„Unfassbar hohe Belastung“: Was Corona für Kitas in Eimsbüttel bedeutet
Sieben Kitas in Eimsbüttel haben wegen Corona Gruppen geschlossen, weitere könnten folgen. Eltern und Beschäftigte stehen unter Stress. Was macht die Sozialbehörde?
Von Julia HaasCorona in Eimsbüttels Kitas: Zwei Kitas im Bezirk sind bereits vollständig geschlossen, fünf weitere teilweise. Das teilte die Sozialbehörde auf Anfrage mit. Die Zahlen sind von Mittwoch. Tagesaktuelle Angaben liegen der Behörde nicht vor.
„Für Eltern und Beschäftigte ist das eine unfassbar hohe Belastung“, sagt die stellvertretende Kita-Leiterin Lilja Wieczorek. Sie arbeitet in der Kita „Hamburg International Kids“ in der Telemannstraße.
Bis zur Schließung durchhalten
Der Alltag in der Kita sei angespannt. Wieczorek rechne permanent mit einer Schließung: „Wir versuchen solange durchzuhalten.“
Aktuell gebe es in der Kita mehrere Verdachtsfälle, Kinder in Quarantäne und Selbstisolation sowie einen erkrankten Mitarbeiter. Noch habe die Kita aber geöffnet. Anders sieht es einige Straßen weiter aus. Die Partner-Kita „Kleine Engel“ in Hoheluft-Ost musste wegen eines Corona-Ausbruchs schließen.
Tägliches Testen gegen Corona-Chaos in Kitas
Trotz steigender Corona-Zahlen schließt der Sprecher der Sozialbehörde, Martin Helfrich, eine flächendeckende Schließung der Kitas derzeit aus. Für einzelne Kitas gilt: „Sofern die Betreuung nicht gewährleistet werden kann, schließen Einrichtungen zeitweise.“
Dass das täglich passieren kann, belastet die Kita-Angestellte Wieczorek: „Bei jedem Kratzen im Hals habe ich Angst, dass es Corona ist.“ Um eine Infektion möglichst schnell zu erkennen, sollen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter laut Eindämmungsverordnung dreimal wöchentlich testen. Für Wieczorek und ihre Kollegen ist das nicht genug: „Wir testen uns täglich.“
Corona-Infektion bei Kita-Kindern
Und die Kinder? Die Sozialbehörde stellt Eltern von Kindern ab drei Jahren kostenlose Selbsttests zur Verfügung. „Dreimal pro Woche soll zuhause getestet werden, bevor die Kinder in die Kita kommen“, sagt Helfrich von der Sozialbehörde.
Eltern von Kita-Kindern sowie Erzieherinnen und Erzieher bekamen zudem einen Brief, in dem steht, was sie tun müssen, um das Kind bei einer Infektion wieder frei zu testen. Sie benötigen dafür einen PCR-Test oder einen Test von einer Fachkraft. Auf jeden Fall muss das Kind 48 Stunden symptomfrei sein.
Kostenlose Selbsttests – reicht das?
Für mehr Entlastung in den Kitas wünscht sich Lilja Wieczorek neben den Tests einen direkten Kontakt zur Sozialbehörde. Aktuell sei es schwer, Informationen zu erhalten – zum Beispiel darüber, was bei Verdachtsfällen zu tun sei. „Wir brauchen mehr und schnellere Unterstützung.“
Die Linke fordert derweil einen verlässlichen Plan für Eltern und Beschäftigte. „Der Senat muss jetzt die geltenden
Bestimmungen überarbeiten und einen Plan vorlegen, der für Eltern und Beschäftige Verbindlichkeit und Verlässlichkeit bringt“, meint die kitapolitische Sprecherin Insa Tietjen. Außerdem rät sie zur Prüfung von Lolli-Schnelltest, die das Testen von Kindern erleichtern könnten.
Eimsbüttel ist Kita-Zentrum Hamburgs
Eimsbüttel ist der Hamburger Bezirk mit den meisten Kindertagesstätten. Laut der zuletzt veröffentlichten Statistik sind es 63.
Die von der Schulbehörde in Hamburg an Schulen verwendeten Tests sind bisher durch Ungenauigkeit aufgefallen. Sie meldeten häufig positiv, aber falsch Corona. Bei den zuverlässigeren aber teureren PCR-Tests, die dann durchgeführt wurden, zeigte sich, dass zwei von drei Positiv-Meldungen falsch waren. Die Fehlerquote der Corona-Tests in Eimsbüttels Schulen lag bei 70 Prozent.
Daraufhin kaufte die Stadtverwaltung bei einem anderen Anbieter Tests. Die alten sollten aber aufgebraucht werden. Weil die Stadt den Schulen 7,3 Millionen unzuverlässige Tests gegeben hat, werde das bis Januar dauern, hieß es im November vergangenen Jahres.
Co-Autor: Christian Litz
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