Wenn im Homeoffice das Internet ausfällt
Zoom-Meetings, Chat-Programme und Online-Kalender: Im Homeoffice zu arbeiten, bedeutet online zu sein. Doch was passiert, wenn das plötzlich nicht mehr möglich ist?
Von Julia Haas100 Stunden offline. 100 Stunden kein Internet. 100 Stunden unfreiwillige Homeoffice-Pause. Davon berichtete uns vergangene Woche ein Anwohner der Tornquiststraße. Vier Tage lang fiel in seiner Nachbarschaft die Telekommunikation aus.
Auf Anfrage der Eimsbütteler Nachrichten bestätigt die Deutsche Telekom die Störung. Betroffen sei eine „niedrige dreistellige Zahl an Kunden“ gewesen. Die Ursache: komplex. Ebenfalls komplex: Die Arbeit im Homeoffice ohne Internet – angefangen bei Speicherproblemen bis hin zu verpassten Videokonferenzen.
Eimsbüttel im Homeoffice
Mit der Pandemie hat sich das Homeoffice als Arbeitsplatz in vielen Unternehmen etabliert. Die Voraussetzungen für das reibungslose Arbeiten im heimischen Büro sind in Eimsbüttel prinzipiell gegeben. Anja Bornhöft, Sprecherin der Behörde für Kultur und Medien, erklärt, dass im Bezirk Eimsbüttel 98 Prozent der Haushalte Bandbreiten von 1.000 Megabit pro Sekunde zur Verfügung stehen. Zum Vergleich: Für einen Skype-Videoanruf mit fünf Personen empfiehlt das Unternehmen Microsoft eine Bandbreite von 8 Mbit/s.
Dass Eimsbüttel für die Zeit im Homeoffice gut gerüstet ist, bestätigen auch Sprecher von Telekom und Vodafone. Eimsbüttel sei sehr gut versorgt – auch in Zeiten von Corona.
„Einen Netzausfall wegen Überlastung in Corona-Zeiten gab es in den deutschen Vodafone-Netzen noch nie – auch nicht in Hamburg oder Eimsbüttel.“
Volker Petendorf, Konzernsprecher von „Vodafone Deutschland“
Arbeitnehmer muss Internetausfall melden
Und dennoch: Der tagelange Internetausfall in der Tornquiststraße beweist, dass trotz guter Bedingungen weitreichende Störungen möglich sind. Auf Anfrage der Eimsbütteler Nachrichten ordnet Till Bender, Pressesprecher des DGB Rechtsschutzes, die rechtliche Lage für Arbeitnehmer ein:
Der Arbeitgeber trägt im Homeoffice das Risiko – und damit auch für Probleme im Arbeitsablauf. Die Tatsache, dass der Arbeitnehmer seine private Infrastruktur einbringt, ändere daran nichts. Folglich: Ein Ausfall des Internets – bedingt durch eine technische Störung – mindere nicht den Lohnanspruch.
Bender betont jedoch, dass Angestellte die technischen Störungen melden müssen, sofern sie die Arbeit behindern. Der Arbeitgeber könne dann den Wechsel des Arbeitsorts anordnen – das sei allerdings von der jeweiligen Homeoffice-Vereinbarung abhängig.
Universität Hamburg zeigt Verständnis
Nicht nur in Unternehmen sondern auch an Hochschulen steht das Jahr unter dem Eindruck der Corona-Pandemie. Wie schon im Sommer findet das aktuelle Semester an den Hamburger Hochschulen digital statt.
Die Universität Hamburg will bei technischen Problemen Verständnis zeigen. Pressesprecherin Claudia Sewig erklärt, dass sich im Austausch mit den Lehrenden meist Wege finden, um verpasste Inhalte nachzuholen oder Leistungen zu erbringen. „Asynchrone“ Veranstaltungen bieten zusätzlich die Möglichkeit, Materialien und Aufgaben langfristig auf einer Lernplattform hochzuladen. Studierende bleiben dadurch vom instabilen Internet unabhängig.
Trotz Verständnis und Lohnsicherheit können technische Störungen im Homeoffice zur Nervenprobe werden. In der Tornquiststraße laufen die WLAN-Router und der Homeoffice-Betrieb wieder. Für die Anwohner bedeutet das: Abarbeiten, was in 100 Stunden ohne Internet liegen geblieben ist.