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Der Eimsbütteler Jan Off ist seit rund 30 Jahren Schriftsteller.
Der Eimsbütteler Jan Off ist seit rund 30 Jahren Schriftsteller. Foto: Valentin Hillinger
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Erlebt oder erfunden? Eimsbütteler Autor gibt Einblicke

Der Eimsbütteler Autor Jan Off schreibt über Punk, Liebe, Drogen und Politik. Und dabei immer auch ein bisschen über sich selbst. Ein Blick hinter die Fassade.

Von Valentin Hillinger

Eigentlich wollte Jan Off Drogendealer in Christiania werden. Jetzt sitzt er in blauem Hemd und lockerer Cargohose vor der Bäckerei Hagelstein. Weil es dort die beste Erdbeerschnitte in Eimsbüttel gibt, sagt er. 

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Jan Off ist Schriftsteller. Der Tagesspiegel betitelte ihn als “Punkliteratur-Ikone”. Wie viele Romane und Kurzgeschichten er geschrieben hat, weiß er selbst nicht mehr. 25 Bücher listet die Nationalbibliothek. Sie tragen vielsagende Namen: „Kein Versbreit den Faschisten“ oder „Nichts wird sich niemals nirgendwo ändern“. 

Erlebt oder erfunden? 

Geboren wurde Off in Tohmajärvi, Finnland. So steht es zumindest auf der Autorenseite seines Verlags. In Wirklichkeit kommt der 56-Jährige aus Braunschweig. Heute lebt er in Eimsbüttel. 

In seinen Werken spielt Off mit der eigenen Identität. Er gibt Erlebtes wider und dichtet Neues dazu. 

Punk in der Provinz

In seinen Texten geht es häufig um die linke Szene, um Rausch, Liebe und Verbotenes. Und um Politik. Am Anfang seiner Karriere wollte Jan Off vor allem unterhalten. Mittlerweile hat sich sein Anspruch geändert: Kunst und Politik hält der Eimsbütteler nicht für Gegensätze. Eine politische Botschaft ist ihm wichtig. Aber immer so, dass es nicht nervt, erklärt er. Dafür gebe es Social Media.

Erste Bekanntheit erlangte Jan Off mit seinem Debütroman: „Vorkriegsjugend: 200 Gramm Punkrock“. Das 2003 im Ventil Verlag erschienene Buch handelt von einem jungen Punker in einer westdeutschen Kleinstadt. Nicht ganz zufällig, wie Off zugibt.

Er selbst hat eine Vergangenheit in der Szene. Das liefert ihm bis heute Munition für neue Geschichten: „Man kann gar nicht Punk-Rocker gewesen sein, ohne dass man nicht diverse Schoten zu erzählen hat.“ Seine Erlebnisse arbeitet er in seinen Texten auf.

Lust auf Verbotenes

Als Jugendlicher in Braunschweig träumte Off von Hamburg. Die Konzerte in den Clubs auf der Reeperbahn oder die Abende in der Punk-Kneipe „Onkel Otto“ weckten in ihm den Durst nach Abenteuer. Und die warteten in der großen Stadt. 

Mit 16 Jahren wohnte Off für eine Woche in den besetzten Häusern in der Hafenstraße auf St. Pauli. Er erinnert sich gerne daran: „Das war so richtig verboten“. 

Plan B: Schriftsteller

Nach der Jugend in Braunschweig zog er nach Münster. Nach dem Abi muss man studieren, dachte er damals. Schnell merkte er: Muss man nicht. „Das Studium brachte mich an den Rand der Verzweiflung.“ Ein Plan B musste her. 

Jan Off begann zu schreiben. 

Jan Off: Neu in der Literaturwelt

Seine ersten Texte schickte er an Verlage und Zeitschriften – ohne großen Erfolg. „Ich wusste nicht, wie man die anspricht“. „Sehr geehrte Damen und Herren“ kam ihm zu förmlich für einen Künstler vor. „Diese Begleitbriefe haben mich teilweise mehr Zeit gekostet als die eigentlichen Texte“, erzählt Off. 

Schließlich sollte es doch klappen. Ein kleine Göttinger Literaturzeitschrift druckte eines seiner Gedichte ab. Off erinnert sich den großen braunen Umschlag im Briefkasten, sein Name auf dem Magazincover. „Da bin ich völlig euphorisch durch meine WG gesprungen.“ 

Der Hang zum Absurden

Mittlerweile ist Jan Off ein erprobter Autor. Und auch nach zahlreichen Kurzgeschichten und mehreren Romane gehen dem 56-Jährigen die Ideen nicht aus. Viele seiner Geschichten haben autobiografische Elemente. Das Spiel mit der eigenen Lebensgeschichte macht ihm Spaß. „Da kann man die Menschen schön verwirren.“ 

Selbst die absurdesten Geschichten haben bei Off meist einen wahren Kern. Doch der Autor will immer noch einen draufsetzen, will das Unwahrscheinliche ausformulieren: „Was würde passieren, wenn du mal nicht klein bei gibst, wenn dich die Polizei belästigt?“ 

Kunst verteidigen

Dass seine Geschichten dabei immer wieder provozieren, weiß Off. 2004 kam es bei einer Lesung in Sachsen zu einem Zwischenfall. Neonazis unterbrachen die Veranstaltung und wurden handgreiflich.  

„Man muss den Rahmen verteidigen, in dem die eigene Kunst stattfinden kann“, sagt er. Wenn nötig, auch mit „handfester Literatur„. Die Bedeutung seiner Kunst will er dennoch nicht überschätzen. Kunst sei eben doch „nur eine schwache Waffe“.

Wann kommt der Bestseller, Jan Off? 

Auf den großen Bestseller wartet Jan Off noch. Ob er davon träumt? „Ja, natürlich möchte man, dass die eigene Kunst von möglichst vielen gelesen wird“, sagt er. Bei neuen Buchprojekten gehe er aber nicht nach dem Mainstream-Potenzial. Stattdessen schreibt er Geschichten, die ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen. 

Die Mythen der großen Literaten, die betrunken ihre Geschichten schreiben, hält Off übrigens für ausgedacht. „Die meisten sitzen artig und nüchtern am Schreibtisch“, lacht er. Und essen dabei Erdbeerkuchen. 


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