So war das „Reeperbahn Festival 2018“
Das „Reeperbahn Festival 2018“ mit über 600 Konzerten ist zu Ende gegangen. Auf dem Kiez, in der Elbphilharmonie und in Eimsbüttel – Wir waren dabei. Der EMU-Festivalbericht.
Von Max GilbertVier Tage Festival können schnell um sein, manchmal fühlt es sich auch wie eine Zeitreise an. So wie das „Reeperbahn Festival“ dieses Jahr, da es quasi im Sommer begann und im Herbst aufhörte. Über 40.000 Besucher kamen nach St. Pauli und wurden am ersten Festivaltag noch von knapp 30 Grad begrüßt.
Über 600 Konzerte später verließen die Besucher die sündige Meile bei einstelligen Temperaturen eingehüllt in dicke Jacken, aber mit jeder Menge Musik im Ohr.
Mittwoch: Newcomer mit Eimsbüttel-Background
Mit „Monako“ gab es bereits am ersten Tag eine vielversprechende Newcomer-Band in der „Hanseplatte“ zu hören. Den Namen dieses Hamburger Musikerkollektivs sollte man sich merken. Harmonisch, energiegeladen und musikalisch hervorragend begeisterte die etwa einjährige Band den prall gefüllten Plattenladen an der Feldstraße. Sänger Sadek erzählt, er und Gitarrist Jakob haben sich beim Arbeiten in der „Pony Bar“ kennengelernt. 8,5/10 Festival-Emus für die junge Band mit Eimsbüttel-Background.
Fotostrecke: Eindrücke vom „Reeperbahn Festival 2018“
„Reeperbahn Festival 2018“
Später am Abend stand die Modern-Soul-Band „Jungle“ auf der Bühne. Die Briten gaben im Docks Hits wie „Heavy, California“ und „Busy Earnin'“ zum Besten. Sehr tanzbar, sehr melodisch. Uschi, die in Frankfurt eine große Konzerthalle leitet, war nicht so begeistert: „Also ich finds ein bisschen langweilig“, verriet die gebürtige Berlinerin, die seit Jahrzehnten in der Musikbranche arbeitet. Von uns gibt’s trotzdem 7,5/10 Emus.
Den ersten Tag beendete der französische DJ Guts, der mit Live-Band und Unterstützung von Tanya Morgan „Schmidts Tivoli“ zum Tanzen brachte. Auch Uschi tauchte auf der Tanzfläche auf und meinte augenzwinkernd, hier gefalle es ihr schon deutlich besser. Guts und seine Band vereinen Jazz, Hip-Hop und Rap sowie elektronische Musik, wobei der Franzose seine Musiker sowie das Publikum energisch dirigiert. Leider begann das Konzert verspätet nach Mitternacht, Guts hätte mehr Zuschauer mit mehr Energie verdient gehabt. 8/10 Emus.
Donnerstag & Freitag: Reeperbahn Festival-Highlights in Übel und Elphi
Ein Highlight vom Donnerstag war ganz klar: „Amber Run“. Die Briten spielten ein tolles Konzert im „Übel & Gefährlich“. Einfach gut. Das war Indie-Rock, wie er sein sollte. Dafür 9,5/10 Festival-Emus.
Einen Tag später dann, zum ersten (und einzigen) Mal: 10/10 Emus. Für den gebürtigen Hamburger DJ und Produzenten David August. Feinster Elektro und das auch noch im Großen Saal der „Elbphilharmonie“. Ein Klangerlebnis, das seinesgleichen sucht und in Worten kaum zu beschreiben ist.
Wer beim Festival mal nicht zu einem klassischen Konzert gehen möchte, dem sei „Ray’s Reeperbahn Revue“ mit MTV-Legende Ray Cokes empfohlen. Am stürmischen Freitag war so ein Besuch ideal zum Aufwärmen.
In lockerer Show-Atmosphäre treten täglich um 17 Uhr im „Schmidt Theater“ Musiker und Bands aus dem Line-Up auf. Nach zwei Songs plaudert Cokes mit den Künstlern und gibt seinen scharfen, englischen Humor zum Besten. Unterhaltsamer kann man einen Nachmittag kaum verbringen. In diesem Sinne 9/10 Emus und „spread the love“.
Samstag: Komponisten im Abaton, „WhoMadeWho“ in der Großen Freiheit
Musik gab es beim „Reeperbahn Festival“ nicht nur auf der Bühne, sondern auch auf der Leinwand. Im Abaton fanden mehrere themenbezogene Screenings, Premieren und Sondervorstellungen mit Gästen statt. Am Samstag zeigte das Programmkino im Grindelviertel „Das schönste Mädchen der Welt“, bei dem eigens für den Film geschriebene Rap-Musik eine zentrale Rolle spielt. Umso besser, dass man sich anschließend noch mit den Komponisten Konstantin Scheerer und Robin Haefs bei einem Publikumsgespräch austauschen konnte.
Zum Ende des Festivals platzte die legendäre „Große Freiheit 36“ fast aus den Nähten: „WhoMadeWho“ sorgten dort für beste Stimmung. Die Kopenhagener spielten ihren zeitlosen Indie-Elektro-Rock mit einer solchen Leidenschaft und Begeisterung, dass kein Fuß im Publikum stillstand. Zwei Zugaben, für mehr war keine Zeit. 9,5/10 Festival-Emus, leider war die Akustik nicht perfekt. Von unseren Instagram-Followern wurden unter anderem noch die Auftritte von „Sam Fender“ und „Bear’s Den“ als Festival-Favoriten benannt.
Den Abschluss bereiteten in derselben Location die Headliner des Festivals, die britische Band „Metronomy“. Großartige Musiker mit großartiger Musik, deren Performance jedoch im Vergleich zu den Dänen etwas abfiel. Mit ihren letzten beiden Songs „The Look“ und „Reservoir“ dennoch ein würdiger Abschluss des größten Clubfestivals Europas. 8/10 Festival-Emus.
Nächstes Jahr findet das „Reeperbahn Festival“ vom 18. bis 21. September statt. Wenn die Veranstalter 2019 erneut so tolle Musik nach Hamburg bringen, werden wir den Übergang von Sommer zu Herbst wieder bestens verkraften können.