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Rosemarie Lehmann hat den "garten Kunterbunt" im Grindelpark fast 20 jahre gepflegt.
Fast zwanzig Jahre lang pflegte Rosemarie Lehmann den Gemeinschaftsgarten am Grindel. Foto: Alana Tongers
Stadtgrün

Aus für den „Garten Kunterbunt“

Der „Garten Kunterbunt“ im Grindelpark war ein grüner Treffpunkt für die Nachbarschaft. Jetzt ist die Fläche kahl und verlassen. Wie es dazu kam.

Von Kristin Gebhardt

Zwischen Zypressen, Rosensträuchern und Blumenkästen konnte man sie finden: Rosemarie Lehmann. Eine Pionierin des Urban Gardenings aus Eimsbüttel. Mit Leidenschaft pflegte die Rentnerin den „Garten Kunterbunt“ – eine grüne Oase zwischen den Grindelhochhäusern. Dieses Jahr hätte ihr Garten das 20. Jubiläum feiern können, doch daraus wird nichts.

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Anfänge des Gemeinschaftsgartens

Als Rosemarie Lehmann 2004 in eine kleine Wohnung in den Grindelhochhäusern zieht, vermisst sie den Garten ihrer Heimat.

Kurzentschlossen stellt die damals 70-Jährige eine Anfrage an das Bezirksamt: Sie möchte sich um die kleine Grünfläche zwischen den Hochhäusern kümmern und daraus einen Gemeinschaftsgarten machen.

Das grüne Wohnzimmer

Der Antrag wird genehmigt. Lehmann pflanzt Sträucher und Blumen, erst alleine, später mit Helfern aus dem Viertel, die das Projekt unterstützen wollen.

Familien und Anwohner kommen zum Malen in den Garten, entspannen auf der Bank zwischen den Blumen oder veranstalten Sommerfeste. Schnell wird der “Garten Kunterbunt” zum Treffpunkt für die Nachbarschaft, zum grünen Wohnzimmer für alle.

Bis vor kurzem blühte der Garten im Frühling und Sommer stets bunt. Foto: Alana Tongers

Rosemarie Lehmann pflanzte und pflegte die Blumen und Sträucher. Foto: Alana Tongers

„Blumen sind das Lächeln der Erde“, stand auf dem Schild am Eingang des Gartens. Foto: Alana Tongers

Zur Bank im Garten kamen die Anwohner zum Entspannen und Sonnen. Foto: Alana Tongers

Vandalismus im „Garten Kunterbunt“

Lehmanns Engagement bleibt nicht unbemerkt: 2017 zeichnet das Bezirksamt sie mit dem Bürgerpreis aus.

Doch es bleibt nicht immer friedlich. Ab 2020 fällt ihr die Arbeit schwerer. Passanten reißen Blumen aus, zerstören Sträucher, Werkzeuge werden kaputt gemacht und geklaut. „Da waren böse Geister am Werk“, sagt sie.

„Als dann der Geldhahn zugedreht wurde, war das Ende in Sicht.“ Anfang 2020 lehnt das Bezirksamt Lehmanns Förderungsanträge erstmals ab. Sie zahlt die Kosten für den Nachbarschaftsgarten nun aus ihrer Rente.

„Ich habe gar nicht gemerkt, wie ich alt geworden bin“

Trotzdem bleibt sie aktiv – pflegt die Pflanzen und organisiert Events für die Nachbarschaft. Im Sommer 2020 erreicht sie überraschend die Nachricht vom Bezirksamt: Der Garten werde von jemand anderem übernommen. „Das war okay für mich“, sagt die inzwischen 89-Jährige. „Ich war so verliebt in meine Blumen, dass ich gar nicht gemerkt habe, wie ich alt geworden bin.“

Das Alter kommt mit seinen Tücken: Rosemarie Lehmann stürzt. Es folgen Reha und der Umzug in ein Altersheim. In ihrem Garten kann sie nach dem Unfall nicht mehr arbeiten. Aber das Bezirksamt sichert ihr erneut zu, dass der „Garten Kunterbunt“ in ihrem Sinne weitergeführt werde. „Jetzt sind eben andere dran.“

Bezirksamt enttäuscht Lehmann

Seit zwei Jahren wohnt die Rentnerin nicht mehr in den Grindelhochhäusern – und der “Garten Kunterbunt” ist dafür ein bildlicher Beweis. Vor ein paar Wochen bekam Rosemarie Lehmann von Freunden mit, wie schlecht es um ihn steht.

Das hier einmal der “Garten Kunterbunt” war, ist kaum noch zu erkennen: Pflanzen, Schilder und Bänke wurden weggeräumt, angelegte Beete platt gemacht. Wo einmal Blumen blühten und Nachbarn gemeinsam gärtnerten, ist jetzt eine wüste Fläche.

An der Stirnseite des Bezirksamtsgebäudes Grindelberg 66 war früher der „Garten Kunterbunt“. So sieht es heute aus. Foto: Kristin Gebhardt

Ende des Gemeinschaftsgartens

Auch die Anwohner bedauern den Verlust des Gartens. “Willkommen in Zeiten der Nüchternheit”, schreibt ein Anwohner den Eimsbütteler Nachrichten. “Es war ein wunderschöner Ort. Traurig, dass es ihn nicht mehr geben wird”, sagt eine Passantin vor Ort.

Rosemarie Lehmann hat sich langsam im Altersheim eingelebt, doch der Garten fehle ihr. „Ich war sehr verbunden mit dem Garten und den Menschen, die ihn mochten und so dringend benötigten.“

Kein Nachfolger bekannt

Das Bezirksamt Eimsbüttel erklärte auf Nachfrage, dass der Garten mit Ablauf von Rosemarie Lehmanns Patenschaft wieder in die Pflege des Fachamts für Stadtgrün übergegangen sei. Von einem Nachfolger wisse das Amt nichts. „Der Garten bleibt aber als Garten erhalten.“ Die Grünfläche sei in das Staudenpflegeprogramm des Bezirks aufgenommen worden und bereits mit Stauden bepflanzt.

Wie die neuen Stauden den „Garten Kunterbunt“ ersetzen können, wird sich im Frühling zeigen.

Mehr kunterbraun als kunterbunt. „Der Garten bleibt aber als Garten erhalten“, sagt das Bezirksamt. Foto: Kristin Gebhardt

„Es wurden die verdichteten Trampelpfade im Beet unter den Bäumen und Sträuchern gelockert und wieder mit Stauden bepflanzt. Neue Stauden wurden bereits gepflanzt“, erklärt eine Sprecherin des Bezirksamts. Foto: Kristin Gebhardt

Zwischen abgeschnittenen Sträuchern und Rindenmulch liegen lose Pflanzen. Daneben ein paar einsame Frühblüher. Foto: Kristin Gebhardt

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