Schluss mit Urban Gardening: Illegale Blumenbeete sollen entfernt werden
Mehrere Anwohner in Eimsbüttel haben Post vom Bezirksamt erhalten: Ihre nicht rechtmäßigen Hochbeete oder bepflanzten Blumenkübel sollen weg. Läuft eine gezielte Kontroll-Aktion?
Von Christiane TauerUrban Gardening in Eimsbüttel: Zwischen geparkten Autos und an Straßenrändern blüht und grünt es zurzeit. Viele Anwohnerinnen und Anwohner haben die freien Flächen vor ihrer Haustür in bepflanzte Beete verwandelt oder mit Blumenkübel verziert. Jetzt, im Frühling, sorgen die Pflanzen für Farbtupfer zwischen dem grauen Asphalt und bieten Insekten Nahrung.
An der Schwenckestraße 100 soll damit bald Schluss sein. Das Beet, das Jan Kathmann und einige andere Bewohner des Hauses vor mehr als zehn Jahren um einen Baum herum angelegt haben, soll zurückgebaut werden.
Jan Kathmann ist sogar offizieller Grünpate
Jan Kathmann konnte seinen Augen kaum trauen, als er die Mail vom Grünpatenschafts-Team der Abteilung Stadtgrün des Bezirksamts Eimsbüttel erhielt. „Jahrelang ist nichts passiert, und jetzt kommt so eine Nachricht.“ Dabei besitzt er sogar eine offizielle Grünpatenschaft für das Beet. Im Zuge der Genehmigung sei aber keine Kontrolle des Beets erfolgt. Als er dem Fachamt damals schilderte, dass die Fläche umzäunt ist, habe man ihm gesagt: „Lassen Sie es ruhig so stehen.“
Jetzt die Rolle rückwärts. Bei einer Begehung sei aufgefallen, dass das Beet eingefriedet ist und der untere Teil des Baumstamms mit Erde angehäuft wurde, stand in der Mail des Grünpatenschafts-Team an Jan Kathmann. Da Einfriedungen eine Stolpergefahr darstellten und im öffentlichen Raum nicht zulässig seien, müsse er diese aus sicherheitstechnischen Gründen zurückbauen sowie den Fuß des Baumstammes freilegen. Bis zum 17. Mai soll der Rückbau erfolgen.
Wegen Urban Gardening: Auch andere bekamen Post
Kathmann ist nicht der einzige, der derzeit Post vom Bezirksamt erhalten hat. An der Gärtnerstraße 90, wo gerade das französische Café „Le Parisien“ eröffnet hat, sind die weißen Betonkübel ins Visier der Verwaltung geraten. Auch sie befinden sich seit Jahren dort, sollen aber plötzlich eine Stolpergefahr darstellen und den Gehweg einengen. Das Bezirksamt ordnete den Rückbau an.
Fall Nummer drei gibt es am Eppendorfer Weg vor der Klinkerbar. Dort hat das Amt den Inhaber ebenfalls aufgefordert, ein Hochbeet zu entfernen, das unerlaubterweise um einen Baum herum errichtet worden war.
Alles purer Zufall oder fährt der Bezirk zurzeit etwa eine gezielte Hochbeet-Kontroll-Aktion in Eimsbüttel? Bezirksamtssprecher Kay Becker sagt: „Es gibt aktuell und gab auch in der Vergangenheit keine besondere Aktion.“ Es sei schlicht so, dass bei Begehungen Missstände auffallen und das Bezirksamt die Adressaten mit Fristsetzung zur Beseitigung auffordert.
Jan Kathmann will sich damit nicht abfinden. Er hat dem Amt eine Mail geschrieben, zum einen mit der Bitte um Fristverlängerung bis Ende September. Zum anderen führt er mehrere Gründe auf, warum aus seiner Sicht das Beet rund um den Baum in seiner bestehenden Form doch erhalten bleiben kann.
Gerade Einfriedung schützt vor Stolpergefahr
„Das Beet besteht nunmehr seit zehn Jahren, ohne dass der Baum beziehungsweise die Wurzeln irgendeinen Schaden genommen haben oder jemand über den Zaun gestolpert ist“, erklärt er. Ganz im Gegenteil, die Einfriedung würde sogar Passanten vor einem möglichen Stolpern über freiliegende Baumwurzeln bewahren.
Des Weiteren stehe der Zaun in einer Flucht mit den parkenden Autos – von einer Einengung des Gehwegs könne also keine Rede sein. Hinzu kommt, dass die Bewohnerinnen und Bewohner der Schwenckestraße 100 das Beet nicht auf einer ebenen Fläche errichtet haben, sondern auf den weit über das Niveau des Gehwegs herausragenden Wurzeln, die nach Abschluss der Sanierung des Gebäudes in 2010 mit Bauschutt bedeckt waren.
Urban Gardening: Baumwurzeln sind ins Beet hineingewachsen
Dass der Baum durch die Erde Schaden nehmen könnte, glaubt Kathmann nicht. Vielmehr würde gerade das Entfernen der Erde für Schaden sorgen, da die Wurzeln mittlerweile in unterschiedlicher Stärke weit in die aufgeschüttete Erde hineingewachsen sind und teilweise oben aus der Erde herausragen.
„Eigentlich ist der Trend ja, dass man Flächen in der Stadt begrünen will“, sagt Kathmann. Das Urban Gardening nun durch Auflagen zu behindern, passt in seinen Augen nicht dazu. Um die vom Beet ausgehende Stolpergefahr zu entschärfen, schlägt er unter anderem das Anbringen von Markierungen oder Hinweisschildern am Zaun vor.
Ausschuss sucht Gespräch mit Betroffenem
Im Fall der Klinkerbar gibt es indes eine erste Reaktion, nachdem der Inhaber seinen Fall in der Bürgerfragestunde des jüngsten Kerngebietsausschusses geschildert hatte. Der Ausschuss wolle im Nachgang der Sitzung noch einmal mit dem Gastronomen Kontakt aufnehmen und mit ihm reden, so Bezirksamtssprecher Kay Becker.