„Bettelampel“ für Autos – erstmals Vorfahrt für Radfahrer
Wer als Fußgängerin oder Radfahrer an eine Ampel kommt, muss häufig warten – der Autoverkehr hat Vorrang. Nun kommt die erste „Bettelampel“ in Hamburg, die das umkehrt – und die liegt in Eimsbüttel.
Von Kristin GebhardtAbsteigen, Knopf drücken und warten: Was Fahrradfahrende im Straßenverkehr gewöhnt sind, soll sich jetzt ändern. In der Bundesstraße auf Höhe des Kaiser-Friedrich-Ufers gibt es die erste „Bettelampel“, die den Fuß- und Radverkehr priorisiert. Das teilte der Hamburger Senat mit.
Laut der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) könnten bald weitere Ampeln folgen, die den Autoverkehr hinten anstellen.
Wie die „Bettelampel“ funktioniert
Die neue „Bettelampel“ dreht die bisher gängige Priorisierung um. Statt Fußgängerinnen und Radfahrern müssen Autofahrer auf das “Grün”-Zeichen warten.
Vor der Ampel gibt es einen festgelegten Straßenbereich, welcher von einer Wärmebildkamera erfasst wird. Fährt ein Auto in diesen Bereich vor der Haltelinie, erkennt die Wärmebildkamera das Fahrzeug. Innerhalb von wenigen Sekunden schaltet die Ampel dann auf „Rot“ für die Fußgänger und gibt nachfolgend dem Autoverkehr grünes Licht. Zum Vergleich: Fußgänger müssen an gängigen Ampeln bis zu 90 Sekunden warten, nachdem sie das Signal angefordert haben.
ÖPNV hat Sonderrolle
Die neuen Ampelschaltung soll dazu führen, dass Radfahrer seltener abbremsen und beschleunigen müssen. Außerdem sollen unnötige Wartezeiten für Spaziergängerinnen bei geringem Verkehrsaufkommen vermieden werden.
Die Technologie der Wärmebildkamera soll sicherstellen, dass die Wartezeiten auch für den Kfz-Verkehr kurz bleiben, sagte Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende. Die Auto-Ampel schaltet bei Bedarf nach wenigen Sekunden auf „Grün“ und kann die Grünphasen je nach Verkehrsaufkommen verlängern.
Busse haben in diesem Szenario weiterhin eine hohe Priorität. Sie können über sogenannte „Meldepunkte“ vorab „Grün“ anfordern. Dadurch läuft der Busverkehr unbehindert weiter.
Kommen weitere „Bettelampeln“?
Grund für die sogenannte „Prio-Umkehr“ seien die vielen Fußgänger und Radfahrer, die täglich den Weg am Isebek-Ufer nutzen. Man wolle die aktive Mobilität stärken, sagte Tjarks. Am Kaiser-Friedrich-Ufer verlaufe außerdem ein wichtiger Schulweg zu Eimsbütteler Schulen.
Der Senat kündigte an, die neue Ampel in der Bundesstraße in den nächsten Monaten zu beobachten und die Ergebnisse auszuwerten. Auf dieser Grundlage könnten in Zukunft weitere „Bettelampeln“ in Hamburg folgen. Angedacht sind momentan weitere Kreuzungen in Othmarschen, Winterhude und Wilhelmsburg.