Die Historie der Villa Lupi: Als Straßenbahnbetriebshof fing alles an
Bevor die Villa Lupi zum Immobilien-Ärgernis wurde, war sie ein Straßenbahnbetriebshof und ein autonomer Kunstraum.
Von Christiane TauerDie Villa Lupi am Heußweg ist heute als rätselhafte Immobilie bekannt, die seit Jahren für Ärger sorgt. Vor allem, weil sie von wechselnden Männergruppen illegal bewohnt wird.
Im 19. Jahrhundert sah das anders aus: Damals war die Villa Lupi ein Straßenbahnbetriebshof.
Wagenhalle und ein Stall für 28 Pferde
Ab dem Jahr 1881 soll der Betriebshof am Heußweg genutzt worden sein. Er bestand aus einem Stall für 28 Pferde und einer in Leichtbauweise errichteten „gleislosen Wagenhalle für auslenkbare Pferdestraßenbahnwagen“. So steht es auf der Internetseite Fredriks, die sich unter anderem mit Eisenbahnthemen beschäftigt.
Im Jahr 1890 soll der Lagerboden des Pferdestalls abgebrannt sein. Die Ursache des Feuers wurde nicht geklärt, wie es in dem auf der Webseite zitierten Buch „Die Entwicklung des öffentlichen Verkehrs in Hamburg von den Anfängen bis 1894“ wohl heißt. Es folgte der Bau einer dreigleisigen Wagenhalle.
Villa Lupi ging 1956 in städtischen Besitz
Allzu lange wurde sie aber nicht genutzt. Mit dem neuen Betriebshof Langenfelde verlor der Betriebshof Heußweg offenbar seine Bedeutung. Ab 1927 standen dort nur noch Arbeitswagen oder ausgemusterte Fahrzeuge, steht auf der Internetseite.
1956 soll das Grundstück in den Besitz der Hansestadt Hamburg übergegangen sein. Eine Möbelspedition soll es viele Jahre genutzt haben. Was danach folgte, ist unklar.
Künstlerische Nutzung ab 1981
1981 mietete es schließlich der aus Gronau stammende Künstler Michael Fessel von der Stadt. Der studierte Maler und Bildhauer gründete dort das selbstverwaltete Kultur- und Lebensprojekt „Villa Lupi – Forum für Kunst an sich“. Bis 2023 stand das Schild am Eingang des Henry-Vahl-Parks, dann wurde es von Unbekannten zerstört.
Fessel rettete das Gebäude vor dem eigentlich vorgesehenen Abriss, wie er selbst in einem von dem Kulturprojekt 1997 herausgegebenen Journal schrieb. Die Villa Lupi verstand er als „öffentliches Suchfeld“ und „autonomen Kunstraum“, wo er mit gleichgesinnten Freundinnen und Freunden wirkte. Ausstellungen und Kunstprojekte sollten „Dialoge und Austausch initiieren und Widersprüche hervorrufen“.
Irgendwann nach 2000 nur noch als Wohnraum genutzt
Michael Fessel verstarb 2000. Wann die kulturelle Nutzung des Hauses endete, ist nicht bekannt. Zumindest 2015 wurden nur noch Mitbewohner für eine Wohngemeinschaft gesucht, wie Internet-Einträge auf „WG-gesucht“ belegen.
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