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Salvatore Taras, Emiliano Martin Caespo und Andrea Fernández leben seit mehreren Jahren im Grindelhof 87. Jetzt haben sie Angst, ihre Wohnungen zu verlieren. Foto: Julia Haas
Salvatore Taras, Emiliano Martin Caespo und Andrea Fernández leben seit mehreren Jahren im Grindelhof 87. Jetzt haben sie Angst, ihre Wohnungen zu verlieren. Foto: Julia Haas
Immobilien

Grindelhof 87 wird saniert: Was passiert mit den Mietern?

Panikmache im Grindelhof 87? Nachdem es einen Eigentümerwechsel gegeben hat, fühlen sich die Mieter unter Druck gesetzt, ihre Wohnungen zu verlassen.

Von Julia Haas

Die Mieter im Grindelhof 87 bangen um ihr Zuhause. Nachdem der Hauseigentümer gewechselt hat, kursieren verschiedene Gerüchte, wie es mit dem Gebäude und seinen Bewohnerinnen weitergeht. Während sich alle einig sind, dass das Haus aus den 50ern sanierungsbedürftig ist, stellt sich den Mietern die Frage: Welche Folgen hat das? Von Entmietung ist die Rede, Mieterhöhungen stehen im Raum.

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„Wir haben Angst, unsere Wohnungen zu verlieren“, sagt Andrea Fernández. Seit 2013 wohnt sie im Grindelhof 87.

Mieter im Grindelhof 87 beunruhigt

70 Wohneinheiten befinden sich im Grindelhof 87 – Einzimmerapartments, bis zu 14 Quadratmeter groß. Seit Mai besitzt die „Anima Projektentwicklungsgesellschaft mbH“ das Wohnhaus. Auf ihrer Website kündigen die Eigentümer an, das Haus „im laufenden Betrieb zu revitalisieren“. Nach der Sanierung sollen die Mieten angepasst werden, heißt es auf einer Crowdinvesting-Seite, auf der die Projektentwicklungsgesellschaft ihr Bauvorhaben für Anleger bewirbt. Dort ist auch von Entmietung die Rede. 

Fernández zahlt aktuell eine Warmmiete von 382 Euro. Sie und andere Mieter fürchten eine mögliche Mieterhöhung, gleichzeitig haben sie Angst, ihre Wohnungen zu verlieren.  

Sanierung „üblicherweise“ in leeren Gebäuden

Mark Maurin, Geschäftsführer bei “Anima”, sagt auf Nachfrage der Eimsbütteler Nachrichten, eine Beseitigung des Reparatur- und Modernisierungsstaus sei dringend erforderlich. Er verweist unter anderem auf Schimmelbefall im Haus; ein Problem, das auch die Mieter kennen. 

Nach Angaben von Maurin sollen die Sanierungsarbeiten 2023 starten. Üblicherweise würden sie in leeren Gebäuden stattfinden. Die Maßnahmen seien mit viel Lärm und Schmutz verbunden, sagt Maurin. Seit Juli führt das Unternehmen dazu Gespräche mit den Mietern. “Wir klären, wer ausziehen möchte und welche Unterstützung dabei benötigt wird.”

Einschüchterung statt Beratung?

Vor einigen Wochen findet Mieterin Fernández einen Brief von der Hausverwaltung im Briefkasten: „Beratung Mietverhältnis“ steht darüber. Das Gespräch beschreibt sie rückblickend als “erniedrigend”. Sie fühlt sich unter Druck gesetzt, einen Aufhebungsvertrag zu unterschreiben. Andere Mieter teilen diese Erfahrung: Wer seine Wohnung nicht freiwillig verlasse, dem könnten die Vermieter kündigen, fürchten sie.

Mieterin Fernández erzählt, im Gespräch keinem Aufhebungsvertrag zugestimmt zu haben, im Gesprächsprotokoll vom Verwaltungsbüro wurde das Gegenteil vermerkt. „Das schüchtert ein“, sagt Fernández.

Grindelhof 87: Auszug angekündigt

Eine Entmietung ist ausgeschlossen, sagt Rolf Bosse, Vorsitzender vom Mieterverein Hamburg. Er unterstützt die Mieter im Grindelhof 87. „Wir haben ein Rundschreiben verteilt und versuchen, der Panikmache durch die neuen Eigentümer vorzubeugen.“

Das Gebäue im Grindelhof 87 stammt aus den 50er-Jahren. Foto: Julia Haas
Das Gebäude im Grindelhof 87 stammt aus den 50er-Jahren. Foto: Julia Haas

Fernández weiß aber: Es ist schwer, alle im Haus zu erreichen. Viele hätten einen Migrationshintergrund, Sprachbarrieren verhindern den Austausch. Fernández befürchtet: Einige Mieter kennen ihre Rechte nicht, ziehen aus Angst aus.

„Niemand muss das Haus verlassen“

Nach Angaben von „Anima“-Geschäftsführer Maurin haben in den vergangenen Wochen bereits ein knappes Dutzend Mieterinnen ihren Auszug angekündigt.

Er sagt aber auch: „Niemand muss das Haus verlassen, schon gar nicht auf Druck. Wir werden niemandem kündigen. Wer bleiben will, kann bleiben oder später zurückkehren.“ In Zukunft wolle das Unternehmen darauf achten, dass in Gesprächen mit Mietern keine falschen Eindrücke entstehen.

Mieterin fühlt sich schikaniert

Für die Zeit der Sanierungsarbeiten bieten die Vermieter den Mietern übergangsweise andere Einheiten im Gebäude an. Wer sich dennoch entscheide auszuziehen, erhalte bei der Wohnungssuche Unterstützung, sagt Maurin. Für die Umzugskosten komme „Anima“ auf, nicht aber für eine vorübergehende Ersatzwohnung.

Für Fernández ist das Schikane: „Wir haben nicht viel, für einen Umzug müssten sie uns ein Taxi zahlen.“

Steigen die Mieten nach der Sanierung?

Wer im Grindelhof 87 bleibt, den erwartet nach der Sanierung wahrscheinlich eine Mieterhöhung. Maurin sagt dazu: „Für unsere Bestandsmieter und -mieterinnen maximal im gesetzlichen Rahmen, der für Modernisierungen gilt.“ Persönliche Situationen würden berücksichtigt.

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Mieterhöhung nach Modernisierung

Im BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) ist festgehalten, dass Vermieter die jährliche Miete um 8 Prozent der für die Wohnung aufgewendeten Kosten erhöhen dürfen.

„Linke Eimsbüttel“ auf Seite der Mieter

Die Linke Hamburg hat sich im Fall um den Grindelhof 87 auf Seiten der Mieter positioniert. In einer Pressemitteilung bezeichnet die Partei das Vorgehen als „Dreiste Immobilienspekulation auf Kosten der Mieter und Mieterinnen“.

Hätte all das verhindert werden können? Ja, sagt Mikey Kleinert, Vorsitzender der Eimsbütteler Linksfraktion. 2019 hatte die Partei in der Bezirksversammlung gefordert, eine Soziale Erhaltungsverordnung für den Stadtteil Harvestehude-Rotherbaum einzurichten. Das Ziel: Verhindern, dass Anwohner durch baulich aufwertende Maßnahmen wie Luxusmodernisierungen aus dem Viertel verdrängt werden.

Mieter im Grindelhof 87 vergessen

Der Antrag war erfolglos: Alle Fraktion – außer die Linke – stimmten gegen das Vorhaben. Auch eine vorangegangene Plausibilitätsprüfung hatte die Notwendigkeit einer solchen Maßnahme nicht anerkannt. Kleinert kann das Ergebnis mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen nicht nachvollziehen: „Mit den 70 Haushalten und dem ganzen studentischen Wohnen im Stadtteil frage ich mich heute noch mehr als damals, warum der Bedarf nicht gesehen wurde.“ Übersehen wurden damals wohl die Mieter im Grindelhof 87.

Geht es dem Eigentümer eigentlich um die Grünfläche im Hinterhof?

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