Nach tödlichem Unglück im Schwimmkurs: Sorgt bald eine KI für mehr Sicherheit?
Im vergangenen Jahr verunglückte ein Mädchen bei einem Schwimmkurs in Niendorf tödlich. Bäderland reagierte – doch nicht alle Maßnahmen bewährten sich. Wird langfristig eine KI helfen?
Von Julia HaasEs waren dramatische Szenen, die sich im Herbst des vergangenen Jahres im Niendorfer Schwimmbad Bondenwald abspielten: Nach einem Seepferdchenkurs lag ein fünfjähriges Mädchen leblos im Wasser. Die Schwimmlehrerin und Notärzte sollen vor Ort versucht haben, das Kind wiederzubeleben. Einen Tag später starb die Fünfjährige im Krankenhaus.
Nach diesem Vorfall fragten sich viele Eltern, wie sicher die Schwimmkurse bei Bäderland sind. Der städtische Schwimmbadbetreiber kündigte damals Konsequenzen an. Was ist daraus geworden?
Wenige Eltern wollen beim Schwimmkurs dabei sein
Um Eltern und Kindern die Angst vor dem Schwimmkurs zu nehmen, gab Bäderland-Sprecher Michael Dietel eine Woche nach dem Unglück im Herbst bekannt: Eltern können die Schwimmkurse ihrer Kinder künftig am Beckenrand verfolgen. „Wir wollen ihnen zeigen, dass Schwimmkurse ein sicherer Ort sind.“
Zuvor war das nicht möglich, weil die Zuschauenden ihre Kinder im Wasser ablenken könnten. Ein halbes Jahr nach dem tragischen Vorfall ist Bäderland zu dieser Praxis zurückgekehrt. Der Hospitationswunsch von Eltern hätte sich bereits nach kurzer Zeit ausgeschlichen, so Dietel. Nach Absprache sei es jedoch weiterhin möglich, einzelne Unterrichtsstunden zeitlich begrenzt zu begleiten. Die Nachfrage sei jedoch äußerst gering.
Schwimmkurs nur noch ab fünf Jahren
Eine weitere Maßnahme, die kurz nach dem Vorfall eingeführt wurde, hat sich inzwischen etabliert: „Die Badeaufsicht integriert die Schwimmkurse in die übliche Aufsichtsroutine.“ Zuvor hatte eine Schwimmlehrkraft die Kurse allein betreut.
Zudem hat Bäderland die maximale Teilnehmerzahl von zwölf auf zehn Kinder reduziert. Der Anfängerkurs, in dem das Mädchen verunglückte, umfasste damals ebenfalls zehn Kinder.
Aus der Mindestalter-Empfehlung von fünf Jahren hat der Schwimmbadbetreiber mittlerweile eine Pflicht gemacht. So soll sich die Homogenität in den Ausbildungsgruppen verbessern, sagt Dietel.
KI-Badeaufsicht: Bäderland brach Testphase wegen Datenschutzproblemen ab
Ebenfalls ins Gespräch kamen nach dem Unglück KI-Technologien, die die Wasseraufsicht unterstützen. In einigen Schwimmbädern in Deutschland kommen bereits spezielle Kameras zum Einsatz, die bei möglichen Gefahren die Badeaufsicht über eine Smartwatch informieren. Die Mitarbeiter erhalten zum Beispiel einen Alarm, wenn sich eine Person länger als 30 Sekunden unter Wasser nicht bewegt.
Bäderland hatte bereits 2021, also zwei Jahre vor dem Unglück, einen Test mit einem KI-gestützten Assistenzsystem begonnen. Wegen erheblicher Anforderungen des Datenschutzes sei die Pilotphase aber gestoppt worden.
Andere Städte machen es vor
Dass sich diese Datenschutzprobleme lösen lassen, zeigt das „Panoramabad Freudenstadt“ in Baden-Württemberg. Die Betreiber erklären, dass keine Bilder gespeichert und die geltenden Datenschutznormen dadurch eingehalten würden.
Auf Basis der Erfahrungen anderer Schwimmbäder will nun auch Bäderland die Pilotphase fortsetzen – wahrscheinlich in diesem Jahr. Die technischen Voraussetzungen seien weiterhin gegeben, so Dietel.
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