluft-Ost betreibt sie das gleichnamige Deli.

Um ihre Filialen nach der kostspieligen Eröffnung durch die Wintermonate zu bringen und die Steuererhöhung auszugleichen, hat op het Veld eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Mit dem Finanzierungsziel von 88.000 Euro könnte sie alle Kosten der kommenden Monate decken.

Seit 2019 betreibt Janine op het Veld das Aendre Deli in Hoheluft-Ost. Im April folgte das Restaurant in der Schlüterstraße. Foto: Katrin – Plan Liebe

Vor allem dank ihrer Instagram-Reichweite hat sie bereits mehrere tausend Euro gesammelt. Die Unterstützenden erhalten ein „Dankeschön“ in Form von Büchern, Gutscheinen und Workshops.

Durch die finanziellen Belastungen habe die Inhaberin kaum Zeit für neue Ideen und Kreativität. Aktuell gehe es nur um das „Überleben“.

Die Unternehmerin befürchtet, dass die Mehrwertsteuererhöhung junge Gastronomen abschreckt und es weniger Innovationen geben wird. Die Relevanz der Gastronomie werde politisch oft unterschätzt. „Sie ist ein wichtiger Teil der Gesellschaft, weil sie Menschen zusammenbringt.“

„Mission Pizza“: Wie ist die Situation für Lieferdienste?

Etwas gelassener blickt Alexander Wenckstern von Mission Pizza der Steuererhöhung entgegen. Zusammen mit Lucas Chatelain betreibt er den Pizza-Lieferdienst mit zwei Restaurants in Hamburg, eines davon im Grindelviertel. Zukünftig wollen sich die Inhaber auf den Lieferservice konzentrieren und keine neuen Restaurants eröffnen. Da die Mehrwertsteuer in diesem Bereich bereits vor der Pandemie bei sieben Prozent lag, sei Mission Pizza von den aktuellen Entwicklungen weniger betroffen. 

Das Restaurant von “Mission Pizza” am Grindelhof betreibt Alexander Wenckstern (Bild) mit seinem Geschäftspartner Lucas Chatelain seit 2020. Foto: Marianne Bruhns
Das Restaurant von “Mission Pizza” am Grindelhof betreibt Alexander Wenckstern (Bild) mit seinem Geschäftspartner Lucas Chatelain seit 2020. Foto: Marianne Bruhns

Mit Blick auf andere Gastrobetriebe vermutet Wenckstern, dass diese künftig auch auf andere Kanäle setzen – zum Beispiel auf den Verkauf von Merchandise oder auf Veranstaltungen in den Lokalen.

Gleichzeitig befürchtet er, dass es durch die Steuererhöhung weniger Neueröffnungen geben werde. Auch er sieht die gastronomische Vielfalt im Bezirk gefährdet.

Trotz Steuererhöhung, Inflation und gestiegenen Produktionskosten ist sich Wenckstern aber sicher: Der Erfolg eines Betriebes hängt letztlich von der Qualität des Produktes ab.

Text: Julius Wettwer & Lilly Palmbach


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