Ehemaliges US-Konsulat soll NS-Gedenkstätte werden
Das ehemalige US-Generalkonsulat an der Alster steht zum Verkauf. Die Grünen Eimsbüttel wollen dort eine Gedenkstätte errichten, um an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern.
Von Valentin Hillinger„Das kleine Weiße Haus“: Unter diesem Namen ist das ehemalige US-Konsulat bekannt. Die Villa am Alsterufer steht seit Anfang des Jahres zum Verkauf.
Die Grünen Eimsbüttel fordern nun den Senat auf, das Gebäude zu kaufen und eine Gedenkstätte einzurichten, die an die Taten des Nationalsozialismus erinnert. Während der NS-Zeit saß im Gebäude die Hamburger NSDAP-Zentrale.
Grüne: „Gelegenheit nutzen“
Die Villa soll zu einem „zentral gelegenen Lern-, Gedenk- und Dokumentationsort“ werden, so die Antragstellerin Susanne Hericks von den Grünen Eimsbüttel. Der Ort sei zentral in der NS-Geschichte Hamburgs. Doch die Erinnerung daran fehle bis heute. Der Verkauf der Villa sei dafür eine gute Gelegenheit, heißt es in dem Antrag.
Die Gedenkstätte soll an die Verbrechen des Gauleiters Karl Kaufmann erinnern. Dieser war unter anderem für die Errichtung des KZ in Fuhlsbüttel mitverantwortlich und gilt heute als „wichtigster Nationalsozialist Hamburgs“. Nach dem Kriegsende lebte er bis zu seinem Tod in Hamburg. Er wurde nie für seine Verbrechen während der NS-Zeit bestraft.
Stadt soll Villa kaufen
Wenn es nach den Grünen Eimsbüttel geht, soll der Senat in Verhandlungen mit dem Eigentümer treten und das ehemalige Konsulat kaufen. Sollte es nicht zu einer Einigung kommen, verweisen die Antragsteller auf das Vorkaufsrecht der Stadt. Diese hat unter gewissen Voraussetzungen bei Immobilienkäufen Vorrang.
Betrieben werden könnte der Gedenkort von der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte, die unter anderem die Gedenkstätte im ehemaligen KZ Neuengamme betreut, schlägt Hericks vor. Auch das Museum für Hamburgische Geschichte oder die Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg hält sie für geeignet.
Was sagt der Senat?
Von den Grünen im Senat und der Bürgerschaft bekomme sie positive Signale, so Hericks. Offiziell will sich der Senatssprecher nicht zu dem Vorschlag äußern. Die Bezirksversammlung Eimsbüttel wird sich am 1. Juni mit dem Antrag auseinandersetzen.
Umstrittene Verkehrssituation vor US-Konsulat
Auch die Verkehrssituation vor dem ehemaligen US-Konsulat ist derzeit Thema in der Eimsbütteler Bezirkspolitik. Auslöser dafür war, dass die Vertretung der US-Regierung in die HafenCity umgezogen ist.
Im März hat die Bezirksversammlung beschlossen: Der Autoverkehr an der Alster soll weiterhin verboten bleiben. Stattdessen will die Bezirkspolitik den Fahrrad- und Fußverkehr fördern.
NSDAP-Zentrale an der Außenalster
Ab 1934 richteten die Hamburger Nationalsozialisten ein „Regierungsviertel“ in Rotherbaum und Harvestehude ein. In den Vierteln waren verschiedene Einrichtungen der NSDAP und der Hamburger Stadtverwaltung untergebracht. Die Villen am Alsterufer 27 und 28 wurden 1934 umgebaut und zusammengelegt und wurden als „Gauhaus“, also als NSDAP-Zentrale genutzt.
Das Gebäude war von großer Bedeutung: Historiker Herbert Diercks von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme bezeichnet das „Gauhaus“ als „Machtzentrum, von dem aus die Nazifizierung Hamburgs initiiert, gesteuert und kontrolliert wurde“. Von 1951 bis 2022 nutzte die US-Regierung die Villa als Generalkonsulat für Hamburg und Norddeutschland.
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