
Ab Januar 2019 sollen MOIA Elektro-Busse durch Eimsbüttel fahren
Der VW-Shuttleservice MOIA plant eine über eine App gesteuerte umweltfreundliche Personenbeförderung in Hamburg. Taxiverbände sprechen von Industrie-Politik der SPD und bereiten eine Klage vor.
Von Eva BollerDie Elektro-Busse sollen, so die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, eine Lücke zwischen Taxiverkehr und Bus und Bahn schließen. Die Hamburger Verkehrsgewerbeaufsicht hat nun den Betrieb für den Fahrdienst MOIA genehmigt.
MOIA ist eine Marke des VW-Konzerns. Dieser plant eine über eine App gesteuerte umweltfreundliche Personenbeförderung in Hamburg einzuführen. Hierbei sollen sich Personen ein Fahrzeug teilen, deren Start- und Zielposition in ähnlicher Richtung liegen. Für diesen Einsatz wurden eigens Elektrobusse für die Anforderungen in Hamburg entwickelt.
So soll es funktionieren
Zunächst sendet der Kunde über eine App eine Fahrtanfrage. Ein dynamischer Algorithmus ordnet sie einer neuen oder einer bereits bestehenden Fahrt zu. Der Fahrer wird über eine App informiert und zum Kunden geleitet, um ihn an einem Haltepunkt abzuholen.
Fahrgäste, die sich bereits im Auto befinden, werden über ein Display informiert, dass ein weiterer Fahrgast zusteigt. Die Wagen steuern virtuelle Haltepunkte an. Nur an diesen Haltepunkten werden die Fahrgäste ein- und aussteigen können.
Direktes Umsteigen von MOIA zu HVV erschwert
Stopps an Taxiständen und Bushaltestellen sind für MOIA ausgeschlossen. Das wird jedoch dafür sorgen, dass das direkte Umsteigen der Fahrgäste von den Elektro-Bussen zu Bus- und Bahnhaltestellen des HVV erschwert wird. Fischer kommentiert, dass man jedoch bemüht sei, in fußläufiger Nähe zu den Haltestellen Haltepunkte anzubieten.
Der Fahrpreis wird wie im Linienverkehr mit Bussen jeweils pro Person und Strecke berechnet. Ab dem 1. Januar 2019 soll die neue Verkehrsform dann auch durch Eimsbüttel fahren. Ein erster Probebetrieb ist sogar bereits für das vierte Quartal 2018 angedacht.
Ein Fahrpreis zwischen HVV- und Taxi-Tarif
Michael Fischer von MOIA erklärt, dass die Testfahrten im Jahr 2018 mit maximal 30 Cent pro Fahrgast und Kilometer berechnet werden würden. Ab dem 1. Januar 2019 werde sich der Preis dann zwischen dem HVV-Tarif und dem Taxi-Tarif einpendeln.
Das Angebot solle keine Konkurrenz zum Taxiverkehr oder zu Bus und Bahn darstellen. Für eine Fahrt mit MOIA werde der Kunde daher mindestens 3,30 Euro zahlen müssen, sodass der Preis nicht unter dem HVV-Tarif liegt.
Öffentliche Verkehrsinteressen nicht beeinträchtigen
Zunächst will man mit 500 Fahrzeugen starten. Wenn die Behörde dann feststelle, dass der Service von MOIA öffentliche Verkehrsinteressen nicht beeinträchtige, sollen mehr Fahrzeuge zugelassen werden. Die Behörde erklärt: „insbesondere darf das Taxigewerbe nach dem Personenbeförderungsgesetz nicht in seiner Funktionsfähigkeit bedroht werden.“
Clemens Grün vom Hamburger Taxenverband e.V. berichtet, dass man über die Genehmigung nicht überrascht sei. „Der Umweltschutz wird hier als Vorwand genannt, aber durch die geplanten 1000 Busse wird wohl keiner der Autobesitzer in Hamburg auf seinen Wagen verzichten.“
Stattdessen befürchtet Grün, dass MOIA die Fahrgäste des HVV und der Taxen mit Dumping-Preisen abwerben will. In Hannover, wo MOIA bereits aktiv ist, koste eine Fahrt gerade einmal 6 Cent pro Kilometer. Damit könne der Taxi-Markt in Hamburg zerstört werden.
Taxi-Verbände sprechen von Industrie-Politik
Grün erklärt: „Die SPD betreibt hier Industrie-Politik. Sie stellt sich schützend vor den VW-Konzern, dem man alles zutrauen kann.“ Man ermögliche VW dadurch sich in einem neuen Geschäftsfeld auszuprobieren. Besonders die Größenordnung von den geplanten Bussen kritisiert Grün.
Die Experimentalklausel des Personenbeförderungsgesetzes werde hier absurd überdehnt. Bei etwa 3.100 Taxen in Hamburg und 800 Bussen würden die geplanten 1000 Shuttle Hamburgs Strassen zusätzlich belasten.
Den Markt mit Dumping-Preisen zerstören
Am Beispiel von Uber könne man sehen, dass die Kunden unter der Verdrängung der Taxis langfristig am meisten leiden würden. Grün sagt, dass Uber den Taximarkt in vielen Städten mit Niedrigpreisen zerstört habe und die Preise dann maßlos erhöht wurden, als es dann keine Konkurrenz mehr gab.
Zum Schutz der Kunden und auch der Taxifahrer werde man daher Klage gegen den Bescheid der Behörde einreichen.